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Die Frau aus Alexandria

Die Frau aus Alexandria

Titel: Die Frau aus Alexandria
Autoren: Anne Perry
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Diskussion abgeschnitten, und traf Anstalten, die Tür zu schließen.
    »Das ist mir bekannt!«, gab Pitt scharf zurück. »Wie heißen Sie?«
    »Tariq El Abd, Sir.«
    Pitt nahm eine Karte heraus und hielt sie ihm hin. Immerhin war es möglich, dass der Mann Englisch lesen konnte. »Ich komme vom Sicherheitsdienst. Vermutlich hat die Polizei bereits mit Ihnen gesprochen, aber ich muss Ihnen noch einige weitergehende Fragen stellen.«
    »Ich verstehe.« Der Diener öffnete die Tür etwas weiter und ließ ihn widerstrebend eintreten. Eine Stufe höher als die Spülküche lag die warme Küche, aus der exotische Düfte drangen. Niemand befand sich darin. Pitt nahm an, dass El Abd auch als Koch fungierte und das übrige Personal jeweils nur tagsüber ins Haus kam.
    »Möchten Sie Kaffee, Sir?«, erkundigte sich der Diener, als wäre er der Hausherr. Er sprach leise und nahezu akzentfrei.
    »Danke«, nahm Pitt das Angebot mehr aus Höflichkeit an als aus dem Wunsch, eine weitere Tasse Kaffee zu trinken. In der Küche roch es nach Gewürzen und sonderbar geformten Brotlaiben, die auf einem Gestell nahe dem gegenüberliegenden Fenster abkühlten. In einer Schale auf dem Tisch lagen Früchte, die Pitt nicht kannte.
    Schon nach wenigen Augenblicken brachte El Abd ein winziges Tässchen; offenbar hatte er den Kaffee aufgewärmt. Er bot Pitt einen Stuhl an und erkundigte sich, ob er bequem sitze. Er bewegte sich mit einer unauffälligen Anmut, die es schwierig machte, sein Alter zu schätzen, doch die vom Wetter gegerbte Haut seiner Hände und der schon deutlich ins Graue spielende schwarze Vollbart ließen Pitt annehmen, dass er sicher über vierzig war, wenn nicht gar schon nahe fünfzig.
    Pitt nahm den Kaffee dankend entgegen und trank einen kleinen Schluck. Das Getränk war fast so dick wie Sirup und sagte ihm nicht sonderlich zu. Ohne sich das anmerken zu lassen, fragte er höflich: »Was ist heute Nacht hier vorgefallen?«
    Da der Diener stehen geblieben war, musste Pitt den Blick zu ihm heben.
    »Das weiß ich nicht, Sir«, antwortete er. »Ich bin wach geworden, vermutlich von einem Geräusch, und aufgestanden, um zu sehen, ob Miss Sachari gerufen hatte, konnte sie aber im ganzen Haus nicht finden.« Er zögerte.
    »Und?«, half Pitt nach.
    Der Mann sah zu Boden. »Ich bin ans Fenster zur Straßenseite gegangen und dann, weil dort nichts zu sehen war, nach hinten. Zwischen den Büschen, denen mit den glatten, glänzenden Blättern, habe ich eine Bewegung gesehen. Ich habe eine Weile gewartet, aber nichts weiter gehört. Da ich keinen Grund hatte anzunehmen, dass etwas nicht in Ordnung sein könnte, bin ich zu dem Ergebnis gekommen, dass mich wohl eine schlagende Tür geweckt hatte.«
    »Was haben Sie dann getan?«
    Er hob die Schultern ein wenig. »Ich habe mich wieder ins Bett gelegt, weil man mich offensichtlich nicht brauchte, Sir. Ich weiß nicht, wie lange es gedauert hat, bis ich dann Leute sprechen hörte und die Polizei mich nach unten rief.«
    »Hat man Ihnen eine Schusswaffe gezeigt?«
    »Ja, Sir.«
    »Und Sie gefragt, wer ihr Eigentümer ist?«
    »Ja, Sir. Ich habe gesagt, dass sie Miss Sachari gehört.« Er sah zu Boden. »Dawusste ich noch nicht, wozu sie gedient hatte. Aber ich putze und öle sie, da kenne ich sie natürlich gut.«
    »Wozu besitzt Miss Sachari eine Schusswaffe?«
    »Ich habe kein Recht, ihr solche Fragen zu stellen, Sir.«
    »Und Sie kennen auch den Grund nicht?«
    »Nein, Sir.«
    »Aha. Aber da Sie die Waffe reinigen, wissen Sie auch, ob Ihre Herrin sie je benutzt hat.«
    »Das kann ich verneinen, Sir.«
    »Danke. Haben Sie Lovat ... den Toten gekannt?«
    »Ich glaube nicht, dass er früher schon einmal hier war.«
    Danach hatte Pitt nicht gefragt. Der Mann wich ihm aus. Tat er das absichtlich, oder hing es damit zusammen, dass Englisch nicht seine Muttersprache war?
    »Haben Sie ihn früher schon einmal gesehen?«
    Der Diener senkte den Blick. »Noch nie, Sir. Wenn ich richtig verstanden habe, hat der Polizeibeamte an seiner Kleidung und den Gegenständen in seinen Taschen erkannt, um wen es sich handelte.«
    Die Polizei hatte El Abd also nicht gefragt, ob er Lovat schon einmal gesehen hatte. Das war eine Unterlassung, auf die es allerdings wohl nicht besonders ankam. Als Miss Sacharis Diener würde er jetzt, da er wusste, dass man sie des Mordes an Lovat verdächtigte, vermutlich auf jeden Fall bestreiten, dass er ihn kannte.
    Pitt trank seinen Kaffee aus und stand auf. »Danke«, sagte
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