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Die Frau des Germanen

Die Frau des Germanen

Titel: Die Frau des Germanen
Autoren: Aufbau
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weiteren Streit mit Germanicus ankommen und erst recht nicht auf eine Missstimmung des Kaisers.
     Große Sorgen machte sie sich zwar nicht, aber es konnte nicht schaden, die Beziehung zu Arminius mit aller Vorsicht anzugehen.
     Er selbst hatte sie sogar darum gebeten. Severina lächelte bei dem Gedanken daran, wie besorgt Arminius um ihren guten Ruf
     gewesen war, als sie ihm in das Gästezimmer folgte, das der Kaiser dem neuen Ritter seines Reiches zur Verfügung gestellt
     hatte. Tief in seinem Herzen war Arminius eben doch ein sittenstrenger Germane.
    Severina stützte sich auf und betrachtete sein Gesicht. Noch im Schlaf war es das Gesicht eines Kriegers. Der entschlossene
     Ausdruck, die Härte in seinen Zügen verließ es auch im Schlaf nicht.
    Severina lächelte, sie liebte starke Männer. Fast war sie enttäuscht gewesen, als sich herausstellte, dass Arminius in der
     Liebe empfindsam, zärtlich und schwach war.
    Im Grau des frühen Morgens entstand nun ein goldener Schimmer. Die Sonne war auf dem besten Wege, den Tag zu erobern. Es wurde
     Zeit, sich zu erheben. Ihre Sklaven, die bei den Haussklaven des Kaisers übernachtet hatten, sollten beim ersten Tageslicht
     hinter dem Gästehaus auf sie warten. So war es ihnen befohlen worden. Severina wollte ungesehen nach Hause kommen.
    Sie lauschte in den Morgen hinein. Noch war er ohne Geräusche. Die Sklaven, die den Garten zu versorgen hatten, schliefen
     anscheinend noch.
    »Faules Pack!«, murmelte Severina. Sollten es ihre eigenen Sklaven ebenso halten, dann würden sie die Peitsche zu spüren bekommen.
    Sie beugte sich ein letztes Mal über Arminius, blies ihm sanft |32| eine Locke aus der Stirn, streichelte ihre rechte Wange mit seinem weichen Brusthaar und ließ ihre Lippen auf seiner kräftigen
     Armmuskulatur tanzen. Arminius regte sich, aber er erwachte nicht. Schade! Severina hätte sich gern von ihm verabschiedet,
     sich gern vergewissert, dass die vergangene Nacht für ihn die gleiche Bedeutung hatte wie für sie. Sie wollte sich seine Liebe
     beteuern lassen, wollte hören, wie sehr er sie begehrte, dass sein Begehren nie ein Ende haben würde.
    Aber Arminius erwachte nicht. Sie würde ihn verlassen müssen, ohne mehr zurückzulassen als eine süße Erinnerung und die Hoffnung
     auf ein Versprechen. Severinas Lächeln vertiefte sich. Ja, so war es richtig. Eine Frau wie sie weckte einen Mann nicht für
     einen Abschiedskuss. Arminius sollte sich, wenn er erwachte, fragen, ob er die Frau, die er in der letzten Nacht besessen
     hatte, erobert oder schon wieder verloren hatte. Ungewissheit machte aus der Liebe ein spannendes Spiel.
    Sie erhob sich, ohne Arminius aus den Augen zu lassen. Ihre seidene Tunika raschelte, als sie sie zur Hand nahm, trotzdem
     blieben Arminius’ Atemzüge ruhig und gleichmäßig. Erstaunlich, dass ein Krieger wie er, der immer damit rechnen musste, vom
     Feind im Schlaf überfallen zu werden, so sorglos schlummern konnte! Das erste Vogelzwitschern, Severinas Bewegungen, das Geräusch
     ihre nackten Füße auf dem Bodenmosaik, das alles konnte sein Vertrauen in die Sicherheit nicht erschüttern, in der er sich
     zurzeit befand. Er, der Günstling des Kaisers, Tiberius’ Lebensretter, der Held, der soeben zum Ritter geschlagen worden war,
     der blonde Schönling, dem die Enkelin des Kaisers ihre Gunst gewährt hatte. Nein, ein Krieger wurde von anderen Geräuschen
     aufgeschreckt …
    Severina blieb keine Zeit, ihre Blöße zu bedecken. Der Griff zu ihrer Scham, mehr gelang ihr nicht, als die Schritte auf dem
     Gang ertönten. Herrische Schritte, eilige, die keine Angst hatten, gehört zu werden. Severina starrte noch mit weit aufgerissenen
     Augen auf die Tür, während Arminius bereits neben dem Bett stand und nach seinem Schwert griff.
    |33| Schon wurde die Tür aufgerissen, ein blonder Offizier stand im Raum. »Aufwachen!«
    Arminius ließ sein Schwert sinken. »Flavus! Was ist geschehen?«
    Severinas Schreck verging schnell in der Glut von Flavus’ Augen. Aufreizend langsam nahm sie ihre Tunika vom Boden auf, die
     ihr aus den Händen geglitten war, und hielt sie vor ihren nackten Körper. Herausfordernd lächelte sie in Flavus’ Augen, die
     dunkel geworden waren vor Enttäuschung, Zorn und Verzweiflung. Severinas Lächeln vertiefte sich, während sie wieder unter
     die seidene Decke kroch und sich dorthin legte, wo es noch warm war von Arminius’ Körper. Sie wusste, dass ihre Haut im ersten
     Morgenlicht bronzen
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