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Die Frau, die ein Jahr im Bett blieb (German Edition)

Die Frau, die ein Jahr im Bett blieb (German Edition)

Titel: Die Frau, die ein Jahr im Bett blieb (German Edition)
Autoren: Sue Townsend
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hundert Prozent Polyester gekauft. Er hatte erwogen, passende Pantoffeln dazu zu erwerben. Er sah sich nach einer Verkäuferin um. Er brauchte die Meinung einer Frau. Er hatte eine junge Dame in Marks & Spencer’s-Kluft angesprochen, die ihren ersten Arbeitstag hatte, nachdem sie fünf Wochen wegen Stress krank geschrieben gewesen war.
    Er sagte: »Ich bin ja nur ein nichtsahnender Mann …«
    Was Kerry in ihrer nervösen Verfassung hörte, war: »Ich bin ja nur ein Nixenmann.« Sie versuchte sich zu erinnern, was ein Nixenmann war, dann fiel es ihr ein – ein Nixenmann war der Partner einer Nixe.
    Brian fuhr fort: »Und als unglückseliges männliches Wesen brauche ich Ihren Rat. Ich habe eine Freundin, die ungefähr in Ihrem Alter ist. Können Sie mir sagen, was in Sachen Bademantel und Pantoffeln gerade angesagt ist?«
    Als Kerry nicht antwortete, hakte er nach: »Gelten Bademantel und Pantoffeln im Schlafzimmer als schick oder, wie die Kids heute sagen, als ›Stimmungskiller‹?«
    Kerry, die es auf dem Weg zur Kaffeepause nur zufällig in die Herrenschuhabteilung verschlagen hatte, zögerte. Ihre Entscheidungsunfähigkeit war wesentlicher Bestandteil ihres Problems. Sie stammelte: »Ich weiß nicht. Ich kann Ihnen nicht helfen.« Dann floh sie und rannte dabei eine männliche Schaufensterpuppe in pastellfarbener Strandkleidung um.
    Brian war empört. M&S war eigentlich bekannt für die Kompetenz seines Personals.
    Er hatte Bademantel und Pantoffeln mit in die Lebensmittelabteilung genommen, wo er ein großes Baguette, französische Butter, Käse und eine Flasche Cava kaufte. Champagner lohnte sich nicht für ein junges Mädchen, dachte er. Aus einem Impuls heraus griff er noch nach einer Tüte bunter Lollis. Als er an der Kasse stand, befand er sich in einem Zustand sexueller Erregung. Er freute sich auf sein heimliches Rendezvous.
    Während des Sommers war er vorsichtig gewesen – sie hatten sich jedes Mal in einem anderen Hotel getroffen. Brian hatte Poppy seit ihrer letzten Begegnung im Palace Hotel in Leeds nicht mehr gesehen.
    Da hatte sie gesagt: »Meine Liebe zu dir ist unendlich, Brian.«
    Brian war versucht gewesen, ihren Gebrauch von »unendlich« zu korrigieren, doch stattdessen hatte er gesagt: »Ich liebe dich mehr als es Sterne am Himmel gibt.«
    Sie hatten nebeneinander gelegen und an die Decke mit der viktorianischen Messinglampe geblickt, von der Poppy fürchtete, sie könnte sich aus der Halterung lösen und sie beide erschlagen. Sie wollte nicht zermatscht neben einem alten dicken Mann gefunden werden, der fast Rentner war.
    Sie hatte seine freie Hand auf ihren Bauch gelegt und gesagt: »Bri, wir bekommen ein Baby.«
    Brian war nicht scharf auf Babys. Nach der Geburt der Zwillinge hatte er sich für einen Job in Australien beworben, war jedoch mit der Begründung abgelehnt worden, er sei jetzt »Familienvater«.
    Nach einer klitzekleinen Pause hatte er gesagt: »Wie wunderbar.«
    Sie merkte, dass er das Baby nicht wollte. Sie wollte Brian auch nicht. Aber wer auch immer behauptet hatte, das Leben sei ein Zuckerschlecken, hatte nicht bedacht, dass die Lutscher nur darauf warteten, einen kalt zu erwischen, was wahlweise abgebrochene Zähne, Erstickungsanfälle, Stolpern oder Ausrutschen zur Folge hatte.
    Jetzt klopfte es leise an die Tür. Brian sprang auf, fuhr mit Evas Kamm durch seinen Bart und öffnete die Tür.
    Poppy sagte: »Wieso dauert das so lange?« Sie trug eine orangefarbene Mohnblume im Haar, ein mit Blümchen besticktes Ballkleid und Mary-Jane-Pumps. Ihre neuen Piercings trug sie nicht, und sie hatte sich auch die Schminke abgewaschen.
    Als Brian die Tür öffnete, sah sie zu ihrer Bestürzung, dass er einen Opa-Bademantel trug und Pantoffeln wie aus einem Cartoon. Außerdem hielt er einen Becher heiße Malzmilch, von deren Geruch Poppy würgen musste. Was Poppy sah, als die Tür geöffnet wurde, war die Großvater-Illustration aus ihrem Heidi-Buch. Brians Bart war zwar noch nicht weiß, aber das war nur eine Frage der Zeit. Seine Knöchel sahen in den großen Pantoffeln so dürr und käsig aus, dass sie sich fragte, wie er darauf überhaupt stehen konnte. Er zog sie ins Zimmer, als würde er eine Lieferung Plastiksprengstoff entgegennehmen. Brian sagte: »Schatz, du siehst so süß aus, so bezaubernd, so jung.«
    Poppy setzte sich ans Fußende des Bettes, den kleinen Finger gekrümmt im Mundwinkel.
    »Unter anderen Umständen hätte sie dumm ausgesehen«, dachte Brian. Aber
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