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Die Festung der Perle

Die Festung der Perle

Titel: Die Festung der Perle
Autoren: Michael Moorcock
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sich auf meine Seite schlagen, wenig Glück. Ich habe dich davor gewarnt. Aber glaube mir, ich werde mein möglichstes tun, um zurückzukehren und dich zu retten.« Dann fügte er in der Gaunersprache noch hinzu: »Bis dahin darfst du diesem dreckigen Widerling nicht über den Weg trauen und mußt jede halbwegs reelle Möglichkeit zum Abhauen nutzen.«
    »Ich dulde dieses Kauderwelsch aus der Gosse nicht!« rief Lord Gho wütend. »Sonst sterbt ihr beide auf der Stelle!« Offensichtlich verstand er diesen Jargon im Gegensatz zu seinem Boten nicht.
    »Ich rate dir, mir nicht zu drohen, Lord Gho.« Elrics Hand ruhte wieder auf dem Schwertgriff.
    Der Lord lachte laut. »Was? Also nein, was für eine Aufmüpfigkeit! Ist dir denn nicht klar, daß das Elixier, das du bereits getrunken hast, dich umbringt? Hör zu Dieb, du hast nur drei Wochen, bis dich nur noch das Gegenmittel retten kann. Nagt nicht schon die Gier nach der Droge an deinen Eingeweiden? Wäre dies Elixier harmlos, würden wir alle es trinken und Götter werden!«
    Elric war nicht sicher, ob die plötzlichen Schmerzen in seinem Verstand oder seinem Körper waren. Er merkte jedoch auch, daß das Verlangen nach der Droge stärker zu werden drohte als der instinktive Wunsch, diesen quarz-hasaatischen Adligen auf der Stelle zu töten. Selbst auf der Schwelle des Todes, als ihm seine Drogen ausgegangen waren, hatte er nicht ein so starkes Verlangen gespürt. Er zitterte am ganzen Körper. Seine Stimme klang eiskalt. »Das ist mehr als eine schlichte Infamie, Lord Gho. Ich gratuliere. Deine Ränke sind namenlos grausam. Du gehst über Leichen. Sind alle Ratsmitglieder so korrupt wie du?«
    Lord Gho wurde nur noch freundlicher. »Aber, aber, lieber Dieb. Das ist deiner doch nicht würdig! Ich tue doch nichts anderes, als sicherzustellen, daß du eine Zeitlang meine Interessen vertrittst. Was ist daran falsch? Ich halte es für höchst unziemlich, wenn einer, der sich selbst als Dieb bezeichnet, einen Aristokraten Quarzhasaats beleidigt, nur weil dieser fähig ist, einen günstigen Handel abzuschließen.«
    Elric fraß der Haß auf diesen Mann, den er anfangs lediglich unsympathisch gefunden hatte, beinahe auf. Doch dann gewann er wieder Kontrolle über seine Gefühle und wurde eiskalt. »Dann bin ich also dein Sklave, Lord Gho?«
    »Wenn du es so ausdrücken willst, ja! Zumindest, bis du mir die Perle im Herzen der Welt bringst.«
    »Und wenn ich die Perle für dich erringe - woher weiß ich, daß du mir dann das Gegenmittel gibst?«
    Lord Gho zuckte mit den Achseln. »Das ist deine Sache. Für einen Fremdländer scheinst du ja recht intelligent zu sein und hast offensichtlich bis jetzt mit Hilfe deines Verstandes überlebt. Aber mach keinen Fehler! Dieser Trank wird ausschließlich für mich gehraut. Du findest nirgendwo anders das richtige Rezept. Halte dich an unsere Abmachung, Dieb, und du wirst reich belohnt von dannen ziehen. Unseren kleinen Freund hier kannst du dann auch heil mitnehmen.«
    Elrics Laune war in grimmigen Humor umgeschlagen. Mit seiner wiedererlangten Stärke, ganz gleich wie künstlich, konnte er Lord Gho doch beträchtlichen Schaden zufügen, ja der ganzen Stadt, wenn er wollte. Als könne er Gedanken lesen, bewegte sich Sturmbringer an seiner Hüfte, so daß Lord Gho einen kurzen, nervösen Blick auf das große Runenschwert warf.
    Doch wollte Elric nicht sterben und auch nicht Anighs Tod verschulden. Er beschloß abzuwarten und zumindest eine Zeitlang so zu tun, als diene er Lord Gho, bis er mehr über diesen Mann und seine ehrgeizigen Träume wußte und vielleicht auch die Bestandteile der Droge herausfand, nach der er sich so verzehrte. Möglicherweise tötete das Elixier gar nicht. Vielleicht tranken es auch viele Leute in Quarzhasaat und besaßen auch das Gegenmittel dazu. Aber er hatte - mit Ausnahme von Anigh - keine Freunde in der Stadt. Er kannte auch niemanden, mit dem er sich gegen Lord Gho hätte verbünden können.
    »Vielleicht ist es mir gleichgültig, was mit dem Jimgen geschieht«, sagte Elric.
    »Oh nein, ich glaube, ich kenne deinen Charakter zu gut. Du bist wie die Nomaden. Und die Nomaden sind wie die Menschen in den Jungen Königreichen. Sie schätzen das Leben ihrer Gefährten unnatürlich hoch ein. Sie haben eine Schwäche für sentimentale Treue.«
    Elric mußte trotz allem innerlich über die Ironie dieser Worte lachen, da auch die Melnibonéer sich weit über solche Treue erhaben dünkten. Er war einer der wenigen,
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