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Die Frau im Rueckspiegel

Die Frau im Rueckspiegel

Titel: Die Frau im Rueckspiegel
Autoren: Julia Arden
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schlug sie alternativ vor.
    Immer noch keine Reaktion von Christiane.
    »Also, mehr fällt mir so schnell auch nicht ein. Was nehmen wir?«
    Ein Räuspern von der anderen Seite. »Das dürfte ja nun nicht mehr wichtig sein.«
    »Wieso?« Zu Rebeccas eigener Verwunderung amüsierte sie das Ganze.
    »Weil ich entlassen bin?« Christiane konnte sich nichts anderes vorstellen. Zwei Tage, zwei Fehltritte. Letzterer trotz eindringlicher Belehrung. Das war die Gelegenheit für Rebecca, ihr aus der Not geborenes Angebot rückgängig zu machen und ihre Fahrerin zu feuern. Rebecca wahrte dabei sogar das Gesicht.
    Mit angehaltenem Atem wartete Christiane auf das Unausweichliche.
    »Ich gebe Ihnen noch eine Chance«, hörte sie Rebecca zu ihrer Überraschung sagen. Deren Stimme klang sogar belustigt.
    »Ehrlich?«
    »Bringen Sie einfach die Limousine in die Garage, wenn Sie auf der Wache fertig sind. Ich fahre heute selbst nach Hause.« Rebecca legte auf, schüttelte mit dem Kopf. Ob über sich oder ihre neue Fahrerin, war ihr dabei selbst nicht klar.
    Rebecca betätigte die automatische Verriegelung des Mercedes und ging zum Haus. Als sie in den Flur trat, stand Hannas untersetzte Gestalt in der Tür zur Küche. Ihr Haar war an einigen Stellen bereits ergraut, aber dem Funkeln in den Augen der Sechzigjährigen tat das keinen Abbruch. Sie war ein fröhlicher, ausgeglichener Mensch. Manchmal beneidete Rebecca ihre Haushälterin um deren unerschütterliche Ruhe. Rebecca wußte, etwas mehr davon würde auch ihr manchmal guttun.
    Hanna schaute Rebecca gelassen entgegen. »Du chauffierst dich wieder selbst«, meinte sie halb fragend, halb feststellend. Vom Küchenfenster aus konnte Hanna die Auffahrt einsehen. Sie hatte also mitbekommen, daß der Mercedes vor-, aber nicht wieder abfuhr. »Was ist mit deiner neuen Fahrerin?«
    »Das glaubst du mir nie.«
    Hanna sandte einen mißbilligenden Blick in Rebeccas Richtung und schüttelte mit dem Kopf. »Das arme Ding. Schon am zweiten Tag gefeuert. Das übertrifft alles bisher Dagewesene.«
    »Du traust mir auch nur das Schlimmste zu, was?« Rebecca legte ihre Tasche auf den Garderobentisch, hängte ihre Jacke auf. »Dabei war ich heute besonders großzügig.« Sie erzählte Hanna die Geschichte von Christiane und der Polizeikontrolle. »Und was sagst du nun?«
    »Entschuldige«, bat Hanna. »Aber so was kann ich ja nicht ahnen. In fünfzehn Minuten ist das Essen fertig«, fügte sie übergangslos hinzu.
    »Was gibt es denn?« erkundigte Rebecca sich.
    »Broccoli-Pasta-Käseauflauf.«
    Rebecca warf einen Blick ins anliegende Eßzimmer. Der Tisch war bereits gedeckt. Wie jeden Abend für zwei Personen, Hanna und sie. Nach dem Essen würde Hanna den Tisch abräumen, das Geschirr in die Spülmaschine stellen und nach Hause fahren. Erst am nächsten Tag, wenn Hanna morgens kam, um das Frühstück zu machen, würde sie, nachdem Rebecca ins Büro aufgebrochen war, den Geschirrspüler einschalten und zwei bis drei Stunden mit den notwendigen Hausarbeiten verbringen, bevor sie wieder nach Hause fuhr. Am späten Nachmittag kam Hanna dann wieder, breitete das Abendessen zu und wartete, daß Rebecca nach Hause kam. So hielten sie es seit neun Jahren.
    Rebecca ging ins Eßzimmer hinüber, schenkte sich ein Glas Rotwein aus der Karaffe ein und kam zurück.
    »Ob ich dabei bin, zu verweichlichen?« fragte sie und setzte sich an den Küchentisch Hanna gegenüber, die mit dem Zerkleinern der Zutaten für den gemischten Salat beschäftigt war.
    Hanna schaute kurz auf. »Wieso?« Ihr Blick senkte sich wieder.
    »Na, weil ich sie eigentlich hätte feuern müssen .«
    Hanna schnippelte unbeirrt die Gurke in Würfel. »Wie sieht sie denn aus?« fragte sie, ohne aufzusehen. »Ich habe heute morgen nur einen dunklen Haarschopf gesehen.«
    »Hanna!«
    »Was denn? Ich frage doch nur.« Jetzt hob Hanna den Kopf, schmunzelte. »Um deine Frage zu beantworten, muß ich mir doch vorher ein Bild machen.«
    »Sie ist nicht mein Typ.«
    Hanna winkte, mit dem Messer in der Hand, ab. »Das will ja nichts heißen. Außerdem, manche Leute haben eine falsche Annahme davon, was ihr Typ ist.«
    »Ich nicht.«
    »Natürlich. Du weißt alles«, erwiderte Hanna ironisch. Die Gurkenwürfel wanderten in die Schale zu Chicorée und Mais. »Du kannst heute schon sagen, daß morgen alles wieder so wird wie heute.« Hanna nahm sich jetzt die Tomaten vor. »Oder doch nicht? Denn diese Christiane scheint ja das Talent zu haben, deinen Tag
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