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Die Fluesse von London - Roman

Die Fluesse von London - Roman

Titel: Die Fluesse von London - Roman
Autoren: Ben Aaronovitch
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worden.«
    Das war, soweit ich wusste, noch nie vorgekommen. »Etwa als Detective?«
    »Vorerst noch als normaler Constable, aber in Zivil«, sagte sie. »Es ist ein wichtiger Fall und sie brauchen noch mehr Leute.«
    Sie behielt natürlich recht. Es verhagelte mir die Laune. Gründlich.
    Damit war der Abend für mich gelaufen. Ich hing zwar noch ein oder zwei Stunden im Pub herum, aber weil ich Selbstmitleid hasse, vor allem bei mir selbst, ging ich schließlich hinaus, um das zu tun, was einen Eimer Wasser über meinen Kopf zu gießen am nächsten kam: Ich stellte mich in den Regen.
    Leider hatte es aber inzwischen aufgehört zu regnen, also setzte ich meine Hoffnung darauf, dass mich die eiskalte Luft nüchtern machen würde.
    Lesley ließ sich volle zwanzig Minuten Zeit, bis sie mich suchen kam.
    »Zieh verdammt noch mal deinen Mantel an«, sagte sie. »Du holst dir sonst noch den Tod.«
    »Warum? Ist es denn kalt?«
    »Dachte ich mir doch, dass du sauer wirst.«
    Ich zog meinen Mantel an. »Hast du es schon deiner Sippe erzählt?«, fragte ich. Lesley hatte nicht nur ihre Eltern und eine Großmutter, sondern auch noch fünf ältere Schwestern, die alle im Umkreis von hundert Metern um ihr Elternhaus in Brightlingsea wohnten. Ich war ihnen schon ein paarmal begegnet, wenn der gesamte Stamm zu einem Einkaufsbummel in London eingefallen war. Sie machten ein dermaßenes Getöse, dass es an Landfriedensbruch grenzte, und hätten wahrscheinlich die Polizei auf den Plan gerufen, wenn die nicht schon da gewesen wäre, in Gestalt von mir und Lesley.
    »Schon heute Nachmittag«, antwortete Lesley. »Alle haben sich gefreut. Sogar Tanya, obwohl sie keinen blassen Schimmer hat, was es bedeutet. Und du   – hast du es schon deinen Leuten erzählt?«
    »Was hätte ich ihnen erzählen sollen?«, fragte ich. »Dass ich einen Schreibtischjob gekriegt habe?«
    »Nichts spricht gegen Schreibtischjobs.«
    »Ich will Polizist sein!«, sagte ich.
    »Weiß ich doch«, nickte Lesley. »Aber warum eigentlich?«
    »Ich will der Gemeinschaft dienen«, erklärte ich. »Und böse Jungs fangen.«
    »Also nicht wegen der glänzenden Uniformknöpfe? Und der Möglichkeit, einem Typ lässig die Handschellenanzulegen und zu verkünden: ›Das war’s, mein Junge!‹«
    »Nein, ich will für ein friedliches Zusammenleben sorgen. Ordnung ins Chaos bringen   …«
    Sie schüttelte betrübt den Kopf. »Wie kommst du bloß auf die Idee, dass es so etwas wie Ordnung gibt? Du warst doch schon mal Samstagnacht auf Patrouille   – kam dir das wie friedliches Zusammenleben vor?«
    Ich wollte mich nonchalant gegen einen Lampenpfosten lehnen, aber es ging schief und ich kippte knapp daran vorbei und geriet ins Stolpern. Lesley fand das viel komischer, als es meiner Ansicht nach war. Sie musste sich auf die Treppe vor der Waterstone’s-Buchhandlung setzen, um wieder zu Atem zu kommen.
    »Okay«, sagte ich schließlich. »Warum haben sie dir den Job gegeben?«
    »Weil ich verdammt gut bin.«
    »Na, so gut auch wieder nicht.«
    »Oh doch! Seien wir mal ehrlich: Als Polizistin bin ich echt super.«
    »Und was bin ich dann?«
    »Zu leicht ablenkbar.«
    »Bin ich nicht!«
    »Silvesternacht, Trafalgar Square, riesige Menschenmenge, Bande von Schwachköpfen pisst in den Brunnen   – schon vergessen? Wir rücken an, die Kerle werden pampig, und wo warst du?«
    »Ich war nur ein paar Sekunden lang weg«, verteidigte ich mich.
    »Du musstest unbedingt erst noch die Aufschrift auf dem Arsch des Löwen am Brunnen entziffern«, sagteLesley vorwurfsvoll. »Ich kämpfe allein gegen eine ganze Bande von sturzbesoffenen Knallköpfen, während du mit historischen Nachforschungen beschäftigt bist.«
    »Willst du nicht wissen, was auf dem Arsch des Löwen stand?«, fragte ich.
    »Nein«, antwortete sie, »ich will nicht wissen, was auf dem Arsch des Löwen stand, ich will auch nicht wissen, wie die Abwasserkanäle funktionieren oder warum die eine Seite der Floral Street hundert Jahre älter ist als die andere.«
    »Aber findest du das denn nicht interessant?«
    »Nicht solange ich mit durchgeknallten Wichsern im Clinch liege, Autodiebe jage oder einen Unfall mit Todesfolge aufnehme«, sagte Lesley. »Ich mag dich echt gern, Peter, du bist ein guter Junge, aber irgendwie scheinst du die Welt nicht so zu sehen, wie ein Polizist sie sehen muss. Kommt mir manchmal so vor, als würdest du Dinge sehen, die gar nicht da sind.«
    »Zum Beispiel?«
    »Keine Ahnung.
Ich
kann ja
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