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Die Freundin meines Sohnes

Die Freundin meines Sohnes

Titel: Die Freundin meines Sohnes
Autoren: Lauren Grodstein
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ausgeschlossen wäre, dass sie Blut an ihre Sachen bekommen kann. Als ob sie das, was sie hinter dem Müllcontainer am Grand Union getan hat, nicht getan hätte. Als ob sie ihremeigenen Kind nicht mit dem Knie den Schädel zertrümmert hätte. Und als ob sie das alles nicht auf eine schwierige Kindheit geschoben hätte.
    »Iris, ich weiß nicht, wie ich dir beweisen soll, dass das nicht stimmt. Du wirst mir einfach glauben müssen.«
    »Warum ist sie dann abgehauen, Peter? Warum ist sie verschwunden?«
    »Ist etwas mit Laura?« Elaine kam ins Wohnzimmer, gefolgt von Alec. Sie waren fröhlich, unbeschwert, hatten Sweatshirts an. Tadellose Zeugen. Meine Geschworenen.
    »Sie wird vermisst«, sagte Iris.
    »Was soll das heißen, sie wird vermisst?«, fragte Elaine.
    »Sie hat gestern Abend ihren Koffer und ihren Pass genommen und ist verschwunden.«
    »Sie wird vermisst ?« Alecs Stimme ging in Alarmbereitschaft.
    »Alec, ich dachte, du warst gestern Abend bei ihr.« Er war der Erste, an den Elaine dachte.
    »Nein!«, sagte er. »Nein, nach der Arbeit bin ich mit ein paar Leuten von da noch unterwegs gewesen, wir sind ins Film Forum gegangen, haben ein paar Bier getrunken. Ich hab Laura auf dem Handy angerufen, ob sie mitkommen will, aber sie ist nicht rangegangen. Wisst ihr, wo sie hin ist?«
    »Sie wird vermisst, Alec«, sagte Iris. »Das sagen wir doch. Wir haben keine Ahnung.«
    »Was ist mit Wendy? Was hat Wendy gesagt?«
    Joe und Iris schwiegen beide. Sie wollten mich nicht vor meiner Familie beschuldigen. Aber sie sahen mich an.
    »Dad?« Alec saß auf dem Polsterstuhl mir gegenüber. Er hatte seine Pranken auf den Knien liegen. Seine Stimme klang vorsichtig. »Dad, weißt du, wo sie hin ist?«
    »Ich habe keine Ahnung.« Ich sah Joe und Iris an. Sie schauten erwartungsvoll. Sie erwarteten, dass ich gestand.»Aber ich hab sie gestern besucht«, sagte ich. Ich würde mich erklären, so gut ich konnte.
    »Du hast sie besucht?« Alecs Stimme gewann an Volumen. »Warum hast du sie besucht? Was hast du mit ihr zu schaffen?«
    »Warum hast du sie besucht?«
    »Pete?«, fragte Elaine. »Bist du deshalb in die Stadt gefahren?«
    »Ich habe Laura besucht«, sagte ich ein wenig dümmlich. »Gestern Vormittag hab ich sie besucht.«
    »Was?«
    »Ich wollte nur mit ihr reden.« Elaine saß neben mir auf der Couch, Joe und Iris saßen uns auf dem Sofa gegenüber. Alec auf dem Polsterstuhl. Eine vorstädtische Paradeszene, eine Wohnzimmer-Komödie.
    »Was hast du ihr gesagt, Dad?« Mein Sohn durchbohrte mich mit Blicken. »Was hast du gesagt?«
    »Ich wollte mich bloß mit ihr darüber unterhalten, warum sie dich nach Paris mitnehmen will. Ich wollte wissen, wie sie sich das denkt. Was sie vorhat.«
    »Du hattest nicht das Recht …«
    »Lass ihn ausreden, Alec.«
    »Sie hat mir von dem Klamottenladen erzählt«, sagte ich. »Und dass du Bilder auf der Straße verkaufen sollst.« Ich schaute meinen Sohn an. »Ich wollte wissen, warum sie möchte, dass du mitkommst.«
    »Das hätte ich dir sagen können, Dad«, schleuderte er mir entgegen. »Weil sie mich liebt, darum. Für dich vielleicht schwer zu glauben, ich weiß, aber …«
    »Nein«, sagte ich. Ich konnte nicht zulassen, dass er weiter so denkt. »Tut mir leid, aber das hat sie nicht gesagt, nein.«
    Er erhob sich, machte Anstalten, auf mich zuzukommen.
    »Alec!«, rief Elaine. »Lass deinen Vater ausreden.«
    »Du weißt einen Scheißdreck …«
    »Pete«, sagte Iris, »was hat sie gesagt?«
    »Sie liebt mich. Du kapierst gar nichts, weißt du das? Sie liebt mich . Du kannst das nicht verstehen, das ist mir klar, aber könnte sein, dass es außer dir noch jemanden gibt, der mich liebt. Du bist nicht der Einzige auf der Welt, der Ansprüche auf mich erhebt …«
    »Sie hat gesagt, dass sie sich bei Alec beschützt fühlt.« Ich unterbrach meinen Sohn nicht gern, aber mir blieb nichts übrig. »Sie benutzt dich, Alec. Das ist alles.«
    »Leck mich, Dad. Du weißt einen Scheißdreck. Du hast nicht die leiseste Ahnung …« Er stand jetzt. Er war soweit, alles gegen mich aufzufahren, was er in petto hatte, groß und kräftig, aber auch ohnmächtig, weil er nicht wusste, was er tun sollte. Was konnte er denn auch tun außer da stehen und zuhören?
    »Und was hast du danach gemacht?«, fragte Iris dumpf durchs Zimmer.
    »Iris.« Joe legte die Hand auf ihren Arm. »Wir brauchen nicht …«
    »Nein«, sagte sie. »Nein. Ich möchte hören, was er sagt.«
    »Iris, wir brauchen das
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