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Die Friesenrose

Die Friesenrose

Titel: Die Friesenrose
Autoren: Jutta Oltmanns
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Bierkonsum wiederzubeleben, da das Brauen in Ostfriesland selbst vorgenommen wurde. Die Anordnungen, Maßnahmen und Strafandrohungen fielen jedoch auf keinen fruchtbaren Boden. Die Resonanz der Untertanen auf „Klebekrautaufgüsse“ und Kaffeeersatz aus Zichorienwurzeln blieb bescheiden.
    1778, im zehnten Jahr des „Teekrieges“, erhielten die ostfriesischen Landstände Anweisungen unter dem Titel:
    „Die Abbestellung des übermäßigen Thee- und Caffeetrinkens.“
    Die Landstände folgten den Anweisungen aber nicht, sondern sprachen sich im Gegenteil für den Tee aus:
    „Die Erfahrung lehrt…, dass der Thee den Geist ermuntere und stärke, insbesondere kranke oder mit schädlicher Leibesconstitution behaftete Personen zur Nahrung diene.“
    Nachdem der „Alte Fritz“ den „Teekrieg“ verloren hatte,kühlte ein anderer Herrscher sein Mütchen an Ostfriesland und dem für die Einheimischen unentbehrlich gewordenen Getränk. Napoleon legte seine Hand auf die Teetrinker, als Ostfriesland 1806 von holländischen Truppen unter Befehl ihres Königs Louis Bonaparte besetzt wurde. Um England in die Knie zu zwingen, verbot Frankreich jeglichen Handel mit den Engländern und erließ die Kontinentalsperre. Dies führte zu schweren wirtschaftlichen Einbußen an der Nordseeküste. Ohne Erlaubnisschein durfte kein Schiff ausfahren. Bald fehlte es an Lebensmitteln, Kleidung und nicht zuletzt am begehrten Tee. Zusätzlich wurden die ostfriesischen Bürger von einer höheren Steuerlast niedergedrückt, und so wurde der Schwarzhandel zu etwas ganz Alltäglichem und Helgoland zum Himmel auf Erden für ostfriesische Schmuggler. Bei mondfinsterer Nacht und besonders gern bei Nebel machte man sich von den Küstenorten und Inseln auf zu der Felseninsel, die zum Königreich England gehörte – immer den sicheren Tod vor Augen, mit dem erwischte Schmuggler bestraft wurden. Gut eingespielt mussten die Schmugglerbanden sein, denen Lichtsignale den Heimweg wiesen. Die Ladung verschwand in Kammern und Scheunen, in Gruben und unter Misthaufen. Wenn die Luft dann wieder rein war, wurde sie auf Landwegen zu ihren Bestimmungsorten gebracht, nicht selten sogar bis nach Bremen und Hamburg. Doch auch der Transport war gefahrvoll, denn die Straßen wurden von den Franzosen streng bewacht.
    Erst als während der Befreiungskriege die Kontinentalsperre aufgehoben wurde, gelangte auch der Tee wieder ohne Gefahr nach Ostfriesland.
    Es gab Kritiker, insbesondere auch Ärzte, die sich gegen den Genuss von Tee aussprachen. Als ein Beispiel dafür stehendie folgenden Worte von Johann Christian Reil, Professor der Medizin, gestorben im Jahr 1813:
    „Die ostfriesischen Weiber, die dem Thee-Soff am meisten ergeben sind, leiden an vielen Krankheiten. All ihre Organe sind erschlafft, ihr Säfte rozzicht und stinkend, wie eine faulende Pfütze. Sie sind stets beklommen … ohne Geist und Leben … und rölpsen in Gesellschaft mehr, als sie darin sprechen. All diese Krankheiten und mehr kommen bei ihnen aus der Thee-Kanne, wie aus der Büchse der Pandora, hervor.“
    Demgegenüber gab es aber auch mehr und mehr Befürworter. So schrieb der Historiker Onno Klopp1865:
    „Der Kaffee und der Tee beginnen als Ersatz für die spirituösen Getränke ihre sänftigende und mildernde Einwirkung auf das Familienleben.“
    Aus dem kostspieligen Gebräu für die Reichen war ein Volksgetränk geworden.
     
    – Entstehung der Fehne
    Einst war Ostfriesland vom Moor umgeben. Etwas Geheimnisvolles, Schauriges umwob die unwegsame Landschaft mit dem seltsam nachgiebigen Boden. Sagenumwobene fleischfressende Pflanzen und Felder von Wollgrasbüscheln finden sich in den Erzählungen über das Moor wieder.
    Im Jahre 1633 gründeten vier wohlhabende Emder Kaufleute das erste von 16 großen ostfriesischen Fehnen – Großefehn (nicht gleichbedeutend mit dem heutigen Großefehn, das aus verschiedenen Gemeinden besteht). Durch die aus den Niederlanden stammende Technik der Verfehnung wurde das Hochmoor kolonisiert. Die Fehnkultur erfolgte durch systematischeEntwässerung des Moores durch den Bau eines schiffbaren Kanalnetzes.
    Auf dem Fehntjer Tief , einem kleinen Flusslauf, der von Großefehn bis nach Emden führt und abschnittsweise das frühere Fließgewässer Flumm nutzt, wurde der Torf abtransportiert. Er war wegen Holzmangel als Brennstoff begehrt.
    Zu beiden Seiten der Kanäle legte man Wege an, und dort standen auch die Katen der ersten Siedler, die in Untererbpacht und
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