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Die Feuerinseln: Das Geheimnis von Askir 5 (German Edition)

Die Feuerinseln: Das Geheimnis von Askir 5 (German Edition)

Titel: Die Feuerinseln: Das Geheimnis von Askir 5 (German Edition)
Autoren: Richard Schwartz
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Nekromant sich die Seele und das Talent eines Menschen anzueignen, ein Vorgang, der oft mit grausamer und tödlicher Folter einherging, denn niemand gab gern seine Seele auf.
    Askannon, so sagt die Legende, habe die Bannschwerter dazu erschaffen, Nekromanten zu zwingen, die Seelen wieder freizugeben. Es hieß auch, dass diese Klingen ihrem Träger Schutz gegen die Seelenreiter bieten sollten. Davon hatte ich indes wenig bemerkt. Mehrfach schon hatte ich einem dieser Unheiligen gegenübergestanden, und bisher war es ihnen bemerkenswert gut gelungen, meinen Geist zu überwältigen.
    Aber die Magie, die meiner Klinge innewohnte, kam der dieser Nekromanten verdächtig nahe. Wenn jemand unter dem fahlen Stahl fiel, gab Seelenreißer mir die Jahre, die dem anderen verblieben wären, und heilte zudem meine Wunden. Seelenreißer war alles andere als ein Stück unbeseeltes Metall. Es besaß eigene Fähigkeiten, so auch die, Lebendiges aufzuspüren, und ihm wohnte eine unbändige Gier inne, sich dieses Lebendige einzuverleiben. Meines Wissens war es auch das einzige Bannschwert, das meinem Gott geweiht worden war. Es gehörte Soltar, dem Gott des Todes.
    Ich empfand das als passend, denn es war unwahrscheinlich, dass eine andere Klinge dem Gott mehr Seelen gesandt hatte als Seelenreißer. Es mochte eine heilige Klinge sein, nichtsdestotrotz hielt ich sie für verflucht.
    Über zwei Jahrhunderte trug ich Seelenreißer nun, und lange war es mir möglich gewesen, mich seiner zu erwehren. Doch seitdem ich für einige Zeit mein Augenlicht verloren hatte und mich Seelenreißers Sicht anvertrauen musste – und seit dem Kampf in Fahrds Gasthof –, hatte sich das geändert.
    Der Stahl war nichts Fremdes mehr, sondern Teil von mir. Obwohl ich Soltar oft genug ein Leben zuführte, war die Gier im Schwert verblieben. Die Gier, das Leben anderer in sich aufzunehmen.
    Flussabwärts am Ufer, in etwa zweihundert Schritt Entfernung, befand sich ein großer, gewachsener Felsen. Gestern Nacht hatte ich an dieser Stelle dem Nekromanten gegenübergestanden, der sich selbst der Herr der Puppen nannte.
    Nur durch seine Unachtsamkeit war es mir gelungen, ihn zu besiegen, allerdings ohne Hoffnung darauf, mein eigenes Leben retten zu können, denn durch seine Kräfte hatte er uns weit über die Stadt in die Höhe gehoben. Als er starb, stürzten wir beide hinab.
    Während ich fiel, war ich froh darum, dass es mir gelungen war, Natalyia und die anderen vor diesem Ungeheuer zu bewahren. Ich hatte lange genug gelebt, es fiel mir nicht schwer, loszulassen.
    Ich hatte mich nur in einem getäuscht: Ich überlebte den Aufprall, denn ich verfehlte das Ufer und schlug im Wasser auf. Es half nicht viel, nur wenige Atemzüge trennten mich noch von den Toren Soltars. Ich war froh gewesen, Natalyia zu sehen, wie sie sich über mich beugte, als ich im Sterben lag. Froh darüber, dass sie es war, die weiterleben würde.
    Doch sie … sie stürzte sich in Seelenreißers verdammte Klinge … und gab mir damit ihr Leben.
    Ich wusste nur noch nicht so genau, was ich mit diesem unverhofften neuen Leben anfangen sollte.
    Man sollte meinen, ich hätte mich inzwischen daran gewöhnt. Doch so oft Seelenreißer mir auch die Leben meiner erschlagenen Feinde verliehen hatte, diesmal war es anders.
    Natalyia hatte sich der Klinge freiwillig hingegeben. Ich hatte ihren Tod durch diesen verfluchten Stahl gespürt, sie kam ohne jeden Widerstand, ohne Zweifel, stellte sich der Waffe ohne Vorbehalt … und änderte damit alles, was zuvor gewesen war.
    Den Legenden nach wandelte sich das Wesen dieser Schwerter im Laufe der Zeit. Bislang hatte ich davon nichts bemerkt. Dass Seelenreißer mächtiger wurde, das ja, aber er blieb die gleiche verfluchte Klinge. Nur seine Gier nach Leben wurde größer und mächtiger.
    Doch das war vor Natalyia gewesen.
    Die Klinge, die vor mir auf meinen Oberschenkeln lag, war nicht mehr die gleiche, mit der ich gestern Nacht diesen Nekromanten erschlagen hatte. Es war, als ob sie sich an Natalyia sattgetrunken und dieser Tod nun endlich doch ihren unermesslichen Durst gestillt hatte.
    Ich hob die Hand und berührte Seelenreißer leicht am Griff. Zuvor war es so gewesen, dass die Klinge nur Lebendiges wahrnahm, alles andere blieb ihr verborgen. Nur das, was lebte, spürte sie auf wie ein Jagdhund. Es war eigentlich kein Sehen, eher ein Gefühl, das sie mir vermittelte.
    Auch das hatte sich verändert.
    Jetzt nahm sie alles wahr, den Ballen, auf dem ich
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