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Die florentinische Prinzessin

Die florentinische Prinzessin

Titel: Die florentinische Prinzessin
Autoren: Christopher W. Gortner
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Verbrechen des sechzehnten Jahrhunderts vorgeworfen, darunter die Morde an Jeanne de Navarre und Gaspard de Coligny. Es ist auch behauptet worden, sie hätte den älteren Bruder ihres Mannes und ihre zwei ältesten Söhne ermordet und dazu eine ganze Reihe untergeordneter Höflinge, die sich ihr widersetzt haben sollen.
    Ist der Mythos Wahrheit? Hat Caterina jeden, der ihr im Weg stand, skrupellos ermordet? War sie machtbesessen? Diejenigen, die sie kannten, äußerten sich widersprüchlich dazu. Nicht anders war es bei jenen, die nur von ihr gehört hatten. Elizabeth I. von England sagte einmal, von allen Herrschern Europas sei Caterina diejenige, die sie am meisten fürchte. Hätte man ihn gefragt, hätte sich Philipp von Spanien wohl ähnlich geäußert. Von Henri IV. ist bemerkenswerterweise überliefert, dass er einem Kritiker seiner verstorbenen Schwiegermutter entgegnete: »Ich frage Euch: Was hätte die Frau denn tun können, als sie nach dem Tod ihres Gemahls mit fünf kleinen Kindern auf sich gestellt war und sich zweier Familien erwehren musste, die unentwegt nach der Krone trachteten – meine eigene (die Bourbonen) und die Guises? Da wundert es mich, dass sie nichts Schlimmeres angestellt hat.«
    Um Caterina zu porträtieren, musste ich mich in die historischen Quellen über die Witwe in Schwarz vertiefen, die nichts als Böses im Sinn gehabt haben soll. Ihre erhalten gebliebenen Briefe füllen ganze Bände, diejenigen ihrer Zeitgenossen gleichfalls. Um mein Verständnis für sie und ihre Epoche zu vertiefen, habe ich sowohl historische Werke aus unserer Gegenwart als auch Dokumente aus Caterinas Zeit studiert.
    Zu meiner Überraschung habe ich ein tapferes junges Mädchen entdeckt, das eine gefährliche Kindheit und eine schwierige Ehe überstand, um daraus als eine warmherzige Frau mit einer bemerkenswerten Kompromissfähigkeit hervorzugehen. Caterina verabscheute den Krieg und kämpfte zeitlebens für den Frieden. Sie war eine Königin und Mutter, deren vorrangiges Ziel es war, das Weiterbestehen ihrer Dynastie zu sichern. Auch wenn sie schwere Fehler beging, glaube ich nicht, dass sie an der Planung des Massakers in der Bartholomäusnacht beteiligt war. Vielmehr ging es ihr darum, Coligny zu eliminieren, der nach den Maßstäben seiner Zeit nur als Verräter bezeichnet werden kann. In ihrer Panik nach dem Misslingen des ersten anonymen Attentats erkannte Caterina nicht, dass die Entscheidung, Guise damit zu beauftragen, Coligny in seinem eigenen Haus zu ermorden, direkt zu einem Gemetzel an sechstausend Menschen in und um Paris führen und ihren Namen auf Jahrhunderte hinaus besudeln würde. Zwar war sie hinsichtlich Glaubensfragen keine ausgesprochene Pazifistin, doch sie bezog eine eindeutige Gegenposition zu den Guises, die die systematische Verfolgung der sogenannten Häretiker forderten. Ihr Leben lang verabscheute Caterina den in Spanien herrschenden Fanatismus und tat ihr Möglichstes, um dergleichen in Frankreich einzudämmen. Es war ihr Unglück, dass nur wenige der Männer in ihrem Umkreis sich wie sie der Versöhnung verpflichtet sahen.
    Caterinas Interesse am Okkulten ist dokumentiert. Wie die meisten Menschen in der Renaissance hatte sie einen tief verwurzelten Glauben an verborgene Mächte. Die Augenblicke, in denen sie Visionen oder »das zweite Gesicht« hatte, wurden von Angehörigen oder Freunden aufgezeichnet; ein Teil der von mir beschriebenen Visionen stammt direkt aus diesen Berichten. Caterina nahm Nostradamus’ Dienste tatsächlich bis zu seinem Tod in Anspruch. Cosimo Ruggieri war ihr persönlicher Astrologe, und dass er sie verriet, ist verbürgt. Die ihr zugeschriebene Neigung zu den dunklen Künsten und zu Gift erscheint mir jedoch zweifelhaft. Die Legende, dass sie in Blois eine mit Giften gefüllte Vitrine besessen habe, ist mit Sicherheit erfunden. Die heute noch einsehbaren Geheimfächer waren für Dokumente gedacht, nicht für Fläschchen. Ich habe nirgendwo konkrete Hinweise darauf gefunden, dass Caterina irgendjemanden vergiftete oder auf schwarze Magie zurückgriff. Cosimo Ruggieri dagegen könnte sehr wohl damit in Zusammenhang gestanden haben, wie ein großer Teil der nach seiner Verhaftung in Chambord entdeckten Gegenstände nahelegt. Caterinas Großzügigkeit ihren Vertrauten gegenüber, ihre lebenslange Freundschaft mit ihren Hofdamen und mit Birago und ihre für die damalige Zeit höchst ungewöhnliche Tierliebe werden von einer Reihe zeitgenössischer
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