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Die Frau im Rueckspiegel

Die Frau im Rueckspiegel

Titel: Die Frau im Rueckspiegel
Autoren: Julia Arden
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zu eng? Hätte sie Rebeccas Angebot annehmen sollen? Aber das ging doch nicht! Wie sah das denn aus? Ja, alle schüttelten den Kopf, weil sie Rebecca nicht um Geld für den Verein gebeten hatte. Aber was wäre denn die Folge, wenn sie es täte? Alle würden erst recht tratschen wie die Waschweiber. Daß sie den sprichwörtlichen Glückstreffer gelandet hätte, jetzt fein raus sei, mit einer Frau wie Rebecca. Keine Geldsorgen mehr. Als ob sie vorher welche gehabt hätte. Sie hatte immer ihr Einkommen. Nur würde das dann niemand mehr sehen. Und genau das wollte Christiane nicht. Sie wollte als selbständiger Mensch betrachtet werden. Das würde mit Rebecca an ihrer Seite ohnehin schon schwierig genug sein, aber schlichtweg unmöglich, wenn sie deren Geld annahm. Warum nur verstand sie keiner?
    Judith nicht. Ihre, ehemals!, beste Freundin legte sogar diese fürchterliche Szene hin. Die Mädels nicht. Auch wenn sie ihre Vorwürfe nicht aussprachen. Und Rebecca nicht. Deren Reaktion verstand Christiane am allerwenigsten.
    Wie konnte sie ihr so was Hinterhältiges zutrauen? Okay, einen wackligen Moment lang, das wäre ja zu verstehen gewesen. Den hatte jeder mal. Doch Rebeccas anhaltendes Schweigen war ein Schock. Auch du! Alles nur Lüge, sagte sie damit. Das war einfach zu verletzend.
    Und es machte Christiane klar, wie groß der Unterschied zwischen ihnen war. Sie kamen nicht nur aus zwei ganz verschiedenen Welten, sie dachten auch völlig unterschiedlich. Gut, sie mußte Rebecca zugute halten, daß diese durch schlechte Erfahrungen stark vorbelastet war. Aber trotzdem. Rebecca mußte doch ihr, Christiane, gegenüber das Mißtrauen überwinden. Sonst funktionierte das zwischen ihnen nicht. Solche Auseinandersetzungen würden sich immer wiederholen.
    Christiane hatte überlegt, ob sie am nächsten Morgen ihren Dienst bei Rebecca wiederaufnehmen sollte. Sie hätte eine Entschuldigung von Rebecca fordern können. Wahrscheinlich hätte sie die sogar bekommen. Aber was nutzte eine Entschuldigung, die sie nicht von sich aus gab? Wie ernst konnte eine solche gemeint sein? Eben!
    Ohne eine ernstgemeinte Entschuldigung konnte Christiane aber nicht weitermachen. Weder den Job noch mit Rebecca.
    Marius gab Rebeccas Druck nach. Er räumte das Feld. Der Sieg über ihn fühlte sich weniger triumphal an wie gedacht.
    Christiane kam nicht wieder. Das fühlte sich einfach nur schlecht an.
    Hanna lag ihr in den Ohren, was los sei. Gerade so, als hätte sie dem Ende nicht beigewohnt!
    Der bisher dritte Geschäftsführer übernahm Marius’ Aufgaben und stieg zum zweiten auf. Die Stelle des dritten war vakant. Die Neubesetzung würde dauern. Es gab also einen freien Fahrer. Zumindest das fügte sich.
    Das war aber auch alles.
    Ansonsten stapelten sich die Probleme Riesengebirgen gleich vor Rebecca auf. Zumindest fühlte es sich so an. Genaugenommen waren es aber dieselben Probleme wie immer. Wenigstens das konnte sie, wenn sie ausnahmsweise einmal in guter Verfassung war, noch beurteilen.
    Ob Christiane wieder bei dem Kurierdienst arbeitete? Welcher war das? Das ließe sich anhand alter Rechnungen sicher herausfinden. Aber wozu?
    »Bist ja mal wieder sehr gesprächig heute«, murrte Hanna und rührte demonstrativ unwirsch im Gulaschtopf. Sie machte keinen Hehl daraus, daß sie Rebeccas Entscheidung mißbilligte. Und daß diese jede Diskussion darüber verweigerte.
    Rebecca seufzte. Dabei hatte sie Christiane nicht gefeuert. Deshalb konnte sie diese auch nicht zurückholen, wie Hanna immer wieder verlangte. Und sie wollte Christiane auch nicht zurückholen. Was sollte das bringen? Der Fahrer, den sie jetzt hatte, war ein schweigsamer Mann. Perfekt.
    Und was da sonst noch zwischen ihr und Christiane gewesen war, war eine Lüge gewesen. Aus diesem Grund lohnte es auch nicht, daran zu denken. Nur, daß sie es dennoch tat. Viel zu oft, viel zu lange, viel zu intensiv.
    »Wie kann man nur so stur sein.« Hanna schüttelte den Kopf. »Eben noch schaut ihr euch verliebt an, und dann – peng – ist alles aus. Was geht nur in dir vor?«
    Nicht viel im Moment, dachte Rebecca.
    Der verführerische Duft in der Küche erreichte ihr Bewußtsein nicht. Sie stellte sich immer wieder dieselbe Frage. Warum?
    Sie hatte es Christiane doch angeboten! Die hätte einfach nur annehmen müssen. Warum tat sie es nicht? Diese Judith wäre niemals so ausgerastet. Ihre Erinnerungslücke hätte sich nicht geschlossen – und sie beide wären noch
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