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Die Flammen der Hölle

Die Flammen der Hölle

Titel: Die Flammen der Hölle
Autoren: Diana Gabaldon
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den Dampf noch mehr als sonst gerötet.
    "Natürlich war er kein Mann, der dazu einlud, ihn zu bemeitleiden, doch man konnte kaum umhin, seine Lebensumstände mit Mitgefühl zu betrachten."
    "Mitgefühl? Und doch habt Ihr ihm seine Ketten gelassen?"
    Quarry blickte scharf auf, denn er hörte den gereizten Unterton in Greys Worten.
    "Mag ja sein, daß ich den Mann mochte, aber vertraut habe ich ihm nicht. Nicht nach dem, was einem meiner Sergeanten zugestoßen ist."
    "Und was war das?" Lord John schaffte es, nicht mehr als geringes Interesse in der Frage mitklingen zu lassen.
    "Mißgeschick. Bei einem Unfall im Wasser am Boden des Steinbruchs ertrunken." sagte Quarry, während er mehrere Teelöffel Kandiszucker in eine frische Tasse fallen ließ und heftig darin rührte. "Das habe ich zumindest in meinem Bericht geschrieben."
    Er sah von seinem Kaffee auf und zwinkerte Grey auf seine typisch anzügliche, schiefe Weise zu.
    "Ich mochte Fraser. Hatte nichts für den Sergeant übrig. Aber haltet einen Mann niemals für hilflos, Grey, nur weil er in Eisen liegt."
    Grey suchte verzweifelt nach einer Möglichkeit, weiter nachzufragen, ohne sich sein leidenschaftliches Interesse anmerken zu lassen.
    "Also glaubt Ihr ..." hub er an.
    "Da!" sagte Quarry, der sich plötzlich erhob. "Da! Wenn das nicht Bob Gerald ist!"
    Lord John fuhr auf seinem Stuhl herum. Natürlich, die Nachmittagssonne schlug Funken auf einem flammenden Kopf, dessen Besitzer gerade einer der festsitzenden Sänften entstieg. Gerald richtete sich auf, das Gesicht zu einem fragenden Stirnrunzeln verzogen, und fing an, sich zwischen den Knoten der streitenden Träger zu schieben.
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    "Was hat er wohl vor, frage ich mich? Sicherlich ... Heh! Halt!
    Halt, du Lump!"
    Achtlos ließ Quarry seine Tasse fallen und eilte unter Gebrüll zur Tür.
    Grey, der um ein oder zwei Schritte zurücklag, sah nicht mehr als das Aufblitzen von Metall in der Sonne und den kurzen, erschrockenen Blick in Geralds Gesicht. Dann wich die Menge unter entsetzten Aufschreien zurück, und ein Gewühl wogender Rücken verstellte ihm den Blick.
    Ohne Zögern kämpfte er sich durch den kreischenden Pöbel und hieb sich rücksichtslos mit dem Schwertgriff den Weg frei.
    Gerald lag in den Armen eines seiner Träger; das Haar war ihm nach vorn gefallen und verbarg sein Gesicht. Der junge Mann hatte schmerzerfüllt die Knie angezogen und preßte die geballten Fäuste auf den Fleck, der sich auf seiner Weste ausbreitete.
    Quarry war schon dort; er schwang sein Schwert gegen die Menge, bellte Drohungen, um sie auf Abstand zu halten, dann sah er sich mit wilden Blicken nach einem Feind um, auf den er einhauen konnte.
    "Wer?" rief er den Trägern zu, das Gesicht vor Wut verzerrt.
    "Wer hat das getan?"
    Der Kreis weißer Gesichter wandte sich hilflos fragend um, einander zu, doch er fand keinen Fixpunkt; der Feind war geflohen, und seine Träger mit ihm.
    Grey kniete in der Gosse nieder, ohne auf den Schmutz zu achten, und strich das rote Haar mit seinen Händen zurück, die steif und kalt geworden waren. Blutgestank lag heiß und schwer in der Luft, dazu der Fäkalgeruch durchbohrter Eingeweide.
    Grey hatte genug Schlachtfelder gesehen, um die Wahrheit zu kennen, noch bevor er die brechenden Augen, das leichenblasse Gesicht sah. Bei dem Anblick spürte er einen tiefen, scharfen Stich, als sei auch sein Inneres durchbohrt worden.
    -1 3 -

    Aufgerissene braune Augen fixierten die seinen, und tief unter dem Schrecken und dem Schmerz blitzte Erkennen auf. Er ergriff die Hand des Sterbenden und rieb sie, obwohl er wußte, daß es eine vergebliche Geste war. Geralds Lippen arbeiteten geräuschlos. In seinem Mundwinkel bildete sich eine rote Speichelblase.
    "Sagt es mir." Grey bückte sich drängend zum Ohr des Mannes und spürte, wie das Haar sanft über seinen Mund strich. "Sagt mir, wer es gewesen ist - ich werde Euch rächen. Das schwöre ich."
    Er spürte, wie ein leichter Krampf die Finger in den seinen durchlief, und drückte fest zurück, als könnte er Gerald mit Gewalt ein wenig von seiner Kraft abgeben; genug für ein Wort, einen Namen.
    Die sanften Lippen waren erbleicht, die Blutblase wurde immer größer. Gerald zog die Mundwinkel zurück, ein heftiger Krampf, der seine Zähne bloßlegte, die Blase zum Platzen brachte und Greys Wange mit Blut besprühte. Dann zogen sich die Lippen zusammen und spitzten sich, als wollten sie jemanden zum Kuß einladen. So starb er, und jeder Ausdruck wich
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