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Die Feuer von Eden

Titel: Die Feuer von Eden
Autoren: Dan Simmons
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Macht verfügen, die du jetzt hast?«
    Kamapua’a schüttelte seinen gewaltigen, borstigen Kopf. »Ich bin kein Narr, Byron. Wenn du all meine Macht erhalten würdest, könntest du jederzeit den Deal für null und nichtig erklären und dich zum König der Welt dort oben machen. Nein, solange ich in deinem Körper bin, werde ich den größten Teil meiner Macht brauchen, um dich reicher und berühmter zu machen, als du es dir in deinen kühnsten Träumen vorstellen kannst. Aber ich kann dir versichern, daß es der Höhepunkt deines Lebens sein wird, Kamapua’a, Herr der Unterwelt und alles dessen, was darin ist, zu sein. Und — wie ich schon sagte — wenn du in deine sterbliche Hülle zurückkehrst, werden dir alle Reichtümer und alle Macht gehören, die ich für dich angesammelt habe.«
    »Was ist, wenn du beschließt, auf immer ein Mensch zu bleiben?« fragte Trumbo.
    »Nein, nein, nein«, knurrte der Eber. »Deine sterbliche Hülle ist annehmbar, aber sie ist sterblich. Ich habe nicht den Wunsch zu sterben. Ich bin ein Gott.«
    »Das ist ein weiterer Punkt«, sagte Trumbo. »Mein Körper wird alt sein, wenn du ihn für zwei Jahrzehnte als Untermieter benutzt... fast sechzig.«
    Die Zähne des Ebers schimmerten feucht im schummrigen Licht. »Du wirst auf dem Höhepunkt deiner Macht sein, Byron. Ich werde deine sterbliche Hülle mit größerer Sorgfalt behandeln, als du es jetzt tust. Dein Körper wird der Inbegriff von gesund sein, bis in den letzten Muskel gestählt... schließlich wäre ich enttäuscht, wenn du das Imperium, das ich dir schaffen werde, vergeudest. Und du solltest immer im Hinterkopf behalten, daß deine kurze Zeit als Gott dich für größere Dinge vorbereiten wird, als sie je ein Sterblicher auf der Welt da oben erreicht hat.«
    »Das war’s also?« sagte Trumbo. »Das ist der Deal?«
    »Das ist der Deal«, erwiderte Kamapua’a. »Wenn du ablehnst, wird deine Seele auf immer hier unten verfaulen. Wenn du zustimmst, dann wirst du grenzenlose Macht und unbeschreiblichen Reichtum erhalten. Was sagst du, Byron Trumbo?«
    Trumbo schien lange in Gedanken verloren. Als er wieder aufblickte, hatte er einen entschlossenen Ausdruck auf dem Gesicht. »Nun«, erwiderte er schließlich, »wenn du es so formulierst, sage ich: Leck mich.«
    Cordie hätte nicht gedacht, daß sich Überraschung auf dem Gesicht des Ebers zeigen könnte. Bei diesem hier war es so.
    »Leck mich, und scher dich zurück in deine Suhle, aus der du hervorgekrochen bist«, setzte Trumbo noch einmal nach.
    Das riesige Schwein stieß ein Wutgeheul aus, und sein Gebrüll hallte von der Decke des Lavatunnels wider. »Warum hast du das alles weggeworfen und mich geschmäht, Sterblicher?«
    Byron Trumbo zuckte mit den Achseln. »Ich hab mir nie was aus Speck gemacht«, erklärte er.
    Der Eber zeigte all seine beeindruckenden Zähne. »Es wird mir ein großes Vergnügen bereiten, euch beide zu verschlingen«, knurrte er. »Und dann werde ich eure Geister verschlingen.«
    »Seht doch!« rief Cordie und zeigte hinter den Eber.
    Das Ungeheuer schaute über seinen borstigen Rücken. Die junge Hawaiianerin, die vielleicht zwanzig Schritt entfernt stand, war kein Geist — sie war noch nicht einmal wirklich eine Frau, eher ein wunderschönes Mädchen —, aber ihre dunklen Augen waren strahlend und hart.
    Kamapua’a grunzte. »Verschwinde, du Miststück«, sagte der Eber zu Pele. »Du hast hier keine Macht. Dies ist mein Reich. Diese Sterblichen sind mein Abendessen.«
    Die junge Hawaiianerin rührte sich nicht.
    »Und jetzt«, sagte Kamapua’a und wandte seine Aufmerksamkeit wieder Trumbo und Cordie zu, »werdet ihr sterben.« Der monströse Koloß trottete auf seinen kurzen Schweinebeinen vorwärts.
    Cordie trat zwischen Trumbo und die Wand aus Schweinefleisch und holte den Revolver aus der Tasche. Sie spannte den Hahn, während der Eber abermals ein grunzendes Lachen ausstieß.
    »Das soll wohl ein Witz sein«, ertönte das kehlige Knurren. Das Ungetüm wackelte mit seiner Schnauze, und der Revolver flog aus Cordies Hand und krachte scheppernd gegen die Höhlenwand. Das Schwein trottete auf Cordie zu, bis sein Gesicht und seine Zähne ihr gesamtes Blickfeld ausfüllten.
    Ein Erdstoß warf Cordie und Trumbo auf den Höhlenboden. Selbst der riesige Eber mußte sich haltsuchend mit seinen winzigen Hufen gegen den Fels stemmen. Das Ungetüm wandte den Kopf über seine Schulter und knurrte die schweigende Hawaiianerin an. »Verdammt sollst du
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