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Die Festung der Perle

Die Festung der Perle

Titel: Die Festung der Perle
Autoren: Michael Moorcock
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werde ich mir einen Platz im Rat der Sechs kaufen. Da wird in Kürze einer frei. Deshalb muß ich sie auch so bald haben. Ich habe sie schon fest versprochen. Das hast du ganz richtig erraten. Es gibt Rivalen, doch keiner hat so viel geboten wie ich.«
    »Kennen diese Rivalen dein Angebot?«
    »Es gibt zweifellos Gerüchte. Aber ich warne dich. Kein Wort über deinen Auftrag …«
    »Hast du keine Angst, daß ich mich nach einem besseren Angebot in der Stadt umsehen könnte?«
    »Ach, bestimmt gibt es welche, die dir mehr bieten würden, falls du so habgierig und treulos wärst. Aber keiner kann dir bieten, was ich dir biete.« Lord Gho Fhaazis Mund verzog sich zu einem widerwärtigen Grinsen.
    »Wie das?« fragte Elric. Plötzlich fühlte er sich wie in einer Falle. Rein instinktiv wollte er schon nach Sturmbringer greifen.
    »Sie besitzen nämlich das hier nicht.« Lord Gho schob dem Albino die Phiole hin. Elric war überrascht, daß er schon wieder ein Glas Elixier geleert hatte. Nachdenklich schenkte er sich nach und trank einen kleinen Schluck. Langsam begriff er die Wahrheit. Furcht überfiel ihn.
    »Was kann so selten wie die Perle sein?« Elric stellte den Kelch ab. Ihm schwante aber schon die Antwort.
    Lord Gho sah ihn durchdringend an. »Das weißt du doch schon, oder?« Jetzt lächelte er überlegen.
    »Aye«. Elrics gute Laune war wie weggeblasen. Ein kalter Angstschauder lief ihm über den Rücken. Gleichzeitig stieg Wut in ihm auf. »Das Elixier, nehme ich an …«
    »Ach, das ist relativ einfach herzustellen. Es ist selbstverständlich ein Gift - eine Droge, die sich vom Benutzer nährt, ihm dabei aber Vitalität nur vorgaukelt. Schließlich ist nichts mehr übrig, wovon sich die Droge nähren könnte. Der darauffolgende Tod ist meist äußerst unangenehm. In nur einer Woche hat »das Zeug aus Frauen und Männern eklige Wracks gemacht, die sich davor noch stark genug fühlten, die ganze Welt zu beherrschen.« Lord Gho lachte, daß seine Ringellöckchen tanzten. »Aber noch im Tode flehen sie, man solle ihnen den Stoff geben, der sie tötete. Ist das nicht eine Ironie des Schicksals, Herr Dieb? Was ist so selten wie die Perle, fragst du? Nun, inzwischen muß dir die Antwort klar sein, oder? Das Leben!«
    »Dann sterbe ich also. Warum sollte ich dir dann einen Dienst erweisen?«
    »Weil es selbstverständlich auch ein Gegenmittel gibt! Etwas, das alles ersetzt, was die andere Droge stiehlt. Und dieses Mittel erzeugt kein süchtiges Verlangen, sondern stellt die Kräfte des Benutzers innerhalb von wenigen Tagen wieder vollständig her. Es vertreibt auch das Verlangen nach der ersten Droge. Du siehst also, Dieb, daß mein Angebot keineswegs von der Hand zu weisen ist. Ich kann dir genug Elixier geben, um deine Aufgabe zu erfüllen, und ich kann dir das Gegenmittel geben, wenn du rechtzeitig hierher zurückkehrst. Das ist doch wirklich eine großzügige Belohnung, oder?«
    Elric richtete sich auf und legte die Hand an den Knauf des Schwarzen Schwertes. »Ich habe bereits deinem Boten mitgeteilt, daß mein Leben für mich nur einen begrenzten Wert hat. Es gibt Dinge, die ich höher einschätze.«
    »So habe ich dich auch verstanden«, sagte Lord Gho mit grausamer Heiterkeit. »Ich hege auch große Hochachtung vor dir wegen dieser Prinzipien, Dieb. Dein Standpunkt ehrt dich. Doch es gibt hier noch ein anderes Leben zu bedenken, oder? Das deines Komplizen.«
    »Ich habe keinen Komplizen, Lord Gho.«
    »Ach nein? Wirklich nicht, Dieb? Dann komm mal mit.«
    Elric mißtraute dem Mann und sah keinen Grund, ihm zu folgen, als er so arrogant durch den hohen Eingangsbogen der Halle stolzierte. Sturmbringer neben ihm knurrte wie ein mißtrauischer Hund.
    Die Gänge des Palastes waren mit grünem, braunem und gelbem Marmor ausgekleidet, so daß man das Gefühl hatte, durch einen kühlen Wald zu wandern, in dem die herrlichsten blühenden Büsche dufteten. Die beiden gingen an Räumen vorbei, in denen sich das Gesinde aufhielt oder Räumen, die Menagerien, Aquarien und Terrarien beherbergten. Nachdem sie am Serail und einer Waffenkammer vorbei waren, blieb Lord Gho vor einer Holztür stehen, die von zwei Soldaten bewacht wurde. Sie steckten in den unpraktischen barocken Rüstungen, die in Quarzhasaat üblich waren. Ihre Barte waren gesalbt und zu fantastischen Formen aufgedreht. Beim Eintreffen Lord Ghos präsentierten sie kunstvoll verzierten Hellebarden.
    »Aufmachen!« befahl er. Ein Posten holte hinter seinem
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