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Die Fluesse von London - Roman

Die Fluesse von London - Roman

Titel: Die Fluesse von London - Roman
Autoren: Ben Aaronovitch
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nicht besonders gut geeignet war. Schließlich muss man seine eigenen Grenzen erkennen, und meine Grenzen begannen dort, wo es nötig wäre, nach Peckham umzuziehen und mit Straßengangs, Sozialhilfeschwindlern und abgedrehten weißen Kids herumzuhängen, die nichts von Eminems Ironie kapieren.
    »Ich stehe nicht auf Rap, Sir«, erklärte ich.
    Neblett nickte mit hochgezogenen Augenbrauen. »Gut zu wissen«, sagte er, und ich beschloss, künftig mein vorlautes Mundwerk besser zu beherrschen.
    »Peter«, fuhr er fort, »in den vergangenen zwei Jahren konnte ich mir ein sehr positives Bild von Ihrer Intelligenz und Ihrer Fähigkeit zu harter Arbeit machen.«
    »Danke, Sir.«
    »Und außerdem haben Sie ja auch einen naturwissenschaftlichen Hintergrund.«
    Ich habe mein Abitur in Mathe, Physik und Chemie gemacht, aber die Noten waren nicht berauschend. Kein Wissenschaftler würde einen dermaßen mittelmäßigen Abschluss als »naturwissenschaftlichen Hintergrund« bezeichnen. Er hatte jedenfalls nicht ausgereicht, um mir den erhofften Studienplatz zu sichern.
    »Und Sie sind sehr gut darin, Ihre Überlegungen zu Papier zu bringen«, fuhr Neblett fort.
    In meinem Magen ballte sich ein Klumpen der Enttäuschung zusammen. Ich wusste jetzt genau, für welchen scheußlichen Einsatzbereich mich die Met auserkoren hatte.
    »Wir schlagen Ihnen die Case Progression Unit vor«, sagte Neblett.
    Theoretisch ist die CPU als Hilfseinrichtung eine sehr vernünftige Sache. Nach verbreiteter Auffassung ertrinken Polizisten normalerweise im Papierkram: Verdächtige müssen registriert werden, die Beweiskette muss lückenlos sein und die Vorgaben der Politiker und die gesetzlichen Regeln für die Polizei- und Ermittlungsarbeit müssen bis auf den letzten Buchstaben befolgt werden. Die Hauptaufgabe des CPU besteht deshalb darin, die armen überlasteten Constables von diesem Papierkram zu befreien, damit sie mehr Zeit haben, sich draußen auf der Straße von den Mitbürgern beleidigen, bespucken und ankotzen zu lassen. So kann immer ein Bobby auf der Straße präsent sein, das Verbrechen wird endgültig besiegt und die braven Leser der Boulevardpresse unserer ruhmreichen Nation können sich beschützt und sicher fühlen.
    In Wahrheit ist es mit dem Papierkram halb so wild   – jede halbwegs kompetente Aushilfe könnte das Zeug in kaum einer halben Stunde erledigen und hätte trotzdem noch massenhaft Zeit, sich die Nägel zu feilen. Das Problem ist, dass es bei der Polizeiarbeit vor allem um Autorität und Präsenz geht, und darum, dass man sich daran erinnert, was ein Verdächtiger an einem Tag sagte, damit man ihn am nächsten Tag bei einer Lüge festnageln kann. Es geht darum, in einer Gefahrensituation nicht weg-, sondern hinzulaufen, immer ruhig zu bleiben und schließlich derjenige zu sein, der das verdächtige Päckchen öffnet. Das heißt nicht, dass man nicht beides tun könnte, nur ist das nicht gerade die Regel. Im Grunde wollte mir Neblett sagen, dass ich eigentlich kein richtiger Polizist war, also keiner, der die Bösewichte fängt, sondern nur einer, der einen wertvollen Beitrag leistet, damit die echten Bullen mehr Zeit für die wichtigeren Aufgaben bekommen. Ich konnte mit übelerregender Gewissheit voraussagen, dass er jeden Augenblick die Worte »wertvoller Beitrag« ins Gespräch werfen würde.
    »Ich hatte eigentlich gehofft, eine aktivere Rolle zu übernehmen, Sir«, sagte ich.
    »Aber das ist doch eine aktive Rolle!«, erwiderte Neblett. »Bei der CPU werden Sie einen wertvollen Beitrag leisten können.«
     
    Normalerweise brauchen Polizisten keine Ausrede, wenn sie ins Pub gehen wollen, aber eine der vielen Nicht-Ausreden ist die Tradition, am Ende der Probezeit ein richtiges Besäufnis zu veranstalten. Dabei sorgen die Beamten der jeweiligen Schicht dafür, dass sich die soeben neuernannten Constables total volllaufen lassen. Zu diesem Zweck wurden auch Lesley und ich über den Strand zum Pub »Roosevelt Toad« geschleppt. Der Plan war, uns mit Bier abzufüllen, bis wir uns nur noch in der Horizontalen fortbewegen konnten.
    »Wie ist es gelaufen?«, rief Lesley, um das Stimmengewirr im Pub zu übertönen.
    »Beschissen«, schrie ich zurück. »CPU.«
    Lesley verzog das Gesicht.
    »Und bei dir?«, wollte ich wissen.
    »Sag ich dir lieber nicht. Würde dir doch nur die Laune verhageln.«
    »Nur zu«, sagte ich. »Ich werd’s schon aushalten.«
    »Ich bin befristet der Mordkommission Skirmish zugeordnet
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