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Die Frau, die ein Jahr im Bett blieb (German Edition)

Die Frau, die ein Jahr im Bett blieb (German Edition)

Titel: Die Frau, die ein Jahr im Bett blieb (German Edition)
Autoren: Sue Townsend
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hörten sie Studenten, die den Spätsommer genossen. Eine Gruppe von ihnen saß auf dem Rasen vor dem Wohnheim und trank Apfelwein aus Dosen.
    Ein Mädchen sang mit dünner Stimme: »Summer is icumen in«.
    Brianne brummte: »Scheißmusikstudenten, können die nicht einmal Pause machen?«
    Andere Stimmen gesellten sich zu der des Mädchens dazu, bis ein komplexer Klangteppich entstand.
    Aus einem Zimmer, in dem sich die Politikstudenten versammelt hatten, um polnischen Wodka zu trinken und jedes bekannte politische System zu verteufeln, drang der Lärm fallender Bomben und abgefeuerter Maschinengewehre. Es klang bemerkenswert realistisch – Beleg für langes Üben und für wenig ins Studium investierte Zeit.
    Brianne sagte mit einem Blick auf den Bildschirm: »Wie viele Jahre, Bri?«
    Es war ihr Insiderwitz, eine Abkürzung für: »Wie viele Jahre Gefängnis?«
    Ihre Motivation fürs Hacken war sowohl Neugier als auch Geld.
    Ehe Brian junior antworten konnte, hörte man ein entsetzliches Krachen, und die Tür wurde eingetreten, Sekunden später hörte man auch Brian juniors Tür nachgeben. Er versuchte, an den Computer zu kommen, um die Festplatte zu löschen, doch ein schwarz-behandschuhter Handkantenschlag traf sein Handgelenk. Es herrschte tosendes, kreischendes Chaos.
    Brianne wurden Handschellen angelegt, dann Brian junior. Man befahl ihnen, über die zersplitterte Tür zu steigen, sich aufs Bett zu setzen und still zu sein. Brian junior begriff nicht, wer die Typen in schwarzen Overalls und dunkel getönten Helmen waren.
    Es schmerzte beide, ihren Computer, ihre Laptops, Smartphones, Kameras, Notebooks und MP3-Player sorgfältig in Beweisbeuteln und Kartons verpackt zu sehen.
    Brianne sagte: »Sie müssen wissen, dass wir erst achtzehn sind.«
    Eine Frauenstimme sagte: »Ja, genug gespielt, Kinder. Ihr arbeitet jetzt für uns. Wenn ihr also freundlicherweise die Unterwäsche ausziehen und die Beine breit machen würdet.«
    Nachdem ihre Körperöffnungen gründlich untersucht und die Zwillinge in weiße sterile Overalls gesteckt worden waren, wurden sie abgeführt. Die anderen Studenten im Gebäude hatte man angewiesen, in ihren Zimmern zu bleiben und den Hauptausgang freizuhalten.
    Am Straßenrand warteten zwei Minivans mit verdunkelten Scheiben und laufendem Motor auf sie. Sie durften nicht sprechen, bis sie in getrennte Wagen stiegen, aber Brianne gab Brian junior durch Zeichen zu verstehen, dass alles gut werden würde, am Ende. Und als Brian junior von ihr getrennt wurde, rief sie: »Ich liebe dich, Bri!«
    Ho lag in seinem eigenen Bett und küsste Poppys schwangeren Bauch. Er sprach mit dem Baby, fragte es, ob es ein Junge oder ein Mädchen sei.
    Eigentlich hätte er die Leiche sezieren sollen, die ihm zugeteilt worden war, eine Mrs. Iris Bristol. Sie hatte ihren Körper der Medizin zur Verfügung gestellt, weil sie das Geld für ihre Beerdigung für einen 46-Zoll-3D-Fernseher ausgegeben hatte. Ho dachte, er sollte allmählich zu Mrs. Bristol zurück, deren Eingeweide noch auf dem Seziertisch verstreut lagen.
    Poppy hatte ihm eine SMS geschickt:
    Komm sofort her
    Er hatte Kittel, Mundschutz und Überschuhe ausgezogen und war an Poppys Seite geeilt.
    Sie brauchte schon wieder Geld. Sie erklärte ihm, warum, aber die Geschichte war kompliziert, und Hos Englisch nicht das beste. Manchmal dachte er, dass die Lehrbücher in China etwas veraltet waren.
    Seit er in England war, hatte er noch nie jemanden »Erste Sahne!« sagen hören.
    Poppy feixte bei der Erinnerung daran, wie Brianne und Brian junior in albernen weißen Anzügen und Handschellen abgeführt worden waren. Sie war froh, dass sie den Anruf gemacht hatte. Die Person am anderen Ende hatte sie gebeten, die anderen Studenten von Professor Nikitanova im Auge zu behalten, und sie hatte erfreut gesagt: »Aber gern.«

65
    Brian sah sich in Zimmer Zwölf einer Travelodge in einem Vorort von Leeds die Wiederholung von Loose Women an. Er hatte keine Ahnung, wovon die »lockeren Frauen« redeten. Und er hatte noch nie von dem orangefarbenen Mann mit den absurd weißen Zähnen und dem klebrigen schwarzen Haar gehört, der zu der Grafschaft befragt wurde, in der er lebte: Essex. Doch alles, was dem Mann dazu einfiel war: »Es ist einfach toll.«
    Brian versuchte, dem Problem mit formaler Logik beizukommen. Konnte er es trotz mangelnder Informationen dekodieren?
    Vorhin war er im Einkaufszentrum vorbeigefahren und hatte einen blauen Paisley-Bademantel aus
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