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Die Flamme erlischt

Die Flamme erlischt

Titel: Die Flamme erlischt
Autoren: George R. R. Martin
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Er begann sich zu fragen, wer Arkin war, und ob seine Beziehung zu Gwen wirklich so war, wie es beide darstellten. Aber andererseits hatten sie kaum etwas gesagt. Ohne zu wissen, was er sagen oder denken sollte, zuckte er die Achseln und folgte ihnen zu ihrem Luftwagen. Der Weg war recht kurz. Als sie ankamen, erlebte Dirk eine Überraschung. Auf seinen Reisen waren ihm die verschiedensten Luftgleiter aufgefallen, aber keiner war mit diesem zu vergleichen. Er war riesig, stahlgrau und sah mit seinen gebogenen, gewölbten Dreiecksflügeln fast lebendig aus, wie ein großer Stachelrochen der Lüfte im metallenen Kleid. Zwischen den Flügeln befand sich ein Cockpit mit vier Sitzen. Unter den Flügelspitzen nahm er flüchtig ominöse Stangen wahr. Er sah Gwen an und deutete auf die Stangen. »Sind das Laser?« Sie nickte und deutete dabei ein Lächeln an.
    »Zum Teufel, was hat denn das zu bedeuten?« fragte Dirk. »Der Wagen sieht aus wie eine Militärmaschine. Steht ein Angriff der Hranganer bevor? Etwas Ähnliches habe ich nicht mehr gesehen, seit wir damals die Institutsmuseen auf Avalen besuchten.«
    Gwen lachte, nahm ihm die Tasche ab und warf sie auf den Rücksitz. »Steig ein«, forderte sie ihn auf. »Es ist ein vollendet schöner Luftgleiter aus der kavalarischen Produktion. Erst kürzlich haben sie angefangen, eigene Fahrzeuge herauszubringen. Er soll wohl ein bißchen wie ein Tier aussehen, wie der schwarze Banshee. Ein fliegendes Raubtier, dazu das Brudertier der Eisenjadeversammlung. Das Tier bedeutet viel in ihrer Folklore, ist eine Art Totem, weißt du?«
    Sie kletterte hinein. Ruark folgte ihr etwas verlegen und sprang über den gepanzerten Flügel nach hinten. Dirk rührte sich nicht. »Aber der Wagen ist mit Lasern ausgerüstet!« beharrte er. Gwen seufzte. »Sie sind nicht geladen, und waren es auch noch nie. Jedes Fahrzeug, das auf Hoch Kavalaan gebaut wird, trägt Waffen irgendwelcher Art. Es ist so üblich in dieser Kultur. Und es betrifft nicht nur Eisenjade. Rotstahl, Braith und der Shanagate-Trutz sind sich in dieser Beziehung alle gleich.«
    Dirk ging um den Gleiter herum und stieg neben Gwen ein, aber sein Gesichtsausdruck zeigte Verblüffung. »Was waren das für Namen?« »Das sind die vier kavalarischen Festhaltkoalitionen«, erklärte sie. »Betrachte sie als kleine Nationen oder als große Familien. Sie haben von beidem etwas.« »Aber warum die Laser?«
    »Hoch Kavalaan ist ein Planet mit einer gewalttätigen Tradition und Praxis«, erwiderte Gwen.
    Ruark ließ ein schnaubendes Gelächter verlauten. »Oh, Gwen«, sagte er. »Das ist völlig falsch, völlig!« »Falsch?« fragte sie.
    »Genau«, antwortete Ruark. »Total falsch, obwohl du der Wahrheit ganz nahe bist. Aber die halbe Wahrheit ist die schlimmste Lüge, die es gibt.«
    Dirk wandte sich in seinem Sitz um und sah den rundlichen, blonden Kimdissi an. »Was?«
    »Hoch Kavalaan war ein gewalttätiger Planet, in der Tat. Aber Tatsache ist, daß heute die Gewalttätigkeit allein bei den Kavalaren liegt. Feindselige Leute, einer wie der andere. Oft sind es Feinde allen Lebens. Rassisten, stolz und eifersüchtig. Sie führen Luftkriege und leben für ihre Duellrituale. Ja, und deshalb haben kavalarische Gleiter Waffen. Um damit zu kämpfen, in der Luft, überall. Ich warne Sie, t'Larien ...« »Arkin!« Gwen stieß das Wort zwischen den Zähnen hervor, und Dirk stutzte über die Schärfe in ihrem Ton. Sie warf unvermittelt den Schwerkraftneutralisator an und berührte das Steuer. Der Luftgleiter ruckte vorwärts und hob mit protestierendem Heulen schnell steigend vom Boden ab. Der Hafen unter ihnen war dort hell erleuchtet, wo die Schaudern der Vergessenen Feinde zwischen kleineren Sternschiffen stand, lag ansonsten aber im Schatten. Ringsum war es dunkel, bis hin zum unsichtbaren Horizont, wo sich schwarzer Boden und noch schwärzerer Himmel trafen. Nur dünner Sternenstaub legte einen schwachen Leuchtfilm über das Himmelsgewölbe. Das war der Rand, darunter erstreckte sich der intergalaktische Raum, darüber der düstere Vorhang von Tempters Schleier. Und die Einsamkeit dieser Welt war stärker als alles, was Dirk je an Einsamkeit erfahren hatte.
    Beklemmende Stille lag lange Minuten über dem Gleiter. Ruark hatte sich zurückgelehnt.
    »Arkin stammt eben von Kimdiss«, sagte Gwen schließlich und rang sich ein Lächeln ab. Dirk kannte sie jedoch zu gut, um sich hierdurch täuschen zu lassen. Sie war keinen Deut weniger erregt als
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