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Die Frauen von Clare Valley

Die Frauen von Clare Valley

Titel: Die Frauen von Clare Valley
Autoren: Monica McInerney
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du weißt, wie es mir geht. Du hast fünf Mal täglich angerufen.«
    Bei der Gelegenheit hatte er berichtet, dass sie sich mehrere Pensionen angesehen, ihre Pläne aber zunächst auf Eis gelegt hatten.
    »Wieso?«, hatte Lola gefragt, obwohl sie etwas ahnte.
    »Wir haben das Gefühl, dass wir nach diesem Vorfall nichts überstürzen sollten.«
    »Blödsinn«, hatte sie erwidert. »Wenn überhaupt, sollte das ein weiterer Ansporn sein, hier fortzuziehen. Das Valley ist offenbar eine Brutstätte des Verbrechens.« Dann hatte sie sich seiner erbarmt und gelächelt. »Darling, mir ist nichts geschehen, wie oft soll ich das noch sagen? Bitte, setzt eure Pläne in die Tat um. Zieht gleich morgen weiter, wenn ihr das Richtige findet, dann kümmere ich mich um den Verkauf des Motels. Bis dahin amüsiere ich mich mit der Frage, wo ich meine müden Gebeine künftig ruhen werde.«
    Lola hatte mit der Leiterin des Altersheims gesprochen. Die Broschüre von der ersten bis zur letzten Seite durchgelesen. Vieles sprach dafür. Das Altersheim war sauber, freundlich, außerdem kannte Lola viele der Bewohner. Sie hatte schon kurz davor gestanden, ihren Namen auf die Warteliste zu setzen, da war Margaret zu einer nachmittäglichen Kartenrunde in das Motel gekommen.
    In den Spielpausen hatte Lola ihr von Jims und Geraldines Plänen erzählt. »Und ich ziehe dann wohl am besten in das Altersheim«, hatte Lola ihre Schilderung beendet.
    Margaret hatte augenblicklich widersprochen. »Da sehe ich dich überhaupt nicht. Du brauchst doch deine Unabhängigkeit.«
    »Noch ja, mag sein. Aber in einem Jahr brauche ich wahrscheinlich nichts dringender als Kunststofflaken und ein Lätzchen.«
    »Lola, nun hör doch auf. Also, ich werde dir nun etwas vorschlagen, und ich will, dass du in Ruhe darüber nachdenkst und nicht sofort Nein sagst. Warum ziehst du nicht zu mir? In meinem Haus ist so viel Platz. Noch dazu ist alles ebenerdig. Ohne Stufen. Ich hätte dich sehr gern um mich.«
    »Margaret, ich bin eine alte Dame.«
    »Ich bin selbst in dieses Alter unterwegs.«
    »Und ich werde auch nicht jünger. Oder rüstiger.«
    »Na, Gott sei Dank. Ich habe so schon Mühe, mit dir mitzuhalten.«
    »Aber du lebst seit so vielen Jahren allein. Ein Besuch, hin und wieder, ist die eine Sache, doch als Dauereinrichtung?«
    Margaret lachte. »Lola, ich bin keine Studentin, die ein Zimmer mit dir teilen will. Ich habe massig Platz.«
    Das allerdings stimmte. Margaret besaß ein großes Haus mit vier Schlafzimmern, in einem wirklich schönen Stadtviertel, mit Blick über die Hügel und Weinberge.
    »Du planst also, meine Vermieterin zu werden?«
    »Genau, und sonntags inspiziere ich dein Zimmer. Lola, natürlich nicht. Ich dachte an eine Wohngemeinschaft.«
    »Wie Felix und Oscar in Ein seltsames Paar ?«
    »Ich hoffe nicht. Du bist doch nicht etwa Sauberkeitsfanatikerin oder gar Messie?«
    »Weder noch. Ich bin ausgesprochen stubenrein.« Das hatten ihr die vielen Jahre in Motelzimmern gelehrt, als sie immer auf dem Sprung sein musste, um ihr Zimmer notfalls für einen zahlenden Gast zu räumen. »Ich würde dir natürlich Miete zahlen. Die ortsübliche Rate.«
    »Und was sollte ich mit dem Geld anfangen? Drogen kaufen? Lola, du würdest dich am Essen und an den Rechnungen beteiligen, aber warum sollte ich dich Miete zahlen lassen? Im Ernst, wäre das nicht die perfekte Lösung?« Dann hatte Margaret in den Verkäufermodus umgeschaltet. Sie waren langjährige Freundinnen. Beide verwitwet. Sie hatten viele Gemeinsamkeiten – ein Interesse an Büchern und Musik, kannten die gleichen Leute, und dann war da noch die künftige Babytruppe. Das Haus hatte zwei Wohnbereiche und einen großen Garten. Außerdem kannten sie sich gut genug, um zu äußern, wenn sie etwas störte, oder nicht?
    Lola hatte erwidert, dass sie darüber schlafen wolle. Sie war in ihr Zimmer gegangen, hatte mit Anna darüber gesprochen, ein wenig geschlafen und dann Margaret angerufen und zugesagt. Sie beschlossen, dass Lola Ende Januar einziehen sollte. Das würde Jim und Geraldine den nötigen Freiraum geben, um in Ruhe den nächsten Schritt zu planen. Noch aber wollten Lola und Margaret alles für sich behalten und ihren Plan erst im neuen Jahr verkünden.
    »Was möchtest du als Vorspeise, Lola?« Ellen war mit den Servietten fertig. Nun spielte sie Kellnerin und nahm der Reihe nach die Bestellungen auf. »Krabbencocktail oder Schinken mit Melone?«
    »Die Krabben, bitte. Danke,
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