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Die Friesenrose

Die Friesenrose

Titel: Die Friesenrose
Autoren: Jutta Oltmanns
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unter enormen Mühen den Torfabbau im Handstich betrieben. Stückweise wurde das Moor Jahr für Jahr abgetorft und kultiviert. Vom 16. bis ins 18. Jahrhundert wurde der künstliche Wasserweg immer wieder verlängert, bekam zahlreiche Abzweigungen (die Haupt und Nebenwieken) sowie Dreh- und Zugbrücken und weitere Ansiedlungen. Die Siedler der zweiten und dritten Generation bemühten sich um die Anschaffung von Muttjes , Lastkähnen mit flachem Boden und niederlegbarem Mast, mit denen sie den Schwarztorf selbst in die Dörfer und Städte transportieren und dort verkaufen konnten. Schlick und Dünger wurde ins Moor gebracht, um den Boden fruchtbar werden zu lassen. Die nachfolgenden Generationen kamen zu bescheidenem Wohlstand, und langsam setzte eine landwirtschaftliche Nutzung ein.
    Typische Merkmale der Fehnlandschaft sind die kilometerlangen Wasserwege. Hauptkanäle, rechtwinklig dazu angelegte Seitenkanäle (Wieken), Brücken, Schleusen, Mühlen und dazu die wie Perlen an einer Schnur aufgereihten Fehnhäuser.
    Das Wort „Fehn“ stammt aus dem Holländischen und bedeutet Moor oder Torf. Schon Plinius, der römische Schriftsteller (23 bis 78 n. Chr.) schildert mitleidig, wie die Friesen aus dem Moor Nutzen zogen. Sie seien ein „beklagenswertes Volk“ und weiter „mit den Händen gefassten Schlamm mehrdurch den Wind als durch die Sonne trocken werden lassen, an der brennbaren Erde ihre Speisen kochen und damit ihre vom Nordwind erstarrten Eingeweide wärmen“.
    In meiner Geschichte treffen sich Inken und Cirk in einer Kirche im Moor. Ob es schon damals eine Kirche oder einen anderen Versammlungsort für die Gläubigen dort gegeben hat, ist mir nicht bekannt.
    – Politische Lage von 1806 bis 1813
    In den Jahren 1806 bis 1813 war Ostfriesland wechselnden Regierungen ausgesetzt. Nach der gegen die Franzosen verlorenen Schlacht von Jena und Auerstädt verließen im Oktober 1806 die letzten preußischen Soldaten die Provinz. Ostfriesland war den französischen Truppen ausgeliefert, und holländische Truppen setzten, auf Befehl ihres Königs Louis Bonaparte, eines Bruders Napoleons, über die Ems und zogen in Leer ein. Einige Tage später marschierten sie nach Aurich und Emden. Alle preußischen Schiffe wurden beschlagnahmt, der Handel wurde lahmgelegt. Der wirtschaftliche Ruin traf alle: Kaufleute, Reeder, Seeleute, Handwerker sowie Bauern und Arbeiter. Was nutzten reiche Ernten und eine ertragreiche Viehzucht, wenn die Wege zu den Abnehmern versperrt waren? Nur noch wenige Schiffe durften mit königlicher Sondergenehmigung aufs Meer fahren. Das kleine Ostfriesland war unmittelbar vom großen Ringen um die Vorherrschaft in Europa betroffen.
    Im Frieden zu Tilsit 1807 trat Preußen verschiedene Gebiete an Frankreich ab, und Napoleon wies an, dass Ostfriesland, das Jeverland, Varel und Knyphausen dem Königreich Holland als elftes Département angegliedert werden sollten. Derostfriesische Teil des Rheiderlands dagegen kam zur Provinz Groningen.
    Holländisch war nun die alles bestimmende Sprache, und sogar die deutschen Monatsnamen wurden auf königlichen Befehl abgeschafft und durch holländische Namen ersetzt. Das Verhältnis zwischen den Ostfriesen und Holländern war sehr gut. Viele kannten sich als Nachbarn, und manche Familienbande gingen über die Grenze hinweg. Zudem waren die Holländer ebenfalls dazu gezwungen worden, die Befehle fremder Herren auszuführen. Die neue Obrigkeit dagegen wurde abgelehnt. Hohe Steuerlasten lagen auf den Ostfriesen, und die im Land stationierten Soldaten mussten zudem privat von ihnen aufgenommen und verpflegt werden. Nachdem die Franzosen die Kontinentalsperre gegen England verhängt hatten, um den verhassten Gegner in die Knie zu zwingen, wurde das Schmuggeln zu einem einträglichen Geschäft.
    Drei Jahre war Ostfriesland eine holländische Provinz, bis Anfang 1810 französische Truppen in Holland und kurze Zeit später auch in Ostfriesland einfielen. Die Verwaltung wurde nunmehr in französische Hände gelegt. Ostfriesland wurde dem Kaiserreich unter dem Namen „Département de l’Ems oriental“ einverleibt. Jetzt galten die Gesetze Frankreichs in Ostfriesland. Die französische Sprache wurde eingeführt und gleichbleibende erbliche Familiennamen. Gültige Ehen mussten vor dem Maire geschlossen werden, und einheitliche Maße und Gewichte wurden eingeführt.
    Die erste Aushebung von ostfriesischen Soldaten, die für Napoleon kämpfen sollten, fand im Frühjahr 1811 statt.
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