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Die Frau des Highlanders

Die Frau des Highlanders

Titel: Die Frau des Highlanders
Autoren: Melissa Mayhue
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sollte er auch? Sie verstand ja selbst nicht, weshalb sie eingewilligt hatte, Richard zu heiraten. Oder weshalb sie ihn noch immer heiraten wollte. »Wie ist es – werdet ihr es rechtzeitig zur Hochzeit schaffen?«, wechselte sie das Thema.
    Jesse seufzte tief. »Du willst sie also wirklich durchziehen?«
    Diese Frage beschäftigte Caitlyn seit Stunden.
    Nachdem sie sich von Richard angehört hatte, dass alles ihre Schuld sei, aber dass er ihr vergebe, dass er sie liebe und sie den Zwischenfall vergessen müssten, war sie wortlos von seinem Sofa aufgestanden, hatte wie betäubt das Büro durchquert, vorbei an dem Picknickkorb, und die Tür geöffnet.
    »Denk an das Essen heute Abend«, mahnte er. Sie drehte sich um und sah ihn auf sich zukommen. »Es werden ein paar sehr wichtige Leute da sein, Caitlyn. Versuche, fertig zu sein, wenn ich dich abhole – ich will sie nicht warten lassen. Ach, und Caitlyn – steck die Haare hoch. Damit siehst du vornehmer aus.« Als wäre nichts geschehen, verabschiedete er sie mit einem Kuss auf die Stirn, schob sie auf den Gang hinaus und schloss die Tür hinter ihr.
    Wollte sie die Hochzeit wirklich durchziehen? Noch immer vor einer Entscheidung zurückscheuend, gab sie das Erste, was ihr einfiel, zur Antwort. »Ich habe heute das letzte Stück, das der Brauch erfordert, erstanden. Ich war in diesem kleinen Antiquitätenladen in Lower Downtown, und dort habe ich ›etwas Altes‹ zum Tragen gefunden. Es ist ein wunderschöner Anhänger. Der Stein sieht aus wie ein Smaragd, aber dafür war er zu billig, ich habe nämlich nur zehn Dollar für Anhänger und Kette bezahlt.« Cate zwang sich zu einem munteren Ton. »Oh, du lieber Gott, es ist ja gleich halb sechs! Wir müssen aufhören – ich muss mich für heute Abend stylen.«
    Der Seniorpartner der Kanzlei gab anlässlich der bevorstehenden Hochzeit ein Dinner. Wenn sie, Caitlyn, nicht rechtzeitig fertig wäre, würde Richard ihr eine Szene machen.
    »Okay, aber ich lege erst auf, wenn du mir versprichst, dass du dir die Sache sorgfältig überlegst. Es ist noch nicht zu spät, deine Meinung zu ändern. Also – versprichst du’s mir?«
    Als könnte ich an etwas anderes denken!
    »Ist ja gut – ich verspreche es. Mach dir keine Sorgen um mich, Jesse. Ich hab dich lieb. Grüß Dad und die Jungs.«
    »Ich hab dich auch lieb, kleine Schwester. Mach dir klar, was du wirklich willst. Dass Mom und Granny in deinem Alter verheiratet waren, bedeutet nicht, dass du jetzt heiraten musst.« Bevor sie protestieren konnte, fuhr er fort: »Wir müssen hier noch ein paar Dinge erledigen, aber das sollte in wenigen Tagen geschafft sein. Wenn ich wieder zu Hause bin, werden wir dieses Gespräch fortsetzen, ob du willst oder nicht.« Damit legte er auf, ehe sie etwas dagegen sagen konnte.
    Sie stellte die Schachtel mit den Zellstofftüchern auf den Tisch – im Moment hatte sie keine Zeit für Tränen – und ging in Gedanken versunken ins Bad.
     
    Warum konnte sie sich nicht entscheiden?
    Beruflich handelte Cate tagtäglich Verträge aus, konferierte mit Klienten der Firma ihres Vaters und sammelte sensible Hintergrundinformationen für Verhandlungen oder Geiselrettungen. Sie handelte sogar die geschäftliche Seite von Coryell Enterprises, wann immer Regierungsstellen sie für zivile Geheimoperationen unter Vertrag nahmen. Wie konnte sie in diesem Fall so schwach und unentschlossen sein?
    »Weil es eine Privatangelegenheit ist.«
    Nachdem sie eine halbe Stunde unter der Dusche verbracht und zu ergründen versucht hatte, was mit ihr los war, stand Cate, in ein Badetuch gewickelt, vor dem Schlafzimmerspiegel und begutachtete sich.
    »Für einen Modeljob würde es nicht reichen, aber hässlich bin ich nicht. Außerdem bin ich intelligent. Ich leiste gute Arbeit. Ich bin nicht gemein, und ich rieche nicht schlecht.« Cate lächelte ihr Spiegelbild schief an. »Aber ich bin vielleicht nicht ganz bei Trost, denn ich führe schon wieder Selbstgespräche. Vielleicht habe ich ja einen Nervenzusammenbruch.«
    Ein Gedanke schoss ihr durch den Kopf.
Liebe ich Richard denn genug, um seinetwegen einen Nervenzusammenbruch zu erleiden?
Nein.
    Ein kleines Wort, dieses Nein, aber eines mit großer Wirkung. Es versetzte sie in die Lage, plötzlich klar zu sehen. Nein, sie liebte Richard nicht so sehr. Im Moment
mochte
sie ihn nicht einmal. Vielleicht war es ihr deshalb immer so leichtgefallen, ihm zu sagen, dass sie vor der Hochzeit nicht mit ihm schlafen
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