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Die Frau im Rueckspiegel

Die Frau im Rueckspiegel

Titel: Die Frau im Rueckspiegel
Autoren: Julia Arden
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lange würde diese Versöhnung anhalten? Wann würde es die nächste Konfrontation geben und damit enden, daß sie einander stehenließen? Sie beide waren so unterschiedlich, das konnte nicht gutgehen. Rebecca lebte, abgesehen von Hanna, ziemlich isoliert in einer Villa gigantischen Ausmaßes, war es gewohnt, den Ton anzugeben, und vermied es, Freundschaften zu schließen.
    Sie, Christiane, konnte sich gerade mal sechzig Quadratmeter in einem durchschnittlichen Mietshaus leisten, mochte Leute mit Befehlston eigentlich nicht leiden und brauchte Menschen um sich, ging auf sie zu. Wie sollte das jemals zusammenwachsen? Das war nahezu unmöglich!
    Dennoch stand Christiane zwanzig Minuten später vor dem großen schmiedeeisernen Tor im Akazienweg und schaute hoch zu Rebeccas Haus.
    Verdammt, ich liebe sie! Und auch wenn die Chance nicht groß ist, vielleicht kann ja doch was draus werden. Zumindest muß es eine Möglichkeit geben, den Streit zu beenden. Sich aus dem Weg zu gehen, ist doch keine Lösung.
    Wie auf Stichwort öffnete sich das Tor vor Christianes Wagen. Rebecca mußte sie vom Fenster aus gesehen haben. Stand sie schon lange dort? Christiane fuhr die Auffahrt zum Haus hoch, stoppte ihren in die Jahre gekommenen Kombi. Als sie ausstieg, öffnete Rebecca die Haustür. Sie sahen sich an.
    »Ich habe gehofft, daß du kommst«, sagte Rebecca. Sie streckte Christiane die Arme entgegen. »Es tut mir leid, wie ich reagiert habe.«
    Christiane ging zu Rebecca, blieb jedoch gute zwei Meter vor ihr stehen. Sie atmete einmal tief durch. »Deinen Sinneswandel kannst du aber nicht einfach schön einpacken und verschenken«, sagte sie seufzend.
    »Komm doch erst mal rein«, bat Rebecca und führte Christiane ins Wohnzimmer. »Und was ist so falsch daran?« fragte sie dort. Sie bot Christiane mit einer Handbewegung Platz an. Christiane schüttelte jedoch den Kopf. Sie war viel zu unruhig, um sich auf ein Sofa zu setzen. Sie mußte sich bewegen, hin und her laufen. »Du machst es mir damit nur schwerer«, beklagte sie sich. »Wenn ich jetzt nachgebe, sieht es so aus, als tue ich es wegen dieser verdammten Sponsorenschaft und nicht weil ich . . .« Dich liebe , hatte sie sagen wollen, hielt jedoch inne.
    »Weil?«
    »Weil ich mich dazu entschlossen habe.«
    Rebecca trat zu Christiane, so daß die stehenblieb. »Heißt das, du nimmst meine Entschuldigung nicht an?« fragte sie irritiert.
    »Doch. Nur . . . das ist nicht der Punkt.« Christiane wußte nicht so recht, wie sie es anbringen sollte. Für sie war die Welt nicht wieder in Ordnung, wie sie es für Rebecca zu sein schien. Die meinte wohl, wo sie nun über ihren Schatten gesprungen war, sei die Sache ausgestanden.
    »Was ist denn der Punkt?« wollte Rebecca wissen.
    Christiane suchte nach den richtigen Worten. Aber es fiel ihr nichts Besseres ein als die einfache Formel: »Wir sind zu verschieden.« Christianes Stimme schwankte. »Es wird nicht funktionieren.«
    Rebecca sah sie stumm an. Dann nahm sie Christiane in die Arme, streichelte ihren Rücken. »Du weißt doch, wie es heißt: Gegensätze ziehen sich an. Und das stimmt in unserem Fall doch. Oder?«
    »Ja«, konnte Christiane nicht umhin zuzugeben. »Aber was weiter? Wie es aussieht, reicht die Anziehung nicht aus, die Gegensätze zu überbrücken.«
    Rebecca runzelte die Stirn. »Solch drastische Feststellung wegen eines Mißverständnisses?« Sie gab Christiane wieder frei. »Wir kennen uns erst ein paar Wochen! Da ist so was doch normal.«
    »Das war kein Mißverständnis. Das war Mißtrauen«, versuchte Christiane ihre Zweifel besser zu erklären. »Das ist etwas anderes. Die Ursachen sind andere. Eben die, daß wir zu verschieden sind.« Das mußte Rebecca doch auch sehen! Christiane seufzte. »Ich bin im besten Fall ein Rohdiamant. Zu dir gehört eindeutig was edel Geschliffenes.«
    Ein Schmunzeln huschte über Rebeccas Gesicht. »Ach, Schatz.« Sie berührte sanft Christianes Wange. »Ich habe genug Edles um mich herum. Ich finde gerade deinen Rohzustand so anziehend.«
    Jetzt trat Rebecca einen Schritt zurück. »Du hast ja recht. Wir sind verschieden. Aber das war nicht der Grund, warum ich auf Judiths Worte so extrem reagierte.«
    »Was denn dann?«
    »Der Grund dafür war, daß sich in diesem Moment in meinem Kopf alles wieder zusammensetzte. Alle fehlenden Erinnerungen kamen plötzlich zurück. Leider auch die an ein Gespräch zwischen dir und Judith, dessen Zeugin ich zufällig wurde.«
    Rebecca
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