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Die Frauen von Clare Valley

Die Frauen von Clare Valley

Titel: Die Frauen von Clare Valley
Autoren: Monica McInerney
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seines neuen Jobs diverse Termine in Sydney hatte. Er war in seiner Firma nun für den gesamten australisch-asiatischen Markt verantwortlich. Es sei der richtige Zeitpunkt, wieder nach Hause zu kommen, hatte er gesagt und sich gleich nach einem Heim und einer Schule umgesehen. Das neue Haus bot Platz für vier Personen. Denise würde folgen. Doch erst musste sie ihr eigenes Unternehmen in Hongkong abwickeln, und außerdem wollte sie, dass Lily dort das Schuljahr beendete.
    Alle hatten sich mit großer Besorgnis gefragt, wie Ellen wohl auf diese Neuerungen reagieren würde. »Es wird sich alles bestens fügen«, hatte sie zu Lola und danach auch zu Bett, Carrie und Geraldine gesagt. Den Spruch hatte sie von Lola.
    »Man muss es nur oft genug sagen, dann trifft es auch ein«, hatte Lola ihr einst empfohlen.
    Lola hatte Mühe gehabt, Ellens E-Mail auszudrucken, doch dann war Luke vorbeigekommen und hatte in seiner ruhigen Art das Problem gelöst, die E-Mail geöffnet und den Drucker wieder in Gang gebracht. Lola und Margaret hatten jeweils einen eigenen Computer. Sie wollten nicht darüber streiten, wer länger vor dem Rechner sitzen durfte.
    Luke war in Begleitung von Emily gekommen. Sie unternahmen, wenn Luke in Clare war, fast alles gemeinsam. Und es sah ganz so aus, als wäre dies in Zukunft noch häufiger der Fall. Luke war eine Stelle in Clares größtem Elektronikfachgeschäft angeboten worden; er sollte die Computerabteilung aufbauen.
    »Bei euch beiden läuft es gut?«, hatte Lola Emily kurz fragen können, als Luke zu seinem Wagen gegangen war, um ein Kabel zu holen.
    Schwups – schon war sie rot geworden.
    »Das sehe ich gern«, hatte Lola lächelnd gesagt. »Es ist also ernst?«
    Emilys Gesicht war noch dunkler angelaufen. Sie hatte genickt. »Es ist, als wäre er meine beste Freundin in männlicher Gestalt«, hatte sie fassungslos gestanden. »Wir können über alles reden.«
    »Das klingt ganz wundervoll«, hatte Lola erwidert.
    Patricia, so hatte Lola zu ihrer Freude festgestellt, war mit Emily sehr einverstanden. Als Mutter eines Sohns konnte Lola sehr gut nachvollziehen, wie Patricia bei Lukes erster ernsthafter Beziehung empfand. »Ich mag sie sehr«, hatte Patricia festgestellt. »Nicht, dass ich etwas sagen würde, wenn dem nicht so wäre.«
    »Wir müssen sowieso nichts sagen«, hatte Lola gelacht. »Offenbar genügt ein Blick.«
    Als Luke und Emily fort waren, hatte Lola gleich alles an Margaret berichtet. Sie hatten viele Gesprächsthemen, und die Beziehung zwischen dem jungen Paar war nur eines davon. Ihre Wohngemeinschaft gestaltete sich weit besser, als sie zu hoffen gewagt hätten. Natürlich ruckelte es bisweilen. Das hatten sie erwartet. Zwei sehr unabhängige Frauen unter ein und demselben Dach. Doch sie hatten früh schon eine gute Möglichkeit gefunden, damit umzugehen. Per Zettel auf dem Küchentisch. »Ich scheue die Konfrontation, Lola«, hatte Margaret gesagt. »Wenn ich dir solche Dinge ins Gesicht sagen müsste, würde ich irre.«
    Die Probleme und Botschaften waren bislang sehr milde. Der größte Knackpunkt war, dass Lola, nun, etwas entspannter als Margaret war. Bitte denk daran, die Milch wieder in den Kühlschrank zu stellen , hatte Margaret einmal geschrieben. Bitte leg das Telefon hinterher wieder auf die Ladestation.
    »Das wird erst richtig anstrengend, wenn ich wirklich den Verstand verliere, Margaret. Ich sehe es jetzt schon vor mir. Lola, denk bitte daran, dich anzuziehen, bevor du aus dem Haus gehst. Lola, hast du dein Gebiss im Mund? Lola, bitte keinen Gin schon vor dem Frühstück. «
    Lola hatte Margaret erst einen Zettel geschrieben, einen Monat nach ihrem Einzug. An diesem Morgen hatte sie nach dem Aufwachen aus dem Fenster geschaut, und ihr war aufgegangen, wie glücklich sie war. Geborgen. Zufrieden.
    Ich danke dir so sehr, dass ich hier wohnen kann. Und das mit der Milch tut mir leid.
    Lola hatte den Blick aus ihrem Motelzimmer gemocht. Doch der Blick aus ihrem Zimmer in Margarets Heim (»Es ist unser Heim, Lola«, sagte Margaret ständig, aber an den Ausdruck hatte sich Lola noch nicht gewöhnt) war noch viel schöner. Ein künstlicher See. Einige Hügel. Eine Reihe Eukalyptusbäume. Nachts hörte man Kookaburras. Morgens Elstern. Jeden Abend kam ein Gartenfächerschwanz und hüpfte über den Rasen. Lola und Margaret waren beide gern allein. Sie hatten genügend Ablenkung durch die Babytruppe und die gelegentliche Arbeit im Wohltätigkeitsladen, doch sie
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