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Die Feriendetektive

Die Feriendetektive

Titel: Die Feriendetektive
Autoren: Ulrich Mihr
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streichholzdünne Zweige auf, eine Lage längs, eine quer, darauf legte er doppelt so dicke und so weiter, bis eine kleine Pyramide entstanden war. Daneben stapelte er einen Vorrat dickerer Ästchen. Jetzt hob er die Pyramide mit einem Stöckchen vorsichtig an und hielt ein Streichholz darunter. Gleich züngelte die Flamme durch den lockeren Stoß, ein dünner Rauchfaden stieg auf, und im Nu brannte das Feuer, fast ohne zu rauchen.
    Tim kam gerade zurück, als sich Karl die größere Forelle greifen wollte. »He, das ist meine!« sagte er stolz.
    »Auch gut.« Karl grinste und gab sie ihm.
    Tim hockte sich hin und hielt sie über das Feuer. »Nicht so! Halt sie dorthin, wo schon Glut ist, aber keine Flamme. Nur Geduld!«
    Nach ein paar Minuten begannen sich die Fische appetitlich zu bräunen. Ab und zu beträufelte Karl sie mit dem Öl aus der Flasche. Ein paar Tropfen fielen ins Feuer und zischten. Allmählich verbreitete sich ein angenehmer Duft, und je brauner die Fische wurden, desto leichter fiel es Tina, sie anzusehen.
    Endlich waren sie fertig. Die Jungen legten sie auf einen flachen Kalkstein, und Tim hob mit Karls Messer ein Stückchen weißes Fleisch ab. Autsch! Fast hätte er sich die Finger verbrannt. Er pustete und kostete. »Hervorragend! Die sind ja gesalzen!«
    »Kunststück«, sagte Karl, »das Salz ist im Öl.« Den beiden schmeckte es hörbar.
    Tina sagte vornehm: »Ihr eßt wie die Kannibalen!«
    »Leider habe ich weder Teller noch Besteck in der Hosentasche.« Karl lachte laut.
    »Bei deinen Hosen wäre das aber gut möglich«, antwortete sie angriffslustig. »Willst du nicht wenigstens mal versuchen?« fragte Karl nur und hielt ihr ein Stückchen Fisch auf der Messerklinge hin. Tina nahm es zögernd. Das schmeckt ja fabelhaft! Wenn nur das Töten nicht gewesen wäre! Sie seufzte wieder.
    Karl gab ihr noch ein Stück des köstlichen Fisches, und dann nagten sie genüßlich den jungen Mais von den Kolben, daß es nur so raspelte und knirschte. Tim war als erster fertig und legte sich auf den Rücken, satt und zufrieden. Karl sah zu Tina hinüber, die sich an den Felsen lehnte und die Knie angezogen hatte. Er lächelte ein bißchen. Ihr Bruder fühlte sich in diesem Augenblick als Steinzeitmensch und genoß den Gedanken, nie wieder in die Schule gehen zu müssen. Und dabei standen übermorgen Mathe und Englisch auf dem Stundenplan der Ferienschule!
    »Du, Karl«, begann Tina, »als ich vorhin so laut gesungen habe, weil der Dicke kam...«
    »Das war pfundig«, Karl unterbrach sie.
    »O danke! Aber da habe ich eine Maus mit Rüssel gesehen, die Käfer fing.«
    »jetzt spinnt sie«, bemerkte Tim. Er war aus der Steinzeit zurückgekehrt.
    »Tut sie nicht! Das war sicherlich eine Spitzmaus, ein kleines Raubtier mit scharfen Zähnen.«
    »Aha«, sagte Tina, »eine Spitzmaus! Ich hab’ noch was festgestellt: Hummeln hausen in Löchern!«
    »Stimmt«, bestätigte Karl. »Wißt ihr, daß man Hummeln in einem Blumentopf halten kann? Wenn man so ein Nest entdeckt hat, steckt man den Blumentopf darüber in die Erde, daß das Loch in seinem Boden direkt über dem Flugloch liegt. Nachdem die Hummeln sich daran gewöhnt haben, gräbt man den Topf aus und deckt ihn von hinten mit einem Stück Glas und schwarzem Papier ab, damit kein Licht ins Nest fällt. Ab und zu kann man dann die Hummeln auf den Waben beobachten und, wenn man eine Wabe mit einem Strohhalm ansticht, sogar Hummelhonig saugen!«
    »Karl, magst du eigentlich Tiere«, fragte Tina unvermittelt.
    »Ja, warum?«
    »Du hast doch die Forellen getötet...«
    »Das ist ganz normal«, sagte Karl. »Wir haben Schweine, Ochsen und Hühner auf unserem Hof, und irgendwann werden sie alle geschlachtet. Du bist das nur nicht gewöhnt!«
    »Deine Feuerstelle finde ich bombig«, meinte Tim jetzt. »Hier bleibe ich, bis ich mir auf den Bart trete!«
    Aber das ging nicht. Schon brach die Dämmerung herein, und es wurde kühl.
    »Wir gehen besser«, sagte Karl. »Bis wir zu Hause sind, ist es stockdunkel. Komm, Tim, wir pinkeln noch das Feuer aus, damit es keinen Waldbrand gibt.«
    Tina ging ein Stück nach hinten und ärgerte sich, daß sie nicht mitmachen konnte. Das war halt Jungensache. Eine dünne, weiße Rauchsäule stieg steil in den tiefblauen Abendhimmel über dem Tal. Rasch vergruben sie noch ihre Abfälle unter dem lockeren Buchenlaub und machten sich auf den Heimweg. Zwischen den Stämmen war es schon viel dunkler als auf dem Felsen. Im Fichtenwald beim
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