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Die Feuerinseln: Das Geheimnis von Askir 5 (German Edition)

Die Feuerinseln: Das Geheimnis von Askir 5 (German Edition)

Titel: Die Feuerinseln: Das Geheimnis von Askir 5 (German Edition)
Autoren: Richard Schwartz
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saß, den Käfer, der sich unter mir einen Gang durch die Lagen feinster Baumwolle grub, die Schweißperlen auf meiner Stirn, das Blut, das in meinen Adern rauschte.
    Zuvor hätte sie sogar nach dem kleinen Lebensfunken des Käfers gegiert, nun aber nahm sie ihn nur zur Kenntnis und blieb … ruhig.
    Irgendwann zog ich meinen Beutel auf und nahm eine halbfertige Spielfigur heraus. Sie war aus Elfenbein und stellte einen der weißen Reiter dar. Noch war das Pferd nur angedeutet, doch schon jetzt zeigten einige Linien die Kraft und Eleganz des stolzen Tiers. Der Reiter war zierlich, seine leichte Reiterrüstung der Bessareiner Kavallerie nachempfunden, nur eine feine Kerbe hier, eine Andeutung dort.
    Aber das Gesicht war bereits vollendet. Kaum größer als der Nagel meines kleinen Fingers, zeigte es Natalyias Züge. Ich musterte die Figur. Wie kam es, dass ich ihr diesen entschlossenen Gesichtsausdruck verliehen hatte, ohne es selbst zu bemerken? Dieser Reiter würde sich seinen Weg suchen, Mauern und Hindernisse überwinden, Schlachtenlinien und Verteidigungen überreiten, nichts würde ihn von seinem Kurs abbringen …
    Einen Moment sah ich wieder, wie sie im Tempel gestanden hatte, soeben im Namen meines Gottes getauft. Sie schaute mich an, lachte und lud mich ein, zu ihr zu kommen. Ich erinnerte mich daran, wie ich mich abgewandt hatte. Wie leichtfertig man doch manchmal mit dem umging, was einem wichtig war. Vielleicht deshalb, weil man es nicht zugeben wollte.
    Sorgsam verstaute ich die Figur wieder in meinem Beutel. Demnächst würden wir abreisen. Ich hoffte, dann die nötige Muße zu finden, um sie fertigzustellen.
    Ich stand mühsam und mit knirschenden Sehnen auf, hängte das Schwert in meinen Gurt und kletterte die Ballen herab, steif und ungelenk wie der Greis, der ich hätte sein sollen.
    Zokora hatte mich gefunden, aber ob sie daran denken würde, die anderen von meinem Sieg über den Nekromanten zu unterrichten, war zweifelhaft. Sie folgte ihrem eigenen Leitstern, und nicht alles, was sie tat, ergab für mich einen Sinn.
    So dicht gedrängt es am Hafen auch zuging, die Leute machten mir Platz, wichen zurück und wurden bleich, als sie mich sahen. Es dauerte eine Weile, bis mein erschöpfter Geist es wahrnahm, dann noch einmal eine Zeit lang, bis ich den Grund verstand.
    Das Blut, das meinen Umhang färbte, war nicht das des Nekromanten. Der Gazar hatte es aus dem feinen Leinen herausgewaschen. Es war Natalyias Blut. Ich hatte so lange auf dem Ballen gesessen, dass es getrocknet war.
    Ich konnte es den Leuten nicht verdenken. Ich wäre mir selbst auch aus dem Weg gegangen.

2. Das Zeichen der Wächterin
     
    »Sie wissen es schon«, teilte mir Varosch mit, als er mir die Tür zu unserem Haus öffnete. Er musterte zuerst meine Robe, dann mein Gesicht. »Es tut mir leid, mein Freund«, sagte er und legte eine Hand auf meine Schulter.
    »Danke«, entgegnete ich unbehaglich. Ich wollte aus dieser Kleidung heraus. »Wo sind die anderen?«
    »Sie sind in der Küche und haben sich gerade umgezogen, um zum Tempel zu gehen.«
    »Hat Zokora es euch mitgeteilt?«, fragte ich, als ich die schwere Tür hinter mir zuzog und Varosch durch die Halle folgte. Wie er schlug ich einen Bogen und vermied es, unterhalb des schweren Kronleuchters hindurchzugehen, der hoch über uns unter dem Dach hing.
    »Nein«, antwortete Varosch überraschend. »Die Emira hat einen Boten gesandt.« Er schaute mich fragend an. »Zokora ist bei Sonnenaufgang gegangen, ich weiß nicht, wohin. Habt Ihr sie gesehen?«
    »Ja. Sie hat mich gesucht und gefunden. Sie ging weiter zum Tempel, um Natalyia ihren Respekt zu erweisen.«
    Zokora konnte auf sich selbst aufpassen, dennoch sah ich die Erleichterung in Varoschs Augen. Wahrscheinlich hatte sie es nicht für nötig befunden, ihn zu informieren, als sie das Haus verließ. Oder den anderen mitzuteilen, was geschehen war.
    Aber ein Bote von Faihlyd? Woher sollte die Emira denn wissen, was sich am Ufer des Gazar zugetragen hatte? Dann schalt ich mich einen Narren. Nichts geschah in Gasalabad, ohne dass die Tochter des Löwen davon erfuhr. Schließlich waren es ihre eigenen Soldaten gewesen, die mich unter dem leblosen Körper Natalyias hervorgezogen hatten. Dunkel erinnerte ich mich daran, dass sie mich hatten in Gewahrsam nehmen wollen. Kein Wunder, denn Seelenreißer ragte noch immer aus Natalyias Rücken. Obwohl ich versuchte, mich zu entsinnen, was danach geschehen war, war das Nächste, an das
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