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Die Frau, die ein Jahr im Bett blieb (German Edition)

Die Frau, die ein Jahr im Bett blieb (German Edition)

Titel: Die Frau, die ein Jahr im Bett blieb (German Edition)
Autoren: Sue Townsend
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es war seine Poppy, die launenhafte Kindfrau, nach der er sich verzehrte. Er stellte den MP3-Player an, den er extra für diesen Anlass zu Hause aus einer Schublade gekramt hatte. Er durchsuchte die kurze Playlist, fand Songs for Swingin’ Lovers, wählte »You Make Me Feel So Young« und drückte Play.
    »Bäh!«, dachte Poppy. »Schon wieder dieser tote Typ, Frank Sinatra.«
    Als Poppy ins Bad ging, legte Brian sich aufs Bett und arrangierte den Bademantel so, dass er seine blassen Oberschenkel entblößte. Weil seine Füße Hornhaut und Hühneraugen hatten, behielt er die Pantoffeln an.
    Als sie aus dem Bad kam, war sie bis auf die Blume im Haar nackt. Bevor sie das Licht ausmachte, sah er im Profil ihren prallen Bauch.
    Brian dachte: »Ich frage mich, ob es wissenschaftlich erwiesen ist, dass der Homo sapiens an einem Übermaß Liebe sterben kann. Wenn ja, bin ich ein toter Mann.«
    Poppy knirschte mit den Zähnen und dachte: »Komm schon, Poppy, komm schon, in fünf Minuten ist alles vorbei. Schließ die Augen und denk an Brian junior.«
    Nachdem die kleine Rangelei auf dem Bett vorüber war und Brian auf dem Rücken liegend nach Luft schnappte, blickte Poppy auf ihn herab und dachte: »Er sieht aus wie ein überfütterter, sterbender Goldfisch.« Sie sagte: »Wow! Das war super! Wow! Wow! Wahnsinn!«
    Brian dachte: »Eva hat sich nie so über mein Können im Bett geäußert.«
    Poppy stieg von ihm ab und ging zurück ins Bad. Er hörte die Dusche über der Badewanne laufen und für einen Moment überlegte er, ihr Gesellschaft zu leisten. Doch seine Knie machten ihm seit einiger Zeit zu schaffen, und er war nicht sicher, ob es ihm gelingen würde, die Beine über den Badewannenrand zu heben. Er vermutete Arthritis, das lag bei den Bibers in der Familie.
    Poppy blieb ziemlich lange unter der Dusche. Die meiste Zeit saß sie in der Wanne und sah zu, wie das warme Wasser trudelnd im Abfluss verschwand.
    Als sie herauskam, schlief Brian tief und fest. Sie fand £250 in seiner Brieftasche und, auf der Seite mit den Angaben zur Person in seinem Filofax, den Code für seine Kreditkarte. Nachdem sie seine Hosen- und Jackentaschen durchsucht hatte, fand sie £7,39 Kleingeld und sein Telefon. Sie warf einen Blick auf seine Fotos, hauptsächlich langweilige Sterne und Planeten. Jedoch gab es eines von Brian mit Frau und Kindern, aufgenommen vor einer riesigen Rakete.
    Brian und die Zwillinge sahen aus wie Deppen, aber Eva war schön. Poppy schnürte es die Kehle zu. Sie wusste, dass sie nicht schön oder nett oder berühmt war wie Eva, doch sie besaß etwas, das Eva nie wieder besitzen würde, ihre Jugend. Ihr Fleisch war glatt und fest, und Männer wie Brian zahlten einen hohen Preis dafür, es anzufassen.
    Während sie sich anzog, fasste sie einen Plan. Sie nahm Stift und Papier und setzte sich an den Schreibtisch.
    Anfangen, zu den Vorlesungen zu gehen.
    Mich mit mehr alten Männern prostituieren.
    Verheirateten Dozenten verführen, ihm nach einem Monat erzählen, dass ich schwanger bin.
    Unterhaltszahlungen fürs Baby akzeptieren.
    Kurz vor Geburt Urlaub in Thailand machen (Bauch vor Fluggesellschaft verstecken).
    Baby bekommen.
    Baby verkaufen.
    In Trauer aus dem Urlaub zurückkommen.
    Allen drei Liebhabern Foto vom hübschen verstorbenen Baby zeigen.
    Nachdem sie sich angezogen und die Blume wieder ins Haar gesteckt hatte, nahm Poppy Brians Telefon und simste:
    lieber Brian hab deine £ genommen,
    um babyklamotten und -ausstattung
    zu kaufen, muss los. essay über
    Leonard Cohen schreiben. seinen
    anteil an Amerikas post-vietnam-
    melancholie. lass uns ganz bald
    wiedersehen. wie die amis sagen:
    miss you already! kuss, deine kleine
    Poppy, p. s. brauchte deine karte
    fürs taxi.

66
    Alexander hörte eine Polizeisirene, doch er malte weiter.
    Er hatte gewartet, bis die Sonne am anderen Ende des Kornfelds aufgestiegen war. Er hätte fast aufgegeben, bevor er überhaupt angefangen hatte. Die Anmut des Getreides, wenn es in der leichten Brise wogte, war für ihn angesichts seines begrenzten Könnens unmöglich mit Pinsel und Wasserfarbe einzufangen.
    Fast eine Stunde verging, bevor er Pause machte. Er wickelte sein Käsesandwich aus der Alufolie und schraubte den Deckel von der Thermoskanne. Warum duftete Kaffee immer besser als er schmeckte?
    Er aß und trank in dem Bewusstsein, dass er glücklich war. Seine Kinder waren gesund, er hatte keine gravierenden Schulden, seine Bilder fingen ganz allmählich an, sich zu
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