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Die Frau im Rueckspiegel

Die Frau im Rueckspiegel

Titel: Die Frau im Rueckspiegel
Autoren: Julia Arden
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wird sich einrenken.«
    »Deswegen hast du uns so getriezt?« fragte Susanne spitz.
    Uwe lachte. »Ich trieze euch doch immer.«
    Alle lachten mit ihm.
    Ausgenommen Christiane. Die versuchte zu verstehen.
    Die Mädels glaubten, dies würde auf ihr Konto gehen. Sie hatte aber gar nichts getan! Nur geschwiegen. Wie Rebecca auch. Und nun das. So mir nichts dir nichts. Was bezweckte Rebecca damit? Wollte sie sich entschuldigen? Endlich!
    Oder wollte sie sagen: Hier hast du, nun laß mich in Ruhe! Aber sie ließ Rebecca doch sowieso in Ruhe.
    Also doch eine Entschuldigung? Tat es Rebecca leid, was passiert war? Warum rief sie dann nicht einfach an? Andere Menschen taten das. Entschuldigten sich. Mußte Rebecca gleich so dick auftragen? Diese typische Rebecca-Art der Wiedergutmachung. Das war auch so eine Sache. Rebecca begriff einfach nicht, daß Gefühle, egal ob Sorge oder Verletztheit, nicht durch Dinge aufzuwiegen waren. Sie erwartete jetzt sicher Dankbarkeit. So funktionierte das aber nicht.
    Aus diesen und ähnlichen Überlegungen heraus absolvierte Christiane das heutige Training mit einem Gefühl der Frustration. Das schlug sich natürlich in ihrer Leistung nieder. Noch nie hatte sie in einem Training so viele Fehler gemacht. Zuspiel, Ballannahme, Treffsicherheit. Nichts wollte richtig klappen. Aber Uwe war heute in nachgiebiger Stimmung. Übersah es geflissentlich. Vielleicht schrieb er es dem Sekt zu, vielleicht hatte sich aber auch schon bis zu ihm rumgesprochen, daß seine Angriffsfrau gute Kontakte zur Sponsorin hatte, und er hielt sich einfach zurück. Bei diesem Gedanken verspürte Christiane nur noch mehr Frust. Unter anderem das hatte sie vermeiden wollen.
    Nach dem Training blieb Christiane extra lange unter der Dusche. Sie wollte kein weiteres Schulterklopfen, keinen weiteren Zuspruch. Sie wollte auch nicht erklären, daß es nicht ihr Verdienst war, daß Rebecca die Sponsorenschaft übernommen hatte. Daß sie davon total überrascht worden war.
    Als Christiane von der Dusche kam, stand Judith an ihren Spind gelehnt, o Wunder, bereits fertig angezogen. Na ja, in letzter Zeit fehlte ihr eine bestimmte Person zum Schnattern. Da wurde sie eben auch schneller fertig.
    »Na? Alles wieder in Ordnung zwischen euch?« fragte Judith, wie es Christiane schien, hoffnungsvoll.
    Christiane blickte Judith stumm an. »Nein«, sagte sie schließlich.
    »Ich dachte, weil . . . na, wegen den Trikots und so.«
    »Nein«, wiederholte Christiane lediglich und zog sich an.
    »Aber scheinbar ist sie nicht mehr sauer.«
    »Woher willst du das wissen?«
    »Na wenn sie . . .«
    Christiane unterbrach Judith. » Das kann sie doch von der Steuer absetzen . War das nicht so? Was interessiert dich das überhaupt? Was willst du?«
    »Können wir die Sache nicht . . .« Judith brach ab.
    »Was? Vergessen? Das ist nicht dein Ernst!«
    »Ja. Ich weiß, daß das nicht geht. Aber wenigstens normal miteinander umgehen.«
    Christiane nahm ihre Jeans, schlüpfte erst mit dem einen, dann mit dem anderen Bein hinein.
    »Chris, bitte.«
    Der Reißverschluß der Jeans ratschte hoch. Christiane langte nach ihrem Pullover, zog ihn sich über, kämmte ihr Haar.
    »Chris«, bat Judith.
    Christiane hielt inne, ließ ihre Arme sinken und sah sie an. Judiths Augen flehten.
    »Dafür ist es noch ein bißchen früh«, sagte Christiane leise.
    Sie packte langsam die Trainingssachen in ihre Tasche. Als sie das neue Trikot in die Hand nahm, um es dazuzulegen, zögerte sie. »Ich weiß nicht, was ich machen soll«, murmelte sie. »Sie hat dir geglaubt.«
    Judith sah betreten zu Boden. »Das tut weh.«
    »Ja, verdammt weh. Ich bin wütend. Und traurig. Ich habe sie seitdem nicht gesehen.«
    »Was? Aber die Trikots!« wunderte Judith sich.
    »Das hat sie allein gemacht.«
    »Warum?«
    Christiane schaute Judith an. »Das wüßte ich auch gern.«
    Früher hätten sie das Warum diskutiert. Das wußten sie beide. Sie wußten auch, daß sie es jetzt nicht tun würden.
    Gemeinsam verließen sie den Umkleideraum, gingen schweigend zum Parkplatz und trennten sich mit einem kurzen Gruß voneinander.
    Christiane öffnete die Tür ihres Wagens, setzte sich seufzend hinters Lenkrad. Ganz sicher wußte Rebecca, daß Uwe ihnen heute die Trikots und die frohe Botschaft überbracht hatte. Ganz sicher wartete Rebecca darauf, daß sie sie anrief. Oder gar zu ihr fuhr. Auf irgendeine Form der Versöhnung.
    So sehr Christiane das auch wollte, fragte sie sich doch: Wie
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