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Die Frau im Rueckspiegel

Die Frau im Rueckspiegel

Titel: Die Frau im Rueckspiegel
Autoren: Julia Arden
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schleppte Christiane sich, in ihr Handtuch gewickelt, von den Duschen in den Umkleideraum. Hier ließ sie sich auf die Bank neben Judith fallen.
    »Dabei ist diese ganze Schinderei doch gar nicht mehr notwendig«, klagte Judith. »Deine Rebecca wird uns doch raushauen, egal ob wir gewinnen oder nicht. Oder?«
    » Ich habe Rebecca gesagt, daß ich nicht will, daß sie unseren Verein sponsert.«
    Judith starrte Christiane an, als hätte die behauptet, die Erde sei eine Scheibe. »Bist du verrückt?!
    »Nein. Im Gegenteil, ich bin absolut klar im Kopf. Ich will nicht, daß Rebecca denkt, ich nutze sie aus.«
    »Denkt sie das etwa? Ausgerechnet du? Die du ihr den Arsch gerettet hast!« empörte Judith sich.
    »Nein, sie denkt das nicht«, stellte Christiane richtig. »Im Gegenteil. Sie hat sogar angeboten, uns zu helfen. Aber ich . . . ich habe ein blödes Gefühl dabei. Verstehst du?«
    »Deine Empfindsamkeit in Ehren, aber wir brauchen einen Sponsor. Schnellstmöglich!«
    »Es wird sich jemand anderes finden.«
    »Na hoffentlich.«
    »Hast du so was wie Freikarten für das Turnier? Hanna und ich würden gern als Zuschauer dabei sein.«
    Sie saßen zu dritt an dem runden Eßtisch im Wohnzimmer. Der falsche Hase lag ihnen wohlig schwer im Magen. Christiane plagte ein wenig das schlechte Gewissen, daß sie sich am Tag vor dem Turnier den Magen noch mal so vollschlug. Aber es schmeckte einfach zu gut.
    »Freikarten?« fragte sie. »So prominent bin ich leider nicht. Ich fürchte, ihr müßt an der Kasse ein Ticket kaufen.«
    »Das soll uns nicht abhalten«, sagte Hanna. »Wann muß man denn da sein, um noch eine Karte zu bekommen?«
    »Erfahrungsgemäß ist der Andrang der Zuschauer gering. Leider. Wir sind ja nur dritte Liga.«
    »Aber erste Wahl.« Rebecca zwinkerte Christiane zu. »Oder nicht?« In ihrer Erinnerung hörte sie plötzlich Balltrippeln und auf Hallenboden quietschende Turnschuhe. Frauen jagten über ein Spielfeld, Schiedsrichterpfiffe unterbrachen immer wieder die Szene, Zuschauerrufe flogen durch die Luft, Ohs und Ahs. »Ich habe dich schon mal spielen sehen«, murmelte sie. »Glaube ich.«
    »Ja.« Christiane nickte. »Du hast dafür einen Geschäftstermin sausenlassen.«
    Rebecca horchte in sich hinein. »Stimmt! Und das war gut so, denn du warst an dem Abend die beste Spielerin deiner Mannschaft.« Da war noch etwas, was sie mit dieser Erinnerung verband, aber das fiel Rebecca nicht ein.
    »Na ja, ich warf die meisten Körbe. Aber ohne die guten Pässe von den anderen Spielerinnen wäre das nicht möglich gewesen«, wehrte Christiane ab.
    Rebecca schüttelte lächelnd den Kopf. »Wirst du jemals einfach zugeben, daß andere dir etwas zu verdanken haben? Deine Bescheidenheit ist auch hier völlig fehl am Platz.«
    »Basketball ist ein Mannschaftssport. Das ist eine unumstößliche Tatsache und hat mit Bescheidenheit nichts zu tun.«
    Hanna verfolgte das Gespräch der beiden lächelnd. Endlich! seufzte sie zufrieden in sich hinein. Endlich hatte Rebecca jemanden gefunden, der sie glücklich zu machen schien. Die beiden Frauen konnten eigentlich unterschiedlicher nicht sein. Trotzdem spürte man dieses unsichtbare Band zwischen ihnen. Wie sie sich ansahen, einander zulächelten und die Augen senkten, noch ein wenig unsicher wegen dieser Verbindung, mit der keine von ihnen gerechnet hatte. Es war einfach passiert. Gott sei Dank!
    So eine Pleite!
    In der Kabine herrschte niedergedrückte Stimmung. Das Turnier war gelaufen. Dritter Platz von fünf. Das war keine Meisterleistung. Das wußten sie alle. Kaum eine sprach ein Wort.
    »Na, Mädels, nicht die Köpfe hängenlassen«, tröstete der Trainer sie. Die Niedergeschlagenheit in seiner Stimme war jedoch nicht zu überhören. »Es kommen auch wieder bessere Tage.«
    »Ja? Wie denn?« fragte Susanne. »Mit leerer Kasse kann der Verein nicht lange bestehen. Wir werden bald alle sehr viel mehr Freizeit haben.«
    »Und weniger Muskelkater«, fügte Bianca sarkastisch hinzu.
    »Rumjammern hilft auch nichts«, stellte Marina sachlich fest. »Wir müssen uns was einfallen lassen.«
    »Ja, dann mach mal«, forderte Judith. »Aber möglichst gestern.«
    Minuten später, sie waren mal wieder die letzten, meinte Judith zu Christiane: »Und wenn du doch Rebecca fragst? Sag, du hast es dir anders überlegt. Wir haben keine andere Überlebenschance.«
    »Nein!« Christiane trampelte ungeduldig von einem Fuß auf den anderen. »Nun mach schon hin, wenn wir dich
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