Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Feriendetektive

Die Feriendetektive

Titel: Die Feriendetektive
Autoren: Ulrich Mihr
Vom Netzwerk:
Weiher war es dann endgültig Nacht.
    Tina ging am Schluß der kleinen Kolonne. Ihr war richtig unheimlich. Überall raschelte und knackte es, und sie schaute sich ständig um.
    Tim lief in der Mitte. Auch er blickte oft über die Achsel zurück. War Tina noch hinter ihm?
    Peng! Ein Schuß hallte durch den Wald.
    Karl blieb so plötzlich stehen, daß Tim ihm mit der Nase zwischen die Schulterblätter rannte. »Au!« Tina zitterte. Jetzt wurde hier auch noch geschossen!
    »Ich glaube, das war der Knasterbart.« Karl flüsterte fast.
    »Knasterbart?« wiederholte Tim. Plötzlich sah er Geister und verschrumpelte Waldschrate, glühende Augen, die sie aus dem Dunkel beobachteten. Als es hinter ihnen gar noch »hihihihihi« kicherte, standen ihm fast die Haare zu Berge.
    »War er das?« Tina drängte sich entsetzt an ihren Bruder.
    »Das war ein Specht!« Karl lachte. »Und Knasterbart ist unser Förster! Mit dem richtigen Namen heißt er Fischer, aber alle nennen ihn Knasterbart. Wenn ihr ihn mal zu sehen kriegt, werdet ihr schon merken, warum.«
    Diese Erklärung war zwar beruhigend, aber der Schreck saß Tina noch in allen Gliedern.
    »Gehen wir?« Tim setzte sich entschlossen in Bewegung.
    Sie kamen bis zu dem Maisfeld am Waldrand, als es zum zweitenmal knallte. Peng! Und nun wieder und wieder, dünn und hell: Peng! Peng!
    »Ich glaub’, ich spinne«, flüsterte Tim. »Ist das eine Schießerei?«
    »Nein, das ist nicht der Knasterbart!« sagte Karl. »Der kann schießen. Ein Schuß, und damit hat sich’s. Jetzt hat außer dem Rehbock alles Wild Schonzeit. Und sechs Rehböcke stehen nicht auf einmal vor einem Hochsitz, das ist sicher. Das waren Kleinkaliberschüsse, da ist was faul. Nichts wie weg hier!«
    Sie rannten durch das Maisfeld und erreichten bald den Hof. Vor der Haustür sagte Karl, ganz außer Atem: »Von den Schüssen sagen wir nichts. Sonst dürfen wir abends nicht mehr raus...«
    Während des Nachtessens waren sie auffallend schweigsam. Auf Frau Widermosers Fragen sagten sie nur, es habe ihnen im Wald sehr gut gefallen. Nach dem Essen gingen sie gleich in ihre Zimmer. Karl schien über etwas nachzudenken. Aus ihm war kein vernünftiges Wort mehr herauszubringen. Als die beiden Geschwister dann in den großen schwarzen Bauernbetten lagen, sagte Tim: »Dieser Karl ist nicht übel. Er hat was auf dem Kasten.«
    »Ein Angeber ist er«, sagte Tina. »Aber ganz übel ist er wirklich nicht.« Sie drehte sich auf die Seite. Aber sie konnte lange nicht einschlafen. Hier war alles anders als in der Stadt. Auch Karl war anders als die Jungs, die sie kannte.
     

Eine unheimliche Nachtarbeit
     
    Am Sonntagmorgen schien die Sonne schon hell in ihr Zimmer, als ein dröhnender Schlag sie aus dem Schlaf schreckte. Karl riß die Tür auf und krähte wie der Hahn auf dem Mist: »Frü-ü-üü-ü-stück!«
    »Dem dreh’ ich den Hals um«, murmelte Tim und sprang mit einem Satz aus dem Bett. Dann zog er Tina die Decke weg, lief hinaus, machte Katzenwäsche und sauste hinunter. Einen Hunger hatte er heute!
    Karl saß schon mit seinen Eltern am Tisch. Bald kam auch Tina.
    »Was so’n bißchen Wasser ausmacht«, spottete Tim, »sie leuchtet richtig.«
    Tina würdigte die Jungen keines Blickes und sagte nur: »Guten Morgen, Frau Widermoser; guten Morgen Herr Widermoser!«
    Frau Widermoser schmunzelte. »Guten Morgen, Tina! Was habt ihr denn heute vor?«
    »Den Knasterbart besuchen«, antwortete Karl, eifrig kauend.
    »Er ist für dich der Herr Oberförster, und er heißt Fischer«, sagte seine Mutter streng.
    »Ach was Oberförster, er ist der Knasterbart!« Karl nahm den Rest seines Frühstücksbrots vom Teller und lief schnell zur Tür hinaus.
    »Eine Jugend ist das heute.« Frau Widermoser schüttelte den Kopf. »Seid ihr etwa auch so?«
    Tim nickte begeistert und lief hinter Karl her. Herr Widermoser ließ sich nicht stören. Er trank in aller Ruhe seinen Kaffee und las dabei die Zeitung. Dazu hatte er nur sonntags Zeit.
    Jetzt stand Tina auf. »Auf Wiedersehen«, sagte sie hastig und rannte den Jungens nach.
    Das Forsthaus lag ein Stück außerhalb vom Dorf. Eine hohe Buchenhecke umfriedete den Garten. Ein paar Birken standen da, und neben dem Kiesweg am Haus blühten Rosen. Zwischen den hohen Haselbüschen sah man einen Holzschuppen, an den sich ein geräumiger Hundezwinger anschloß. »Sperrt er da seinen armen Hund ein?« fragte Tina. »Wart’s ab, bis du den armen Hund kennenlernst«, brummte Karl. »Seinetwegen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher