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Die Friesenrose

Die Friesenrose

Titel: Die Friesenrose
Autoren: Jutta Oltmanns
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228 von insgesamt 1049 wehrpflichtigen Männer im Alter von 23 Jahren sollten Soldat werden: 152 waren für die Armee, 76 für die Marine bestimmt. Wer dienen sollte, wurde durch Los entschieden. Wer reich war, konnte sich oder seinen Sohnallerdings freikaufen. Es gab Aufstände gegen den Einzug von Soldaten, und das Freikaufen führte zu Unstimmigkeiten unter den Ostfriesen.
    Die freien Friesen, die keine Wehrpflicht kannten, wollten sich nicht „griepen“ (greifen) lassen.
    Die Schiffer aus dem damaligen Kanton Timmel zogen, als sie einen Gestellungsbefehl erhielten, unter der Führung von Jan Zacharias aus Klein-Oldendorf mit Knüppeln bewaffnet nach Aurich. Die Knüppel landeten auf dem Tisch des Präfekten, Kronleuchter zerbarsten, und die Tischglocke samt dem Präfekten wurde aus dem Fenster geworfen. Der Übergriff blieb nicht ungesühnt. Zwischen den Männern und französischen Soldaten kam es zum Gefecht an der „Tatjebrücke“. Geschossen wurde seitens der Fehntjer mit „Lepelsteelen“, den Stielen in Stücke geschlagener Zinnlöffel. Einige Männer konnten ins Moor fliehen, etwa 20 wurden verhaftet. Sie mussten sich vor dem Kriegsgericht verantworten. Sieben von ihnen wurden zum Tode verurteilt, die anderen zu Galeerenstrafen. Kurze Zeit später erschienen 600 Soldaten auf dem Fehn und verhafteten auf Befehl Napoleons alle Männer, deren sie habhaft werden konnten. Viele wurden nach Toulon und nach Lille verschleppt.
    Heute erinnert die Jan-Zacharias-Straße in Mittegroßefehn an den ostfriesischen Freiheitskämpfer und die Zeit unter Napoleon, die sich bei den Ostfriesen als „Griepeltied“ eingeprägt hat. In Timmel macht ein großer Findling auf die blutige Schlacht bei der „Tatjebrücke“ aufmerksam. Die Inschrift des so genannten „Franzosensteins“ lautet: „Nüms een sien Sklaav! Noit! Schippers Upstand tegen Napoleon. Timmel, de 14. April 1811.“ (Niemandem ein Sklave! Niemals! Aufstand der Schiffer gegen Napoleon)
    Der Widerstand der europäischen Völker gegen Napoleonund sein Regime erreichte seinen Höhepunkt nach dessen verlorenem Russlandfeldzug 1812. Im Februar 1813 schlossen sich Preußen, Österreich, Russland und Schweden zum Kampf gegen Napoleon zusammen. In der Völkerschlacht bei Leipzig wurde Napoleon schließlich geschlagen, und alle von ihm besetzten Gebiete Europas wurden befreit. Der Kaiser musste abdanken und wurde auf die Insel Elba verbannt. Erst spät gelangte die Nachricht von der Vernichtung der französischen Armee nach Ostfriesland. Die Einheimischen bewaffneten sich. Die Sturmglocken wurden geläutet und französische Wappen und Schilder beschlagnahmt. Die Franzosen holten Verstärkung aus Groningen, und es kam zu Gefechten. Schließlich wurden die französischen Beamten und Soldaten aus Ostfriesland vertrieben. Kosaken, bewaffnet mit langen Lanzen, halfen bei der Befreiung.
    Nach siebenjähriger Fremdherrschaft rückten wieder preußische Truppen in Ostfriesland ein. Die wehrfähigen Männer wurden aufgerufen, sich zum Kampf für die Befreiung Europas zusammenzuschließen. An der Grenze Ostfrieslands hielten etwa 1000 französische Soldaten die Festung Delfzijl besetzt. Nach einem Treffen mit dem Gouverneur Hamilton auf Helgoland sagten die Engländer Hilfe zu, und am 9. Dezember kamen drei Kutterbriggs von 18 bis 20 Kanonen unter dem Seekapitän Thomas Backer Devon auf der Reede von Emden an. Verstärkt durch die Ostfriesen, ging es am 10. Dezember mit 17 Schiffen von Emden nach Termunterzyl unter dem Schutz der englischen Schiffe. Die Franzosen aber waren auch im Angesicht der Verstärkung durch die Engländer nicht bereit, die Waffen zu strecken. Erst nach einer Belagerung von mehr als sechs Monaten ergaben sie sich.
    Im März 1815 hieß es in einer Pariser Zeitung, dass Napoleon, der die Insel Elba verlassen hatte, bei Cannes mit 1200Mann und vier Kanonen gelandet sei und sich verschiedener Plätze schon bemächtigt habe. Österreich, Preußen, England und Russland schlossen sich gegen Frankreich zusammen, und die Untertanen wurden zum Kampf aufgefordert. Die ostfriesische Landwehr vereinigte sich mit der preußischen Armee. Unter Marschall Blücher eilten die Männer dem verbündeten Heer bei Waterloo zu Hilfe, und die Franzosen erlitten die entscheidende Niederlage. Im Februar 1816 endlich trafen die ostfriesischen Soldaten wieder in ihrer Heimat ein. Napoleon war endgültig besiegt!
    Auf dem Wiener Kongress bestimmten die politisch bevollmächtigten
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