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Die Flammenfrau

Die Flammenfrau

Titel: Die Flammenfrau
Autoren: Jana Held
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bemerkt haben.«
    »Ich werde mir jetzt keine Gedanken darüber machen, warum Pyros mich nicht sieht«, rief Mirka und ließ den Pfeil von der Sehne schnellen. Es war ein guter Schuß. Doch sie traf den Magier nicht.
    »Verdammt!« Sie nahm einen neuen weißen Pfeil und zielte wieder. Diesmal fiel der Pfeil in den brennenden See.
    »Wann wirkt das Gift?« fragte sie und spannte den dritten Pfeil ein.
    Arma beobachtete sorgenvoll den Magier, der unberührt am Ufer stand. »Gar nicht!«
    »Was?«
    »Merkst du nicht, was da geschieht? Du triffst ihn nicht! Sieh her!« Arma legte den Bogen an, doch ihr Pfeil fiel ebenfalls in den brennenden See. »Es ist sinnlos!«
    Mirka schaute der Kriegerin in die Augen. Sie selbst war eine viel zu gute Schützin, um ihn auf diese Entfernung zu verfehlen. Aber daß Arma ein Ziel verfehlte, hatte sie noch nicht erlebt. Kurz entschlossen pfiff Mirka auf zwei Fingern. Von drei Seiten rund um den See begann es Pfeile zu regnen.
    Pyros machte Anstalten, am Ufer entlang zum Wasserfall zu gehen. Er hatte bereits die Hälfte des brennenden Sees umrundet, doch kein einziger Schuß der Priesterinnen hatte getroffen.
    »Er hat aus seiner letzten Begegnung mit den Gwenyar gelernt. Diesen Abwehrzauber beherrscht er mittlerweile gut, wie man sieht«, bemerkte Arma.
    Mirka pfiff ein zweites Mal, und die Frauen ringsum ließen die Bogen wieder sinken. »Und was sollen wir nun tun?«
    »Vertraue auf die Göttin«, erklärte Arma. »Du bist jetzt schließlich Hohepriesterin. Da, schau was geschieht!«
    »Was meinst du?« Mirka blickte fragend in die Richtung, in die Arma deutete.
    Oben auf dem Felsen, von dem rotglühende Flammen herab in den See stürzten, erschien die Gestalt einer Frau. Sie trug ein schneeweißes Gewand. Ihr schwarzes Haar floß offen bis zu den Hüften hinab. Der Widerschein des Feuers zauberte ein verwirrendes Spiel von Licht und Schatten auf ihr zartes Gesicht und ließen die hellen Augen weithin strahlen.
    »Das ist Antana«, flüsterte Mirka aufgeregt.
    Arma nickte. »Ich habe sie bei Pyros gesehen. Sie lebte mit ihm in dem kleinen Haus hinter der magischen Linie. Pyros muß sie damals verzaubert haben. Erinnerst du dich noch, als wir die Ritter verfolgten?«
    »Ja, wir trafen sie auf dem Burgweg,« erwiderte Mirka. »Es war das letzte Mal, daß wir sie sahen.«
    »Mir war es gleich nicht ganz geheuer. Sie kam aus den Bergen! Wahrscheinlich war sie an jenem Tag bei dem Magier. Es gibt keine andere Erklärung für ihr Verschwinden!«
    »Pyros!« Antanas Stimme hallte laut über den See. »Dein Weg ist hier zu Ende!«
    Mirka sah einen Blitz, der vom Felsen hinabzuckte und kurz vor dem Magier in die Erde fuhr. Dann hörte man sein warmes, fast zärtliches Lachen, das ihr durch alle Glieder fuhr. Es zog sie an. Eine sanfte Sehnsucht tief in ihr erwachte. Sie wollte den Magier plötzlich aus der Nähe sehen, sie wollte ihn anschauen, ihn berühren. Arma legte ihr eine Hand auf die Schulter. »Alles in Ordnung, Priesterin?« Erschrocken blickt Mirka auf. Sie schüttelte sich. Der Mann war wirklich ein Meister der Verführung. Sie war froh, ihm niemals zuvor wirklich begegnet zu sein.
    Pyros schaute hinauf zu Antana. »Wer sollte mich aufhalten?«
    »Ich«, rief die Heilerin.
    Mirka war überrascht von der klirrenden Härte in ihrer Stimme. Sie mußte ungeheure Kräfte in sich haben, ihm zu widerstehen.
    »Jetzt bekommen wir wirklich ein magisches Duell zu sehen«, flüsterte Arma und ging in die Knie.
    »Ich liebe dich«, rief Antana.
    »Ich weiß«, erwiderte Pyros gelassen. Langsam setzte er seinen Weg zu dem feurigen Vorhang fort, der den Eingang zu Elinors Höhle bildete. Er ließ die Frau jedoch nicht aus den Augen.
    »Aus Liebe habe ich auch jeden einzelnen Zauber gelernt, den du mir beibrachtest!« Vor Pyros’ Füßen zischte drohend eine Flammen aus dem Boden auf.
    »Du weißt, daß es vergeblich ist. Du kannst dich nicht gegen mich stellen«, sagte Pyros. Er trat das kleine Feuer vor ihm wieder aus. »Wir befreien Elinor, dann gehen wir von hier fort.«
    »Nein. Du wirst Elinor nicht befreien.« Wieder zischte es vor den Füßen des Magiers. Die Flammen waren deutlich größer. Diesmal zögerte Pyros nicht. Er machte eine kleine Drehung mit seinem Handgelenk.
    Mirka fand, es sah so aus, als ob er die Frau zu sich winke. Einen Herzschlag später sprang Antana vom Felsen hinab in den brennenden See.
    Arma seufzte enttäuscht. »Ich frage mich, woher er diese Macht hat. Er
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