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Die Flüchtlinge des roten Mondes

Die Flüchtlinge des roten Mondes

Titel: Die Flüchtlinge des roten Mondes
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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vorgeschlagen, was Aratak strikt abgelehnt hatte. Als Rianna versucht hatte, ihn zu überreden, hatte er sie scharf gefragt, ob sie zustimmen würde, wenn man ihr die Ohrmuscheln wegoperieren wollte.
    Er trug ein schmückendes lockeres Halstuch, das wie ein Kragen wirkte und so die Kiemen verdeckte. Dane hoffte, es würde reichen. Wenn das Klima auf Belsar wirklich so heiß war, wie man ihnen gesagt hatte, würde er auffallen wie jemand mit einem Parka in einem südamerikanischen Regenwald.
    Aratak wechselte das Thema und sagte: „Wenn dich die Erscheinungsform eines Sh’fejj nicht anekelt, Rianna, und auch nicht die von Dravash, warum bekommst du dann eine Gänsehaut?“
    „Dieser namenlose Typ, der mit Dravash zusammen ist“, antwortete Rianna und zog eine Grimasse. „Der Weitsprecher oder wie auch immer er sich nennt.“
    Aratak zuckte die Achseln. „Wenn wir von diesem Schiff herunter sind, Rianna, wird der Weitsprecher unser einziges Kommunikationsmittel mit der Zivilisation sein. Das Göttliche Ei hat den weisen Spruch getan, daß es schlecht ist, eine Brücke zur Sicherheit zu beleidigen, wenn sie auch Splitter in die Füße jagt. Ich finde den Weitsprecher auch nicht sehr anziehend, weder im Charakter noch von der Persönlichkeit her. Doch seine Fehler, und meine Offenheit verleitet mich zu dem Bekenntnis, daß es derer viele gibt, scheinen unvermeidliche Begleiterscheinung seiner unzähligen Talente zu sein. Hättest du es lieber, wir verfügten über gar keinen Kontakt, wie auf der Welt der Jäger, meine Liebe?“
    „Ich habe den Eindruck, daß es dort unten nicht viel besser ist“, sagte Rianna dumpf. „Es ist auch nicht so, daß sie kommen und uns herausholen können, wenn wir in Schwierigkeiten geraten.“
    „Nein“, gab Aratak zu, „aber wenn uns ein Unglück zustoßen sollte, werden sie zumindest durch den Weitsprecher erfahren, was mit uns geschehen ist, und vielleicht können dann jene, die man nach uns hierherschickt, die schlimmsten Fehler vermeiden, und sie können dort ansetzen, wo wir versagt haben.“
    Rianna schauderte. „Du wirkst ja sehr, tröstend, Aratak! Kommt, wir sollten den Kapitän nicht warten lassen, sonst denken sie, Dane und ich seien zu dem gewöhnlichen protosimianischen Hokuspokus verschwunden.“
    Sie wandte sich entschlossen zur Tür der Kabine, und Dane folgte ihr grinsend. In den Welten des Galaktischen Bundes galten Protosimianer – oder Wesen, die Dane als Menschen bezeichnen würde – als die instabilsten und am wenigsten vertrauenswürdigsten Wesen, dem Sexualtrieb ausgeliefert, den die meisten Bewohner des Bundes bei ihnen für gefährlich dominant hielten. Die meisten anderen Rassen hatten einen strikten jahreszeitlichen Fruchtbarkeitszyklus und konnten sich zu allen anderen Zeiten ausschließlich auf ihre Arbeit konzentrieren. Auf Raumschiffen des Bundes bestand das Personal aus Protofelinen, und den weiblichen Vertretern gab man Pillen, die die Fruchtbarkeitsperiode aussetzen ließ, damit die Besatzungen nicht auseinanderbrachen. Zu fruchtbaren Weibchen wurden sie nur auf ihren Heimatplaneten, und sie zeigten lästige Neugier über die Tatsache, daß Dane und Rianna gemeinsam eine Kabine bewohnten.
    Dane hatte sich bis zu einem gewissen Grade daran gewöhnt. Es war einer der Späße, die alle intelligenten Wesen der Galaxis teilten: der permanente Sexualtrieb der Protosimianer, die kein anständiges Gefühl für Zeit und Ort hatten. Aber er fand es immer noch von Zeit zu Zeit komisch. Er mußte es als einen Scherz betrachten, andernfalls würde er verrückt werden.
    Jetzt folgte er Rianna durch den langen, gewundenen Flur des Raumschiffes. Die Besatzung bestand fast ausschließlich aus Prrzetz, den protofelinen Katzenmenschen. Sie waren zwar eine Wissenschaftlerrasse mit hohem ethischen Standard, doch ähnelten sie den Mekhar, die Dane vor einiger Zeit von der Erde gekidnappt hatten. Dane hatte sich angewöhnt, nicht vor ihnen zurückzuzucken, doch irgend etwas in seinem Innern – der Uraffe, dachte er trocken – duckte sich ein wenig, wenn ein Prrzetz gutmütig die Zähne bleckte.
    Im Kartenraum des Schiffes – wenn es dort auch eigentlich keine Karten gab, sondern nur computerisierte Aufzeichnungen, die sich während der Reise des Schiffes durch den Raum hinter durchsichtigen Scheiben bewegten – warteten der Prrzetz-Kapitän und Dravash auf sie.
    Dravash war ein Sh’fejj, seidig-schwarz, nur im Vergleich mit Aratak klein. Er erinnerte Dane
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