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Die Flammenfrau

Die Flammenfrau

Titel: Die Flammenfrau
Autoren: Jana Held
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zum Kampf.
    »Es ist schön, daß du da bist, Kriegerin.« Mirka lächelte.
    »Nimm auch die Pfeile mit den weißen Federn. Sie werden ihm vielleicht ein wenig zu schaffen machen«, sagte Arma. In ihre grünen Augen funkelten es. »Aber gib acht, daß du die Spitze nicht berührst.«
    Mirka schaute die andere ernst an. »Daß du hier bist, bedeutet, daß du ein Gebot der Hohepriesterin mißachtet hast. Wieso?«
    Die Kriegerin verschränkte die Arme vor der Brust. »Und hast du dich nicht vorhin am See auch einem Befehl widersetzt? Soweit ich weiß, ist dir das Kämpfen verboten worden. Solltest du Camire nicht bei ihrem magischen Duell zuschauen!«
    »Das kann ich nicht. Sie wird sterben!«
    »Ich weiß!« erwiderte Arma.
    »Du warst vorhin am See?«
    »Ja, ich habe alles mit angehört. Camire hat keine Chance. Wir müssen kämpfen.«
    »Aber warum bist du zurückgekommen?«
    »Weil ich erkannt habe, warum ich fortreiten sollte.«
    Mirka hob erstaunt die Brauen.
    »Camire hat die Wahrheit gesagt. Hinter dem heiligen Ring nahe am Wasserfall lebt Pyros in dem kleinen Haus, das einst seiner Mutter gehörte«, sagte Arma. »Ein Stück weiter davon südlich liegt ein Dorf. Ich ritt dort vorbei und rastete in einem Gasthaus. Ein alter Mann erzählte, daß die Bestie schon wieder zugeschlagen habe. Er sagte, immer wieder fiele ein seltsames Tier über die Frauen des Dorfes her. Sie hätten keine Erklärung dafür; es wäre, als würde dieses Tier die Frauen in der Nacht fortlocken, um sie irgendwo auf einer Wiese zu töten.«
    Mirka schluckte. »Und du glaubst, daß es Pyros war?«
    »Ich ließ mir die Wunden beschreiben, an denen die Frauen starben. Es war immer das Gleiche, genau wie damals in Luovanas Gemach. So entschloß ich mich, zurückzureiten, und ich versuchte, eine Möglichkeit zu ersinnen, ihn zu vernichten. Eine Zeitlang beobachtete ich sein Haus, um Genaueres über seine Gewohnheiten zu erfahren. Dann bemerkte ich, daß er mich dabei nicht wahrzunehmen schien. Er sah auch nicht die Hohepriesterin, die Nacht für Nacht das Reich der Gwenyar verließ, um sich an seinem Anblick zu erfreuen. Er schien wie von Sinnen zu sein. Er schrie und zürnte der Göttin. Ich glaube, er ist dem Wahnsinn sehr nahe.«
    »Du hast Recht«, sagte Mirka. »Als ich ihn vorhin auf den Felsen am Strand sah, hat er mich auch nicht wahrgenommen. Er hätte mich mit einem Lächeln vernichten können. Doch er tat es nicht.«
    »Er muß etwas Grausames getan haben, um sich aus der Gestalt des Adlers zu befreien.«
    Mirka nickte. »Moiras Bannspruch damals war stark, sie hatte ihr Leben daran gebunden. Wie, glaubst du, hat er den Bann gelöst?«
    Arma schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht. Jedenfalls braucht er immer noch Blut, sonst würde er nicht die Frauen des Dorfes töten.« Sie reichte Mirka ein Lederwams. »Hier, Hohepriesterin, vielleicht solltet Ihr das unter Euerem Gewand tragen. Es könnte sein, daß es Euch von Nutzen ist.« Sie deutete spaßhaft eine Verbeugung an.
    Mirka nahm das Wams entgegen und zog es über. »Hast du eigentlich Angst, Kriegerin, wenn du in einen Kampf gehst?«
    Arma schaute die Gefährtin an. Ein Schatten legte sich über ihr Gesicht. »Manchmal, wenn ich vorher Zeit zum Nachdenken habe! Dieses Mal habe ich sehr viel Zeit gehabt! Pyros ist nicht irgendein Gegner, und ich will gewinnen«, sagte die Kriegerin. »Brunhild muß das Springen und auch das Reiten noch lernen!«
    Mirka griff nach Köcher und Bogen. »Dann laß uns gehen, ich bin bereit!«
     

 
     
     
    15
     
    »Es ist so still draußen.« Brunhild rutschte wieder ein wenig ab von Raban. Er sollte nicht glauben, daß sie feige wäre. Arma hatte ihr schließlich das Steinwerfen beigebracht, also war sie schon fast eine richtige Kriegerin!
    »Sollen wir nachschauen?« Raban kroch wieder zum Höhlenausgang.
    »Glaubst du denn, dein Vater ist fort?« Raban zuckte mit den Schultern. »Man kann nie genau sagen, was er tut oder wo er ist«, sagte er.
    »Mhm«, machte Brunhild. Ihr war das alles nicht geheuer. Sie war froh, daß sie keinen Vater hatte. Selbst die Priesterinnen waren nett zu ihr, obwohl Camire sie manchmal böse anblickte, wenn sie wieder eines dieser Zauberwörter nicht richtig aussprach.
    »Was siehst du?« fragte sie.
    »Nichts!«
    »Nichts?« Brunhild krabbelte Raban nach und streckte ebenfalls den Kopf aus ihrem Versteck. Das Meer war wieder ruhig, als wäre nichts geschehen. Sie wagte sich noch ein Stück weiter vor. Auch am
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