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Die Flüchtlinge des roten Mondes

Die Flüchtlinge des roten Mondes

Titel: Die Flüchtlinge des roten Mondes
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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niemals jemand anderen, ehe du nicht ein paar Meilen in seinen Schuhen gegangen bist …
    Die lautlose Musik schwoll an. Dann, vom Höhepunkt an, formten sich Stimmen und Worte, keine einzelne Stimme. War es die Stimme der Inkarnation der Rasse?
    Diese beiden unserer eigenen Rasse stehen ebenfalls vor Gericht. Sie sind eure Ankläger, und ihre Anschuldigungen sind ihre Verteidigung. Das Licht schien unvermittelt heller zu werden um die beiden Riesensaurier, die die freie Fläche mit den Fremden teilten.
    Vor langer Zeit zerstörten Wesen von den Sternen unsere Welt. Irgendwie wußte Dane, daß diese Worte von dem einen der beiden Saurier zu ihrer Linken stammten, nicht von dem anderen oder von einem aus der Masse der weißen Reptile in der dunklen Höhle. Als das erste Schiff von den Sternen landete, bekamen wir Angst. Einige von uns meinten: Wartet. Es ist Jahrhunderte her, und vielleicht haben diese hier nichts Böses im Sinn. Wartet ab. Wir warteten. Doch dem ersten Schiff folgte ein anderes. Es landete in einem Dorf und ließ Feuer unter all die Leute dort regnen. Unser Eingreifen war notwendig.
    Und plötzlich begriff Dane. Diesen Wesen war es nie in den Sinn gekommen – so wenig wie den Leuten von Rahnalor –, daß die „Sternendämonen“ keinen gemeinsamen Ursprung haben könnten. Daher wurde der Stützpunkt des Bundes zerstört –, weil das Kirgon-Schiff versucht hatte, harmlose Dörfler zu versklaven. Sie konnten oder wollten zwischen beiden Gruppen keinen Unterschied machen. Sie hatten deren Gedanken keiner Prüfung unterzogen, sondern einfach alle Invasoren vernichtet, nachdem sie gesehen hatten, wozu die Kirgon fähig waren; und überließen die Überlebenden ihren Handlangem über der Erde, dem Anka’an-Orden. Der zweite Saurier auf der Plattform wandte sich ihnen zu.
    Als wir alle Invasoren vernichtet hatten, bewachten wir wieder wie in alten Zeiten den Himmel und entdeckten, daß der ursprüngliche Stützpunkt aufs neue besetzt wurde. Auch diese haben wir vernichtet.
    Das besagte alles über die Expedition des unglückseligen Vilkish F’Thansa.
    Doch als vorgeschlagen wurde, ihr Schiff zu zerstören, waren wir geteilter Meinung, und niemand wollte etwas unternehmen. Wir sahen das Schiff zurückkehren und im Himmel verschwinden. Und nun sind sie wiedergekommen, wie wir sehen. Sollen wir wieder hier sitzen bleiben und auf die Zerstörung aus dem Himmel warten?
    Und ein Teil des unhörbaren Chors schien einen lauten Racheschrei auszustoßen.
    Auch wir konnten zu den Sternen reisen! Laßt uns den alten Kummer rächen. Laßt uns unsere Welt und unsere Wesen auf immer in Sicherheit belassen!
    Als dieser Schrei ertönte, teilte sich die Inkarnation der Rasse und mischte sich in Ruf und Gegenruf:
    Was für eine Gerechtigkeit soll das sein? Sie kennen das alte Verbrechen nicht; ihr Volk hatte sich kaum zu kleinen Lebewesen entwickelt, als es geschah. Wenn wir sie nun ansehen, wissen wir, daß sie mit den alten Zerstörern nichts zu tun haben.
    Dane zwinkerte. Es bedeckte die Augen gegen das Licht. Er fühlte sich, als sei er aus einem sonderbaren, verwirrenden Traum erwacht. Er sah die große Höhle, Reihen um Reihen jener bleichen Kreaturen, von denen sich die meisten die Augen abdeckten. Das weiße Licht verschwand. Vor ihnen hing in der riesigen Höhle ein leuchtender Planet von merkwürdiger Massivität und Substanz – Belsar. Belsar, wie Dane ihn aus dem Raumschiff gesehen hatte, nur ohne die Narben und Krater, ein unverwüsteter Belsar, bedeckt mit weiten blauen Meeren und Kontinenten, über die sich dünne Wolkenschleierzogen.
    „ Erinnert euch, Kinder! “ rief die Inkarnation der Rasse. Seht unsere Welt, wie sie einmal war! Es war eine Klage, ein trauernder Schrei voller Kummer und Sehnsucht.
    Reiche Vegetation und ausgedehnte Sümpfe; riesige Gestalten, nicht unähnlich den Dinosauriern seiner Welt … doch diese hier hatten glänzende Städte, Straßen und Wege gebaut … hier waren sie über die Tiere aufgestiegen … Bilder tanzten durch das Licht, nicht flach auf eine Wand projiziert wie beim Film, sondern dreidimensional. Sie stellten alte Saurier dar, die in hölzernen Schiffen fuhren, pflanzten und ernteten, Eisen und Holz bearbeiteten; zuerst eine einfache, agrarische Kultur, dann eine technologische Gesellschaft … es gab weniger Kriege, dachte Dane, als sich der ‚Film’ vor ihm abwickelte, verglichen mit der Geschichte der Erde, doch es gab Konflikte unter einzelnen Gruppen,
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