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Die Frau im Rueckspiegel

Die Frau im Rueckspiegel

Titel: Die Frau im Rueckspiegel
Autoren: Julia Arden
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genau meinte, da hob diese plötzlich die Nase nach oben. »Hui, das Gulasch«, rief sie, lief zum Herd, so schnell das mit einem Gehgips eben ging, und rührte hektisch. »Puh, noch mal gutgegangen«, atmete sie kurz darauf erleichtert auf.
    Während Rebecca Hanna dabei zusah, wie diese am Herd hantierte, fragte sie sich, ob sie nicht vielleicht überreagiert hatte. Sensibilisiert, wie sie durch die Erfahrungen aus der Vergangenheit war. Mal ganz abgesehen davon, wie kindisch war es – allerdings auch von Christiane –, nicht miteinander über den Vorfall zu reden? Aber vielleicht wartete Christiane ja nur darauf, daß sie, Rebecca, das Schweigen endlich brach.
    Rebecca stand auf. »Ich muß noch mal weg«, sagte sie.
    »Jetzt!?« Hanna sah sie entgeistert an. »Was ist mit dem Essen?«
    »Du brauchst nicht warten. Ich esse später.«
    »Fährst du zu Christiane?« fragte Hanna hoffnungsvoll.
    Rebecca schüttelte den Kopf. »Nein.« Sie ging aus der Küche.
    »Das wäre aber das einzig Richtige!« rief Hanna ihr nach.
    Richtig? Ja. Das Einzige ganz sicher nicht, dachte Rebecca.
    Sie hatte jedenfalls etwas anderes im Sinn.
    Das Gute an ihrer Idee war, daß sie Christiane mehr als nur mit Worten bewies, daß sie das Vorgefallene bereute. Ihre stumme Unterstellung zurücknahm und natürlich hoffte, daß Christiane ihre Entschuldigung akzeptierte.
    Das Schlechte war, daß sie so lange auf den Moment warten mußte. Denn es würde eine gute Woche dauern, bis alles organisiert und durchgeführt war. In der Zwischenzeit hieß es warten.

18
    » S ekt für alle!« Uwe schwenkte in jeder Hand eine Flasche. In der Sporthalle! Vor versammelter Mannschaft! Und er grinste wie ein Honigkuchenpferd. Christiane fragte sich angesichts dieses Bildes, ob der Trainer die Grenze von Niedergeschlagenheit zum fatalistischen Wahnsinn überschritten hatte. Den anderen Spielerinnen ging es, den Gesichtsausdrücken zufolge, ähnlich. Alle wußten, Uwes Regel Nummer eins lautete: Sport verbietet Alkohol. Und nun das. Okay, es war nur Sekt, aber trotzdem.
    »Fragt denn keine, warum?« Uwe stellte eine der Flaschen ab, ließ seine Sporttasche auf den Boden plumpsen und schickte sich an, die andere Flasche zu öffnen.
    Flupp, sagte der Korken. Uwe bückte sich und zauberte – stillos, aber praktisch – nun auch noch ein paar Plastikbecher aus der Sporttasche hervor.
    »Geburtstag?« vermutete Marina vage.
    »Falsch.« Uwe goß fröhlich ein. »Noch ein Gebot?«
    »Deine Frau ist endlich schwanger?«
    Uwe und Cordula probierten es schon eine ganze Weile. Das wußten alle. Hatte es endlich geklappt?
    »Nein.« Uwe verzog leicht den Mund. »Aber fast genauso gut! Auch eine Geburtsstunde. Genauer gesagt eine Wiedergeburt.« Er reichte Becher für Becher weiter. »Ratet mal, was in der Tasche ist.« Uwe deutete auf die Tasche am Boden.
    »Ich bringe ihn gleich um«, flüsterte Bianca Christiane ins Ohr. Laut forderte sie: »Nun sag endlich, was los ist!«
    »Ich habe was für euch.« Uwe beugte sich nach unten. Als er wieder auftauchte, hielt er einen Stapel Trikots in der Hand. »Die hier sind von unserem neuen Sponsor!« verkündete er.
    Erstauntes Murmeln. Fragende Worte. Durcheinander.
    »Wie, neuer Sponsor.«
    »So plötzlich?«
    »Ist ja ’n Ding.«
    »Mensch, geil!«
    »Wer ist es denn?«
    Aber eigentlich war das nicht wichtig. Hauptsache, es gab ihn, den edlen Spender. Sie tranken Sekt, Uwe verteilte die Trikots. Christiane entfaltete ihres. Auf dem Rücken die Startnummer, dreiundzwanzig. Wie gehabt. Na also, dachte sie dabei. Nun hatte die ewige miese Stimmung im Club endlich ein Ende. Und die schiefen Blicke würden auch aufhören. Alles würde sein wie früher. Na ja, fast. Der Nachgeschmack einer schlechten Erfahrung würde noch eine Weile bleiben.
    Christiane wendete das Trikot, betrachtete die Vorderseite. Unter dem Vereinsemblem war etwa handgroß das Firmenlogo und der Schriftzug des neuen Sponsors plaziert. Christiane starrte fassungslos darauf, während ihre Gedanken durcheinanderpurzelten.
    Sie fühlte, wie jemandes Hand plötzlich wild auf ihrer Schulter rumklopfte. Es war Marina. »Na siehst du.«
    Susanne boxte ihr gleich mal in die Seite. »Klasse, Chris.«
    »Wußten wir doch immer, daß wir uns auf dich verlassen können.« Bianca umarmte sie.
    Judith sagte nichts.
    Christiane starrte immer noch den Schriftzug an. Reederei Reklin stand dort.
    »Na, was habe ich immer gesagt, Mädels«, triumphierte Uwe. »Alles
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