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Die Freundin meines Sohnes

Die Freundin meines Sohnes

Titel: Die Freundin meines Sohnes
Autoren: Lauren Grodstein
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Ich holte Luft, legte den Arm um meine Frau. Seit vielen Monaten hatten wir uns nicht mehr so berührt.
    »Kann sein, dass ich eines Tages meine Meinung ändere.«
    »Ich weiß. Ist okay.«
    So saßen wir da, ich hatte den Arm um ihre Taille gelegt und spürte die weiche warme Haut unter ihrer geblümten Bluse. Meine Frau, mein Hauseingang, meine Forsythien an der Einfahrt. Ich hatte genug angestellt, um alles das zu verlieren, und doch war es noch da.
    »Ich geh mal rein«, sagte sie. »Ich mach eine Gemüsepfanne zum Abendbrot.«
    »In Ordnung.«
    »Im Kühlschrank steht Weißwein. Von den Flaschen aus dem Keller. Ich könnte ihn aufmachen, wenn du möchtest.«
    »Klingt toll.« Sie ging die knirschenden alten Stufen hinauf, diese wunderbare, wunderbare Frau, machte die Tür auf undhinter sich zu, und wieder fiel mein Blick auf den Transporter, auf das SEE COLORADO, und wieder fühlte ich mich so verloren.
     
    Da sitze ich also auf dem Treppenabsatz dieses alten viktorianischen Hauses, das wir vor fünfundzwanzig Jahren gekauft haben, als wir von Kindern träumten und nur so strotzten vor Leben, nur so strotzten vor Wünschen und vor Hoffnung. Meine Frau ist drinnen und macht das Abendessen. Im Kühlschrank steht eine Flasche Weißwein. Ich schließe die Augen und lehne den Kopf an das Holzgeländer, das von der Treppe bis an die Haustür führt. Ob ich diese Nacht in meinem alten Bett schlafen werde? Ob Elaine zu mir ins Atelier kommen wird? Mit mir schlafen wollen wird? Ob mir sogar das noch vergönnt ist?
    Etwas stapft hinter mir. Ein junger Mann mit einer schweren Kiste.
    Alec«, sage ich. Von allem Guten, das mir heute unverdient widerfahren ist, will ich das am meisten.
    »Alec«, sage ich noch einmal, stehe auf und gehe auf ihn zu. Er beachtet mich nicht, balanciert die Kiste auf einem Knie, während er die Hecktür des Transporters öffnet. Ich stehe neben meinem Sohn. Schon lange habe ich nicht mehr so dicht neben ihm gestanden. Ich sehe zu, wie er die Kiste auf die Ladefläche des Transporters hievt. Das Auto ist mit seinen Sachen vollbepackt: Leinwänden und Kleidung, Malerpaletten und Staffeleien. Seinem Radio. Seinem Samsonite-Koffer. Wenn er noch einen Augenblick da ist, gehe ich die Bücher aus seinem Atelier holen. Da ist der Stapel mit den alten Zeitschriften. Die Kurzgeschichten, die sein Freund ihm dagelassen hat. Wenn er noch einen Augenblick bleibt, helfe ich ihm …
    »Alec …«, sage ich, da schlägt er die Hecktür wieder zu.Klettert auf den Fahrersitz. Mein Sohn, er ist so groß. Weiß so genau, wohin er will.
    »Alec …« Aber es ist zu spät. Ich sehe zu, wie er den Motor anlässt und die Pearl Street entlang davonfährt. Am Ende der Straße biegt er links ab. Er fährt nach Norden, in Richtung Palisades Parkway. Der Transporter hat eine schwärzliche Ölspur auf unserer Einfahrt und in unserer Straße hinterlassen, mit der fände er wie Hänsel zurück, wenn er mal wieder nach Hause kommen muss.
    Vorläufig wird er allerdings nicht zurück nach Hause kommen.
    Aber ich darf nicht, ich will nicht verzweifeln. Eines Tages, so Gott will, wird mein Sohn es verstehen. Er wird eigene Kinder haben, und dann wird er es verstehen. Es gibt nichts, was ein Vater nicht für seine Kinder tun würde. Er würde stehlen, er würde plündern, er würde sich selbst beschmutzen. All das ist nicht wichtig, Hauptsache, das Kind ist in Sicherheit. Eines Tages, das weiß ich, wird mein Sohn es verstehen: Alles, was ich in meinem Leben je getan habe – habe ich für ihn getan.

DANKSAGUNG
    A ls Erstes möchte ich den Ärzten in meinem Leben danken: Dr. Brust für den Faktencheck; Dr. Erlebacher für die großartige Idee; Dr. Gross dafür, dass er mir die komische Seite der Kinderheilkunde gezeigt hat; und Dr. Grodstein dafür, dass er so ein phantastischer Vater ist. Dank auch an Elliot Grodstein, den angehenden Arzt, der mir stets eine große Stütze ist. Dank an die Kennedys, besonders an Jessy, für den perfekten Titel, das präzise Lektorat und die unschätzbare Freundschaft. Danke an meine Schriftsteller und Leser: Kelly Braffet, Gordon Haber, Hannah Harlow, Val Kiesig, Binnie Kirshenbaum, Adam Mansbach und Lisa Zeidner, die nicht nur die verschiedenen Manuskriptfassungen gelesen, sondern auch aufgepasst haben, dass ich etwas esse. Meine geliebte Großmutter, die verstorbene Carolyn Edelstein, hat eine frühe Fassung gelesen und mir immer Mut gemacht. Adele Grodstein hat den Beweis erbracht, dass beides
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