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Die Flamme erlischt

Die Flamme erlischt

Titel: Die Flamme erlischt
Autoren: George R. R. Martin
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seinem Blick gefolgt und lächelte. »Alle Kavalaren sind bewaffnet. So ist es bei uns Sitte – wir schätzen das. Ich hoffe, Sie sind nicht schockiert oder so voreingenommen wie Gwens Freund, der Kim-dissi. Falls doch, so ist das Ihr Fehler und nicht der unsrige. Larteyn ist ein Teil von Hoch Kavalaan. Sie können nicht erwarten, daß sich unsere Kultur der Ihrigen anpaßt.«
    Dirk setzte sich wieder. »Nein. Nach allem, was ich gestern abend gehört habe, hätte ich damit rechnen müssen. Ich finde es wirklich sehr merkwürdig. Findet irgendwo ein Krieg statt?«
    Vikary lächelte dünn – ein gleichmäßiges, wohlüberlegtes Entblößen der Zähne. »Irgendwo findet immer ein Krieg statt, t'Larien. Das Leben selbst ist ein Krieg.« Er hielt inne. »Sie heißen t'Larien. Ein ungewöhnlicher Name. Niemals habe ich einen ähnlich klingenden Namen gehört, auch mein teyn Garse nicht. Wo liegt Ihre Heimatwelt?« »Baidur, ziemlich weit von hier. Auf der anderen Seite von Alt-Erde. Aber ich kann mich kaum daran erinnern. Als ich noch sehr jung war, zogen meine Eltern nach Avalen.«
    Vikary nickte. »Sie sind viel gereist, wie mir Gwen sagte. Welche Welten haben Sie gesehen?«
    Dirk zuckte die Achseln. »Prometheus, Rhiannon, Thisrock, Jamisons Welt und viele andere. Avalon nicht zu vergessen. Insgesamt ein Dutzend meist primitiverer Welten als Avalon, auf denen mein Wissen gefragt ist. Wenn man am Institut gewesen ist, findet man gewöhnlich leicht Arbeit. Man braucht nicht einmal besonders geschickt oder talentiert zu sein. Ich komme gut zurecht und reise gern herum.« »Aber bisher sind Sie nie über Tempters Schleier hinausgekommen.
    Immer nur im Wirrwarr, nie auf den Außenwelten. Sie werden sehen, t'Larien, hier geht es anders zu.«
    Dirk runzelte die Stirn. »Welches Wort haben Sie eben gebraucht? Wirrwarr?«
    »Der Wirrwarr«, wiederholte Vikary. »Ach ja, das ist Slang der Wolfmenschen. Die Wirrwarrwelten oder chaotischen Welten, wenn Sie so wollen. Eine Redensart, die ich mir durch Umgang mit mehreren Wolfmenschen, die während meiner Studienzeit auf Avalon zu meinen Freunden zählten, angeeignet habe. Der Begriff bezieht sich auf die Sternensphäre zwischen den Außenwelten und den Kolonien der ersten und zweiten Generation, nahe der Alt-Erde. In diesem Raumsektor begannen die Hranganer mit ihren Eroberungszügen, unterdrückten ihre Sklavenwelten und kämpften gegen die Erdimperialen. Die meisten Planeten, die Sie nannten, waren schon damals besiedelt. Durch den Krieg wurden sie schwer betroffen und durch den Zusammenbruch ins Chaos gestürzt. Avalon selbst ist eine Kolonie der zweiten Generation. Einst war Avalon der Hauptplanet des ganzen Sektors. Was meinen Sie, reicht das als Charakterisierung einer Welt in der heutigen, wirren pi-Zeit?«
    Dirk nickte zustimmend. »Ja. Ich kenne mich nur ein wenig in Geschichte aus, aber Sie scheinen eine Menge darüber zu wissen.« »Ich bin Historiker«, sagte Vikary. »Der größte Teil meiner Arbeit war dem Problem gewidmet, auf meiner eigenen Welt, Hoch Kavalaan, Mythen und geschichtliche Ereignisse zu trennen. Eisenjade schickte mich aus diesem Grund unter großem Kostenaufwand nach Avalon, um die Datenbänke der alten Computer zu überprüfen. Nun, ich verbrachte dort zwei Studienjahre, hatte sehr viel Freizeit und entwickelte Interesse an der allgemeinen Geschichte des Menschen.«
    Dirk sagte nichts, sondern widmete seine Aufmerksamkeit wieder der Morgendämmerung. Die rote Scheibe des Fetten Satan war jetzt halb aufgegangen, und eine dritte gelbe Sonne wurde sichtbar. Sie lag nördlich von den anderen und war kaum größer als ein Stern. »Der rote Stern ist ein Überriese«, sinnierte Dirk, »aber von hier scheint er nur ein bißchen größer als Avalons Sonne zu sein. Er muß sehr weit entfernt sein. Erstaunlich, daß es hier noch relativ warm ist. Eigentlich müßte sich doch längst Eis gebildet haben. Aber es ist nur kühl.« »Das ist unser Verdienst«, erzählte ihm Vikary mit einem gewissen Stolz. »Nicht das Verdienst von Hoch Kavalaan allein, aber unzweifelhaft das gemeinsame Werk der Außenwelten. Während des Zusammenbruchs bewahrte Tober einen Teil des Wissens um die Kraftfeldtechnologie der Erdgeborenen. Seither haben die Toberianer auf diesem Gebiet dazugelernt. Ohne ihren Schild wäre niemals ein Festival auf Worlorn möglich gewesen. Im Perihel hätte die Hitze von Höllenkrone und Fettem Satan die Atmosphäre des Planeten verbrannt und sein
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