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Die Farben des Alls

Die Farben des Alls

Titel: Die Farben des Alls
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Aber selbst wenn ich auf einen Kerkerplatz geschickt werde, es wird kein Geheimnis mehr bleiben!«
    Ringg mußte noch in dieser Nacht auf das Raumschiff zurück. Kurz nach seinem Weggang wurde Raynor Drei ein amtliches Schriftstück zugestellt, das einer Vorladung entsprach, derzufolge er am nächsten Tag vor der Kammer für Handelsbeziehungen zwischen Lhari und Menschen erscheinen sollte. Die Anklage lautete auf Verschwörung mit dem Ziel, sich rechtswidrig Zutritt zu einem Lhari-Raumschiff zu verschaffen, in der Absicht, das bestehende Handelsabkommen zu verletzen. Er reichte das Schreiben an Bart weiter.
    »Es war doch sicher nicht Ihr Ernst, daß Sie keinen Verteidiger wollen, Bart?«
    »Doch«, erklärte Bart. »Ich möchte einzig und allein die Möglichkeit haben, die Geschichte aus meiner Sicht zu erzählen. Ich glaube kaum, daß unser eigenes Volk härter über mich urteilt als die Lhari. Und sollte es der Fall sein, dann möchte ich trotzdem dort reden, wo mich jeder hören kann.«
    Raynor Drei sah ihn mit eigenartigem Blick an. »Sie verheimlichen doch etwas, Bart.«
    »Stimmt.«
    »Und Sie wollen es mir nicht sagen?«
    Bart zögerte, schüttelte dann aber den Kopf. Zwar hatte Raynor Drei, soweit es ihm möglich gewesen war, den Platz seines Vaters eingenommen. Vermutlich würde er seinen Plan gutheißen. Er wäre gern einen Teil seiner Last losgeworden. Aber Raynor Drei hatte seine eigenen Probleme, er hatte schwer an seiner Verantwortung zu tragen. Er konnte ihn nicht auch noch damit behelligen. Raynor Drei beobachtete sein Zögern und wandte sich lächelnd ab.
    »Also gut, mein Freund. Entschuldigen Sie meine Frage. Inzwischen brauchen Sie wohl keinen Stoßdämpfer mehr.«
    Es tat gut, unter dem Dach von Menschen zu schlafen, in einem weichen Bett, und dann aufzustehen, zu frühstücken, sich zu rasieren und wieder normale menschliche Kleidung anzuziehen. Trotzdem faltete Bart seine Lhari-Tracht liebevoll und mit Bedauern zusammen, weil sie für ihn Erinnerungen an ein Erlebnis barg, das niemand je mit ihm teilen würde.
    Raynor Drei ließ ihn das Lufttaxi steuern, als sie in die Stadt zurückflogen. Kurz vor Mittag betraten sie die Eingangshalle des gewaltigen Turms aus Kristall und Stein, in dem die Intergalaktische Handelskammer auf Prokyon Alpha untergebracht war. Menschen und Lhari bewegten sich in der Menge, die Lhari von mentorianischen Dolmetschern begleitet, und in ihrer Mitte entdeckte Bart Vorongil in Gesellschaft von Meta. Er lächelte ihr zu und erhielt ein mattes Lächeln zurück. Im Lift, auf dem Weg nach oben, machte Bart Raynor Drei mit Vorongil bekannt. Die Augenbrauen des Captains schnellten in die Höhe, und er schüttelte seinen Schopf, als er vernahm, daß Raynor Drei auf der Multiphase gearbeitet hatte; er sagte allerdings nicht viel dazu. Bart dachte an sein Vorhaben und an Vorongils Freundlichkeit ihm gegenüber. Würde er der Ansicht sein, Bart habe ihn getäuscht oder betrogen, wenn er seine heutige Aussage hörte?
    Im Vernehmungszimmer saßen vier Lhari, eindrucksvolle weißschopfige Gestalten, hochgewachsen und unwirklich in ihren farbenprächtigen metallenen Capes, vier würdevollen, untersetzten, gut gekleideten Männern gegenüber, die Bart für die Vertreter der menschlichen Seite der Intergalaktischen Handelsföderation der Zweiten Galaxis hielt. Der Raum hinter ihnen war jedoch voll von Menschen, die dicht gedrängt standen mit ihren Stereokameras, ihren Sprechfunkgeräten, der Spezialausrüstung von Sensationsreportern, dem Transistor-Übertragungsgerät der Kommentatoren aus dem All. Einer der Männer, anscheinend Vorsitzender der Kommission der Handelsföderation, sagte beinahe entschuldigend:
    »Mr. Steele, wir hatten gehofft, diese Vernehmung in ruhiger Atmosphäre durchführen zu können, ohne ungebührlichen Rummel. Aber scheinbar haben die Medien einen Wink bekommen, und wir können niemandem das Recht streitig machen, darüber zu berichten – es sei denn, Sie selbst hätten Einwände. Nur Sie allein haben das Recht, den Ausschluß der Öffentlichkeit in dieser Sache zu verlangen. Wenn Sie darauf bestehen – «
    »Nein, keineswegs«, erklärte Bart in festem Ton. »Ich mochte, daß so viele Leute wie nur irgend möglich hören, was ich zu sagen habe.«
    Raynor Eins trat nach vorn zur Anklagebank. An Bart und die Kommissionsmitglieder gewandt, sagte er: »Bart, als Ihr Vormund rate ich Ihnen dringend davon ab. Gewisse Kreise werden das Ganze als Reklamerummel
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