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Die Freundin meines Sohnes

Die Freundin meines Sohnes

Titel: Die Freundin meines Sohnes
Autoren: Lauren Grodstein
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wirklich nicht …«
    »Halt den Mund, Joe. Halt einfach den Mund. Doch, wir müssen. Wir alle. Pete, erzähl uns, was du gemacht hast.«
    »Ich werde nichts zugeben, was ich nicht getan habe, Iris.«
    »Ich weiß immer noch nicht, warum meine Tochter abgehauen ist, Pete. Ich verstehe immer noch nicht, warum sie hysterisch geworden und verschwunden ist. Ich weiß nicht, warum sie Blut an ihren Schlafsachen hatte. Weiß nicht, warum sie dich beschuldigt, sie … wessen sie dich beschuldigt hat. Meine Tochter ist keine Lügnerin.«
    »Es war Blut an ihrem Schlafanzug?«, fragte Alec.
    »Pete?«, sagte meine Frau.
    Gestern Morgen. Laura Stern in ihrer spärlichen Nachtwäsche, ihrem spärlichen Morgenmantel. Halbbekleidet in einer Küche. Da lebte Roseanne Craig am Saranac Lake noch.
    Ich sagte nichts. Schaute auf meine verschränkten Hände.
    »Ich höre.«
    Empörend. Sie war die Mörderin, sie war diejenige, die die eigene tote Tochter in einen Müllcontainer neben der Stadtbücherei von Round Hill geworfen hatte, aber mich beschuldigte sie einer unsäglichen Tat. Vermittelte ihrer Mitbewohnerin den Eindruck, sie sei vergewaltigt worden. Richtete es so ein, dass ihre Eltern den Äußerungen dieser Mitbewohnerin Glauben schenkten.
    »Pete, wenn du etwas zu sagen hast …«
    »Wisst ihr eigentlich, was sie gemacht hat, eure Tochter?« Ich wollte sie nicht mehr schützen. »Früher, als sie noch an die Highschool ging? Als sie schwanger wurde?« Ich wollte diese Menschen nicht mehr mit der Wahrheit verschonen. Ich hatte recht, und Laura hatte unrecht. Ich hatte sie nicht vergewaltigt. Ich war im Recht.
    »Pete?«
    »Sie hat sich von der halben Schule hinter dem Müllcontainer am Grand Union vögeln lassen. Darum ist sie schwanger geworden, Iris. Frag Joe, er weiß es. Da ist sie geschwängert worden. Sie könnte ihre verdammten Beine nicht zusammenhalten.« Ich staunte über den Zorn, den ich in mir hatte und der meinen Mund bewegte, immer weiter bewegte. Auf einmal sprudelte es nur so aus mir heraus, ich war nicht mehr zu stoppen. »Da ist sie schwanger geworden, eure heißgeliebte Tochter, die niemals lügt. Das hat sie damals …«
    »Pete?«, sagte mein alter bester Freund. Er wollte seine Tochter schützen, seine Frau – tja, ich wollte meinen Sohnschützen. Indem ich die Wahrheit aussprach. Endlich. »Pete, bitte.«
    Ich kochte innerlich, konnte nicht aufhören. »Und ich sag euch noch was. Das Kind hat gelebt«, sagte ich. »Es kam lebend zur Welt. Sie hat ihm mit dem eigenen Knie den Schädel eingeschlagen. Und da wollt ihr mir erzählen, sie wäre stabil, ja? Mir erzählen, was sie auch sagt, dem sollte man Glauben schenken? Ihren Anschuldigungen sollte man Glauben schenken? Eure Tochter ist eine Mörderin!«
    »Peter!«, sagte Elaine.
    »Also erdreistet euch nicht, hierher zu kommen, um solche Anschuldigungen und solchen Blödsinn und die Lügen eurer Tochter vorzubringen. Sie ist eine Mörderin .«
    »Peter!«, sagte Elaine noch einmal.
    »Raus aus meinem Haus«, sagte ich. »Raus aus meinem verdammten Haus.«
    »Pete?«, Joe, mein ältester bester Freund.
    »Was für Anschuldigungen, Pete?«, fragte meine Frau.
    »Das ist nicht wahr«, sagte Iris. »Was du eben gesagt, ist nicht wahr.« Gut möglich, dass sie sogar weinte.
    »Von wegen nicht wahr«, sagte ich und stand auf. »Komm du mir nicht mit solchen Anschuldigungen, sag du mir nicht, was wahr ist und was nicht! Ich kenne die Wahrheit. Dein Mann kennt die Wahrheit. Deine Tochter ist eine Mörderin, das ist die Wahrheit.«
    Mein Sohn stand vor mir, mein Sohn hatte bereits die Faust geballt, und ich hatte es nicht gemerkt. Sie traf mit einer solchen Wucht auf mein Kinn, dass ich zurück aufs Sofa fiel.
    »Alec!«, schrie Elaine. Die Übrigen im Raum schwiegen geflissentlich. »Himmel, Alec! Pete, alles in Ordnung?« Elaine drehte sich zu mir um. »Alles in Ordnung mit dir?«
    Joe und Iris saßen weiter auf der Couch gegenüber. Irisweinte jetzt, Tränen liefen ihr über die Wangen. Alec stand in der Ecke und rieb sich die Faust. Ich bewegte für einen Moment mein Kinn. Er hatte eine ganz schön starke Faust, Alec, wirklich. Einen ganz schön kräftigen Schwung. Genau wie sein alter Herr.
    »Raus aus diesem Haus.«
    »Pete?«, Joe, mein ältester bester Freund.
    »Raus aus meinem Haus.«
    Etwas anderes brachte ich nicht über die Lippen. Mein Mund schmeckte, als wäre er voller Blut. Ich schloss die Augen und wartete, dass sie alle gingen, und nach einer
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