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Die Farben des Alls

Die Farben des Alls

Titel: Die Farben des Alls
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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einem lieb und teuer war; selbst dann nicht, wenn ich aus diesem Grund die Raumfahrt aufgeben mußte und nur noch als Passagier ins All fliegen konnte. Ich wollte nicht mehr ständig Angst vor meinen Erinnerungen haben, mich nicht mehr vor den Konsequenzen und der Verantwortung für meine Handlungen drücken. Es bedeutet absolute Narrenfreiheit, und die wollte ich nicht. Ich stehe für meine Handlungen ein.« Er zeigte wieder sein wunderbares Lächeln, als er hinzufügte: »Die Multiphase ist ohne mich abgeflogen. Ich habe hier gewartet, in der Hoffnung, daß ich eines Tages den Rest der Geschichte erfahren würde.«
    Manche Zusammenhänge wurden Bart jetzt verständlich. Die Multiphase. Dann war also Raynor Drei der Mentorianer, der den blinden Passagier David Briscoe an Bord geschmuggelt hatte – und nach dessen Gehirnwäsche durch den Lhari-Captain des Raumschiffs die Menschenjagd und die Ermordung vieler Menschen ausgelöst worden war. Raynor Drei hatte teuer dafür bezahlen müssen! So froh er auch war, ihn zu sehen: er hatte beinahe Mitleid mit ihm. Raynor Drei würde sich ebenfalls verantworten müssen…
    Raynor Eins erhob sich von seinem Schreibtisch und schritt auf sie zu. Er sah Bart scharf an und bemerkte: »Sie sind es also tatsächlich. Ich hatte schon befürchtet, daß es wieder eine Falle sei. Sie haben sich verändert – sind erwachsener geworden. Uns hat von Antares eine Nachricht erreicht, daß Montano auf Lharillis gefangengesetzt und sein Raumschiff wegen illegaler Landung konfisziert worden sei. Ich nahm mit Sicherheit an, daß Sie tot wären.«
    »Wir haben einen Jungen ausgeschickt, um eines Mannes Werk zu tun«, sagte Raynor Drei, »und er kehrte als Mann zurück.« Er schob Bart ins Innere des Büros und sah ihn und Meta mit neugierigem Interesse an. »Nun erzählen Sie schon – wie haben Sie Ihr eigenes Gesicht wiederbekommen? Kann ich…«
    »Ja, wir können offen reden«, erklärte Bart. »Ringg ist mein Freund und kennt die ganze Geschichte. Eigentlich wollte ich hier Hilfe suchen. Ich sehe einer Anklage vor der Intergalaktischen Handelskammer entgegen, und Sie vermutlich auch.«
    Raynor Eins fuhr scharf dazwischen: »Also doch eine Falle, Drei! Er hat dich reingelegt! Er steckt mit den Lhari unter einer Decke und sollte sie zu dir führen.-«
    »Bestimmt nicht«, meinte Raynor Drei, »denn sonst würde er kaum frei und unbewacht herumlaufen, mit intaktem Gedächtnis! Was ist los, Bart? Erzählen Sie!« Als Bart ihm in kurzer Form vom Urteilsspruch der Lhari berichtet hatte, nickte er langsam mit dem Kopf.
    »Das ist genau das, was wir wollten. Glauben Sie nur nicht, daß Sie versagt haben, Bart. Das Schreckliche an der ganzen Sache war vor allem, wie sie versuchten, alles geheimzuhalten.« In seinem Gesicht zuckte es. »Wie Leute von der Multiphase Briscoe verfolgten, wie sie bei Nacht und Nebel die Männer zur Strecke brachten, mit denen er Kontakt hatte – «
    Ringg unterbrach ihn: »Deswegen können Sie doch nicht pauschal alle Lhari verurteilen, Raynor Drei!« Und Raynor erwiderte in flüssigem Lhari: »Das tue ich auch nicht, Federschopf. Ich kenne die Lhari, wie Sie wissen. Die Raynors haben seit den Tagen des Rhazon von Nedrus mit den Lhari zusammengearbeitet. Was ich anstrebte, war ein offenes, offizielles Bekenntnis zu ihrer Politik – und nicht hinterhältiger Mord, begangen von Fanatikern. Ich hatte Vertrauen zum Volk der Lhari, aber nicht zu einzelnen. Was half mir denn das Wissen, daß der Hohe Rat der Lhari in einer anderen Galaxis die Morde und Menschenjagden verurteilte, wenn sie doch Tag für Tag weitergingen? Verstehen Sie denn nicht, Bart?« fuhr er fort. »Sie haben nicht versagt; nicht, wenn uns die Publizität eines öffentlich verhandelten Präzedenzfalls sicher ist. Es bedeutet, daß die Lhari bereit sind, der gesamten Galaxis gegenüber zuzugeben, daß es den Menschen möglich ist, die Delta-Antriebsphase ohne Hilfe von Betäubungsmitteln zu überleben. Und genau das wollte David Briscoe beweisen, ebenso wie Ihr Vater – mögen sie in Frieden ruhen. Was auch immer geschehen mag: Wir haben gewonnen!«
    »Darf ich euch zwei Idealisten eine Minute um Gehör bitten für die Realitäten des Lebens?« erkundigte sich Raynor Eins. »Bart braucht einen Anwalt. Unter anderem ist er ja noch nicht volljährig. Die Tatsache, daß er mit Billigung seines gesetzlichen Vormunds handelte, belastet uns mit der Verantwortung dafür.« Zu Bart gewandt, fügte er hinzu: »Ja,
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