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Die Frau aus Alexandria

Die Frau aus Alexandria

Titel: Die Frau aus Alexandria
Autoren: Anne Perry
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zu enthüllen und damit die Dinge ins Rollen zu bringen. Auf die Weise gibt es niemanden, der ihm in die Parade fahren, die Nerven verlieren oder versagen kann! Er will nicht Ayesha Sacharis Motive darlegen, sondern die ihres Dieners. El Abd war nicht mehr der Drahtzieher, sondern nur der ideale Täter und Sündenbock. Sie hatte die Aufgabe, Ryerson mit in die Sache hineinzuziehen – weil dann sicher war, dass die Öffentlichkeit aufmerksam wird –, und El Abd sollte alle Schuld aufgebürdet bekommen!«
    Alles Blut wich aus Narraways Gesicht. »Großer Gott im Himmel«, entfuhr es ihm. »Sie haben Recht ...«
    Markham war noch immer dabei, Trenchard zu befragen.
    »Was haben Sie über Tariq El Abd erfahren, was für den Tod von Leutnant Lovat von Bedeutung ist?«, fragte er mit gespanntem Unterton. Seine Augen waren geweitet; er war dem Sieg so nahe, dass er ihn bereits schmecken konnte.
    »Ich kenne den Grund, aus dem er ihn getötet hat«, sagte Trenchard.
    Unwillkürlich erhob sich Pitt halb. Zwar hätte er nicht sagen können, was er tun wollte, um zu verhindern, dass Trenchard weitersprach, doch konnte er das unmöglich zulassen. Bei dem auf seine Enthüllungen folgenden Blutvergießen würde nicht nur Ägypten verloren gehen, auch Britisch-Indien, Burma und die Gebiete weiter östlich würden davon mit in den Abgrund gerissen.
    Trenchard sah seine Bewegung und wandte sich ihm mit einem Lächeln zu.
    »Der Mann hat sämtliche Angehörige in einem grausigen –«, setzte er an.
    Ein lauter Knall ertönte, dem sogleich ein zweiter folgte. Trenchard stürzte rücklings zu Boden.
    Gerade, als Pitt herumfuhr, um festzustellen, woher die Schüsse gekommen waren, sah er, wie Ferdinand Garricks Kopf zu explodieren schien, während er selbst langsam zu Boden sank, den Revolver noch in der Hand. Fast im selben Augenblick brach sich das Echo des dritten Schusses im Verhandlungssaal.
    Der Richter war wie gelähmt.
    Markhams Beine gaben unter ihm nach, und er sank schwerfällig in sich zusammen.
    Pitt trat vor, von Narraway gefolgt. Er ging zum Zeugenstand hinüber, wo Trenchard lag. Beide Kugeln hatten ihn in den Kopf getroffen und ihm das halbe Gehirn weggeschossen. Das letzte Kapitel des Massakers war abgeschlossen. Ägypten und dem Osten drohte keine Gefahr mehr.
    Nach einem kurzen Blick auf die Leiche drehte sich Narraway um und sah zur Galerie empor, wo alle vor Garrick zurückwichen, der am Boden lag – nur nicht Vespasia. Ohne darauf zu achten, dass sein Blut ihr Kleid befleckte, kniete sie neben ihm und faltete seine Hände. Es war eine völlig sinnlose Geste, aber in ihr lag eine Würde, eine Hochachtung, als hätte sie mit einem Mal in diesem Mann etwas Wertvolles entdeckt; sie sprach von einem Mitgefühl, das über jedes Urteil erhaben war.
    Auf der Anklagebank nahm Ryerson Miss Sacharis Hand. Es war alles, was er tun konnte, aber es genügte.
    »Ich werde veranlassen, dass für Stephen Garrick gesorgt wird«, sagte Narraway leise. »Ich denke, das schulden wir seinem Vater.«
    Pitt nickte, die Augen nach wie vor auf Vespasia gerichtet. »Ja«, sagte er mit tiefer Überzeugung. »Und Martin Garvie wird sich um ihn kümmern.«
    Narraway hob den Blick zu Ryerson. Seine Anspannung ließ ein wenig nach, und eine Last in seinem Inneren schien ihm leichter zu werden.

Die Originalausgabe SEVEN DIALS erschien
bei Headline Book Publishing
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    2. Auflage
Vollständige deutsche Taschenbuchausgabe 06/2006
    Copyright © 2003 by Anne Perry
Copyright © 2005 der deutschsprachigen Ausgabe by
    Wilhelm Heyne Verlag, München,
in der Verlagsgruppe Random House GmbH
     
    elSBN 978-3-641-08259-8
     
     
    http://www.heyne.de
    www.randomhouse.de

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