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Die Flamme erlischt

Die Flamme erlischt

Titel: Die Flamme erlischt
Autoren: George R. R. Martin
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sich, wieso er überhaupt hier war. Dann fiel ihm das Flüsterjuwel wieder ein, und er wunderte sich noch mehr. Sie hatte sicher ihre Gründe, nach ihm zu schicken, und würde zu gegebener Zeit sicherlich ihr Herz ausschütten.
    Er hatte ja wirklich nicht erwarten können, daß sie allein war. Am Raumhafen hatte er sogar einen Augenblick geglaubt, daß vielleicht dieser Ruark ... Und es hatte ihm nicht viel ausgemacht.
    Weil er allzulange geschwiegen hatte, wandte sich ihm Gwen erneut zu.
    »Es tut mir leid«, flüsterte sie. »Wirklich, Dirk. Du hättest niemals kommen sollen.«
    Und er dachte, wie recht sie doch hatte.
     
    Die drei flogen dahin, ohne miteinander zu sprechen. Worte waren gesagt worden, aber nicht jene Worte, die Dirk gern gehört hätte, sondern Worte, die nichts verändert hatten. Er war hier auf Worlorn, und Gwen war immer noch neben ihm, obwohl sie plötzlich eine Fremde für ihn war. Sie waren sich beide fremd. Mit seinen Gedanken allein gelassen, saß er in seinem Sitz versunken, während ihm ein kalter Wind über das Gesicht strich.
    Auf Braque hatte er dummerweise geglaubt, das Flüsterjuwel sei ein Zeichen ihrer Sehnsucht nach ihm und das Signal für einen neuen Beginn. Ihn hatte nur eine einzige Frage bewegt: Würde er dem Ruf folgen und zu ihr zurückkehren, konnte Dirk t'Larien überhaupt noch lieben oder geliebt werden? Aber darauf kam es überhaupt nicht an, wie er nun wußte.
    Sende dieses Andenken. Ich werde kommen, und es wird keine Fragen geben. Dies war das Versprechen, das einzige Versprechen. Nichts weiter.
    Er wurde ärgerlich. Warum tat sie ihm das an? Sie hatte das Juwel gehalten und seine Gefühle gespürt. Sie hätte es sich doch denken können. Es konnte für sie keinen zwingenden Grund geben, der den Preis dieser Erinnerung wert war.
    Dann beruhigte sich Dirk t'Larien wieder. Er hielt die Augen fest geschlossen und konnte den Kanal auf Braque sehen, den einsamen schwarzen Kahn, der einen Moment lang wichtig zu sein schien. Und er dachte zurück an seinen Entschluß, es noch einmal zu versuchen. Zu sein, wie er einst gewesen war. Zu ihr zu kommen und zu geben, was er zu geben vermochte, was immer sie benötigen würde – für sie und für sich selbst.
    Mit einem Ruck nahm er die Arme auseinander, öffnete die Augen und setzte sich aufrecht in den schneidenden Wind. Dann sah er Gwen voll ins Gesicht und lächelte sein altes, scheues Lächeln. »Ach, Jenny«, sagte er. »Mir tut es auch leid. Aber das macht nichts. Ich wußte nicht Bescheid, aber nun ist es egal. Ich bin froh, daß ich gekommen bin, und du solltest es auch sein. Sieben Jahre sind eine zu lange Zeit, nicht, wahr?«
    Sie sah ihn an, blickte dann wieder auf die Instrumente und leckte nervös ihre Lippen. »Ja. Sieben Jahre sind zu lang, Dirk.« »Werde ich Jaan begegnen?« Sie nickte. »Und auch Garse, seinem teyn.«
    Irgendwo unter ihnen hörte er das Rauschen von Wasser, wohl ein Fluß, verloren in der Dunkelheit. Ein flüchtiger Eindruck nur, denn sie flogen sehr schnell. Dirk blickte prüfend über die Seitenwand des Gleiters, den Flügel entlang, hinunter in die ätzende Schwärze, dann wieder hoch. »Ihr braucht mehr Sterne«, sagte er nachdenklich. »Ich fühle mich, als würde ich erblinden.«
    »Ich weiß, was du meinst«, sagte Gwen. Sie lächelte, und ganz plötzlich fühlte sich Dirk weit besser als die ganze Zeit zuvor. »Erinnerst du dich an den Himmel auf Avalon?« fragte er. »Ja, natürlich.«
    »Die vielen Sterne dort! Es war eine schöne Welt.« »Auch Worlorn hat seine Schönheiten«, sagte sie. »Was weißt du von dieser Welt hier?«
    »Wenig«, erwiderte Dirk, der sie unverwandt ansah. »Ich habe von dem Festival gehört, und daß der Planet ein Einzelgänger ist – aber nicht viel mehr. Eine Frau auf dem Schiff erzählte mir, daß Tomo und Walberg ihn auf ihrer Reise ans Ende der Galaxis entdeckten.« »Das stimmt wohl nicht so ganz«, sagte Gwen. »Aber die Geschichte besitzt einen gewissen Reiz. Auf irgendeine Art hat alles, was du sehen wirst, mit dem Festival zu tun. Das gilt für den ganzen Planeten. Alle Randwelten nahmen teil, und jede Stadt hier spiegelt eine ihrer Kulturen wider. Es gibt vierzehn Städte, stellvertretend für die vierzehn Welten des Randes. Dazwischen findest du den Raumhafen und das Freigelände, das zu einem Park ausgebaut wurde. Wir überfliegen es gerade. Es ist nicht sehr interessant, auch nicht am Tage. Aber während des Festivals wurden dort Jahrmärkte
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