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Die Flammen der Hölle

Die Flammen der Hölle

Titel: Die Flammen der Hölle
Autoren: Diana Gabaldon
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aus seinen großen, braunen Augen.
    Quarry verlangte lauthals Auskunft von den Trägern. Weitere Rufe hallten von den Häuserwänden der Straße und der nahen Gassen wider, und die Neuigkeit verbreitete sich vom Tatort wie ein Lauffeuer.
    Grey kniete allein in der Stille, die den Toten umgab, im Gestank nach Blut und entleerten Eingeweiden. Behutsam legte er Geralds erschlaffte Hand auf dessen verwundete Brust und wischte sich geistesabwesend die blutige Hand an seinem Umhang ab.
    Eine Bewegung erregte seine Aufmerksamkeit. Harry Quarry kniete an der anderen Seite der Leiche nieder. Sein Gesicht war so weiß wie die Narbe auf seiner Wange geworden, und er öffnete ein großes Klappmesser. Mit größter Vorsicht durchsuchte er Geralds loses, blutverklebtes Haar und zog eine saubere Locke hervor, die er abschnitt. Die Sonne ging unter;
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    ihr Licht fing sich in dem Haar, als es herabfiel, eine Locke aus lebendem Feuer.
    "Für seine Mutter." erklärte Quarry. Er hatte die Lippen fest zusammengepreßt, als er die glänzende Strähne zusammenrollte und sie sorgfältig verstaute.
    Teil II
    Die Einladung kam zwei Tage später, zusammen mit einer Notiz von Harry Quarry. Lady Lucinda Joffrey erbat sich Lord John Greys Gegenwart bei einem Abendempfang im Hause Joffrey. Quarrys Notiz lautete schlicht: "Kommt. Ich habe Neuigkeiten."
    Und das nicht zu früh, dachte Grey und warf die Notiz beiseite.
    Die zwei Tage seit Geralds Tod waren von hektischer Aktivität erfüllt gewesen, von Nachfragen und Spekulationen - doch es hatte zu nichts geführt. Jeder Laden, jeder Straßenhändlerkarren in der Forby Street war gründlich auf den Kopf gestellt worden, aber man hatte keine Spur von dem Angreifer oder seinen Helfershelfern gefunden; sie waren in der Menge aufgegangen, so anonym wie Ameisen.
    Das bewies zumindest eines, dachte Grey. Es war eine geplante Attacke gewesen, keine zufällige Gewalttat auf der Straße. Um so schnell verschwinden zu können, mußte der Angreifer aussehen wie das gemeine Fußvolk; ein reicher Kaufmann oder ein Adliger wäre durch seine Haltung und Kleidung aufgefallen. Die Sänfte war gemietet gewesen; niemand erinnerte sich an das Aussehen des Fahrgastes, und der angegebene Name war - wenig überraschend - falsch.
    Rastlos blätterte er den Rest der Post durch. Alle anderen Nachforschungen hatten sich bis jetzt als fruchtlos erwiesen.
    Man hatte keine Waffe gefunden. Er und Quarry hatten nach dem Portier im Flur des Beefsteak gesucht, weil sie hofften,
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    daß er vielleicht die Unterhaltung zwischen Gerald und Bubb-Dodington mitgehört hatte, doch der Mann war eine vorübergehend eingestellte Kraft gewesen. Er hatte nur den einen Tag im Club gearbeitet und war schon lange ausbezahlt worden und verschwunden, zweifellos, um das Geld zu vertrinken.
    Grey hatte in seinem Bekanntenkreis nachgefragt, ob es Gerüchte bezüglich irgendwelcher Feinde gab, oder falls nicht, ob es vielleicht in der Vorgeschichte des verstorbenen Robert Gerald einen Hinweis auf ein Motiv für das Verbrechen gab.
    Gerald war offensichtlich in Regierungskreisen und an den Treffpunkten der respektablen Gesellschaft hinlänglich bekannt, doch er hinterließ keine nennenswerten Geldsummen, hatte keine Erben außer seiner Mutter, und es gab keinerlei Hinweise auf romantische Verwicklungen - kurz, nichts deutete irgendwie auf eine Verbindung hin, die zu jenem blutigen Tod auf der Forby Street geführt hatte.
    Er hielt inne, denn sein Blick fiel auf ein unvertrautes Siegel.
    Eine Notiz, unterzeichnet von einem gewissen G. Bubb-Dodington, der sich bei Gelegenheit einige Augenblicke seiner Zeit erbat und en passant bemerkte, das er, B.-D., seinerseits abends im Hause Joffrey zugegen sein würde, sollte Lord John sich ebenfalls dort aufhalten.
    Grey griff erneut nach der Einladung und fand ein zusammengefaltetes Stück Papier dahinter. Als er es auseinanderstrich, entpuppte es sich als Flugblatt, das mit einem Gedicht bedruckt war - oder zumindest mit Worten, die in Versform arrangiert waren.
    "Ein Schandfleck weniger" lautete der Titel. Der Knittelvers, dem es an Metrum, nicht aber an derbem Witz fehlte, erzählte die Geschichte einer "Mann-Hure", deren lüsterne Ausschweifungen die Öffentlichkeit in Entrüstung versetzten, bis "ein Skandal aufflammte, blutrot wie die unsägliche Farbe seines Haars" und sich ein unbekannter Retter erhob, um das Perverse zu vernichten, und damit das jungfräuliche Pergament der Gesellschaft
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