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Die Feuer von Eden

Titel: Die Feuer von Eden
Autoren: Dan Simmons
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sich gestreckt. Cordie trug noch immer das zerknitterte T-Shirt und die Jeans, die sie in der vergangenen Nacht eilig angezogen hatte. »Guten Morgen«, sagte Eleanor.
    Cordie öffnete schläfrig ein Auge. Eleanor reichte ihr einen Becher mit heißem Kaffee.
    »Wo hast du den denn aufgetrieben?« fragte Cordie.
    »In deiner Küche ist eine Kaffeemaschine. Und einige Packungen mit Kaffeepulver.« Eleanor faßte sich an den Kopf. »Ich habe höllische Kopfschmerzen.«
    »Ja«, sagte Cordie und musterte ihre Freundin. »Erinnerst du dich an das... was passiert ist?«
    Eleanor brachte ein Lächeln zustande. »Daran, daß ich tot war, meinst du? An meine Wiederauferstehung?« Das Lächeln erlosch. »Nein, nur die traumgleichen Bilder, über die wir gestern nacht gesprochen haben... heute morgen... wann auch immer.«
    »Wie fühlst du dich, mal abgesehen von den Kopfschmerzen?« erkundigte sich Cordie.
    Eleanor machte kurz Bestandsaufnahme. »Ganz gut. Meine Fußsohlen sind wund.«
    Cordie schnaubte gutmütig. »Ich mußte ganz schön auf sie einschlagen, um deine uhane wieder in deinen Körper zu kriegen. Sie wollte einfach nicht rein.«
    Eleanor schüttelte den Kopf. »Weißt du, was komisch ist? Ich habe nie an die Seele oder ein Leben nach dem Tod geglaubt.«
    »Ich auch nicht«, erklärte Cordie.
    »Und weißt du, was noch komischer ist?« fragte Eleanor. »Ich tue es immer noch nicht.«
    Cordie trank einen Schluck Kaffee. »Ich weiß, was du meinst, Nell. Es ist so, als wären wir für eine Weile in jemand anderes Universum gefangen gewesen. Es scheint alles einfach nicht... wirklich. Nicht Teil dieser Welt. Was auch immer.«
    »Als ich aufgewacht bin, da habe ich überlegt, ob es mir wohl schwerfallen wird, wieder Seminare über die Aufklärung zu geben«, sagte Eleanor. »Aber das wird es nicht. Vielleicht wird es jetzt sogar noch wichtiger für mich.«
    Cordie trank einen weiteren Schluck Kaffee.
    »Was meinst du dazu, wenn ich mich jetzt anziehe und wir mal nachschauen gehen, was vom Hotel noch übriggeblieben ist?« fragte Eleanor.
    »Gute Idee«, erwiderte Cordie. Sie sah auf ihre zerknitterten Kleider. »Ich bin angezogen, aber ich denke, ich werde erst mal duschen und mir ein paar frischere Klamotten suchen.«
    »Du hast ein interessantes Parfüm«, bemerkte Eleanor.
    Cordie schnitt eine Grimasse. »Eau de Knoblauch-Anchovis-Limburger«, feixte sie. »Vertreibt garantiert jeden Geist.«
    Eleanor blieb an der offenen Tür stehen. »Ich habe mich noch gar nicht richtig bei dir bedankt. Ich meine, ich weiß nicht, wie...«
    Cordie schnitt ihr das Wort ab. »Du weißt, daß du dich nicht bei mir bedanken mußt, Nell. Du verstehst es.«
    Eleanor nickte. »Hebammen. Wir sind da, wenn die andere Schmerzen leidet und uns braucht.«
    »Ja«, pflichtete Cordie bei und trank den letzten Rest ihres Kaffees. »Meine Güte, Nell, der Kaffee, den du kochst, ist beschissen.«
    Sie machten gemeinsam einen Rundgang durch das Hotel. Das Erdgeschoß war ein einziges Durcheinander aus Matsch und umgestürzten Möbeln. Die Gärten draußen waren mit abgebrochenen Ästen und zertrampelten Blumen übersät. Knapp eine Viertelmeile nach Süden und Norden waren Lavaströme auszumachen, aber die Hotelanlage schien alles heil überstanden zu haben, wenn auch etwas mitgenommen vom Gewitter.
    Überall wimmelte es von Handwerkern und Not-Teams, deren gelbe Schutzhelme in der Morgensonne leuchteten. Ein Nordwind hatte die Aschewolke weit hinaus aufs Meer getrieben, obwohl die beiden Frauen gelegentlich durch die frische Seebrise einen leichten Schwefelgestank rochen.
    Vor dem Eingang des Mauna Pele traten sich die Fernsehreporter gegenseitig auf die Füße und plapperten ihre Live-Berichte in die Kameras. Als sie die beiden Frauen entdeckten, hielten sie ihnen Mikrofone unter die Nase, aber Cordie und Eleanor winkten ab und gingen an den schläfrigen Wachleuten vorbei nach oben.
    Sie fanden Byron Trumbo in den Ruinen des großen Bankettsaals. Was immer hier durchgefegt war, hatte eine Spur der Verwüstung hinterlassen. Der Milliardär trug Shorts, ein frisches Hawaiihemd und Sandalen. Will Bryant war bei ihm.
    »Hallo, By«, rief Cordie.
    Trumbo warf ihr einen vielsagenden Blick zu. »Ich habe die letzte Nacht nicht vergessen.«
    Cordie schmunzelte. »Das hätte ich mir auch nicht denken können. Ich habe jedenfalls nicht vor, es zu vergessen. Wie geht es Paul?«
    »Wem?« fragte Trumbo.
    »Sie haben ihn heute bei Tagesanbruch mit dem
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