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Die Feuerinseln: Das Geheimnis von Askir 5 (German Edition)

Die Feuerinseln: Das Geheimnis von Askir 5 (German Edition)

Titel: Die Feuerinseln: Das Geheimnis von Askir 5 (German Edition)
Autoren: Richard Schwartz
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zwang sie dazu, ihn an die Oberfläche zu bringen und vor dem Ertrinken zu bewahren. Es kam zum Kampf zwischen uns, danach war ich dem Tode nahe.«
    Unwillkürlich sah ich nach oben. Dort, in einer Höhe, aus der Gasalabad selbst so klein erschienen war, dass ich die große Stadt mit meinem Daumen hätte bedecken können, hatte es sich entschieden. Es war die Macht des Nekromanten, die uns beide in diese Höhe entführt hatte, und als er starb, stürzte ich in den Fluss.
    Niemand überlebte einen solchen Sturz. Auch ich nicht.
    »Sie setzte sich Seelenreißer unters Herz, ließ sich in die Klinge fallen und gab ihr Leben, damit ich geheilt wurde.« Ich hörte mir zu, als ich das sagte. Meine Stimme klang mir fremd. So fern, so unbeteiligt. Ich hätte gern ausführlicher davon berichtet, aber ich konnte nicht.
    »Sie starb, damit du lebst?«, fragte Zokora mit überraschend sanfter Stimme.
    »Ja.« Ich zog meine Knie an, stützte mein Kinn darauf und blickte hinunter in den Hafen. Drei Flusssegler lagen dort vertäut, einer davon so groß wie die beiden anderen zusammen. Dieses Schiff wurde gerade beladen, ein großer Ballen schwang am Lastarm herum, um in den Laderaum abgelassen zu werden. Der Name des Schiffs war Lanze des Ruhms , und es gehörte mir. Schon vor Tagen hatten wir beschlossen, dass wir heute abreisen wollten. Ich erinnerte mich daran, dass ich am Tag zuvor noch gesagt hatte, wie froh ich darüber war, dass diese Stadt keinen von uns das Leben gekostet hatte.
    Ein etwas voreiliger Gedanke.
    »Sie hat mich nicht gefragt, ob ich leben will.«
    »Warum hätte sie das tun sollen?«, meinte Zokora.
    »Ich hätte nicht gewollt, dass sie ihr Leben für mich wegwirft.«
    »Sie hat es nicht weggeworfen.«
    »Das sehe ich anders.«
    »Es dreht sich nicht alles um dich, Havald«, sagte sie. »Sie tat es für sich , weil es für sie das Richtige war.« Sie wandte sich mir zu, ihr Blick war intensiv. Der rötliche Funke in ihren Augen war deutlich zu erkennen.
    »Es wäre nicht meine Wahl gewesen.«
    »Aber es war ihre .«
    Ich neigte den Kopf. »Ich weiß.«
    Sie musterte mich, dann nickte sie. »Wo ist sie? Ist sie sicher?«
    »Ich habe sie zum Tempel Soltars gebracht.«
    Niemand wusste, wie mächtig Kolaron, der Herrscher von Thalak, wirklich war. Nur eins war gewiss: Er war ein Seelenreiter, und schon einmal hatte Natalyias Seele unter seinem Bann gelegen. Vor Kurzem erst war sie im Tempel im Namen Soltars getauft worden. Deshalb hatte ich sie dorthin gebracht, dort war sie sicher.
    »Ich nehme Abschied von ihr«, teilte Zokora mir mit, glitt elegant von der Baumwolle und landete vier Ballen tiefer geschickt wie eine Katze. Dann war sie auch schon im Gedränge des Hafens verschwunden.
    Ich blieb auf dem Ballen sitzen und sah eine Weile zu, wie die Lanze des Ruhms beladen wurde. Deral, der Kapitän, hatte um Erlaubnis gebeten, Ladung aufnehmen zu können. Er meinte, dass es eine Schande wäre, nach Askir zu segeln und keinen Profit dabei zu machen. Gerade schaute er zu, wie die Ladeluken verschlossen wurden, und erteilte dem Ersten Maat Anweisungen, dann rief ein anderes Besatzungsmitglied ihn zu sich. Am Ufer wartete eine junge Frau auf unseren Kapitän, dunkel gekleidet und mit einem Schleier verhüllt. Sie sprach ihn an, und er schüttelte den Kopf. Sie legte eine Hand auf seinen Arm, beugte sich vor und flüsterte ihm etwas ins Ohr.
    Selbst auf die Entfernung sah ich seine Überraschung. Widerwillig, so schien es mir, nickte er, und ein Beutel wechselte seinen Besitzer. Die junge Frau ging an Bord, suchte sich achtern nahe der offenen Kabine ein Kissen und ließ sich dort nieder.
    Ich hatte zugestimmt, Ladung aufzunehmen, mich aber gegen Passagiere ausgesprochen. Was also hatte die junge Frau zu unserem Kapitän gesagt, dass er gegen meine Anweisung handelte? Gestern noch hätte ich dringend wissen wollen, was sich eben dort zugetragen hatte, heute jedoch war meine Neugier gedämpft. Zu sehr war ich in meinen Gedanken gefangen. Was, bei allen Göttern, hatte Natalyia bewogen, sich in meine verfluchte Klinge zu stürzen?
    In ihrem Großmut hatten die Götter manchen Menschen magische Talente geschenkt. Der eine war vielleicht dazu imstande, mit Tieren zu sprechen, ein anderer verformte Stein mit bloßen Händen. Natalyia war fähig gewesen, durch Stein zu gehen.
    Doch die dunkle Gabe der Nekromantie, ein Geschenk des Namenlosen, um die Menschen zu versuchen, war etwas anderes. Mit diesem Talent vermochte ein
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