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Die Farben des Alls

Die Farben des Alls

Titel: Die Farben des Alls
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Mal Mentorianer an Bord, die sich in der Astrogation so gut auskennen wie die übrige Besatzung!«
    Bart sah dem alten Lhari direkt in die Augen. Er sagte: »Nicht unter den Bedingungen für Mentorianer, Vorongil.«
    »Das verlange ich auch gar nicht«, erwiderte Vorongil. »Du hattest eine Heuer für diesen Flug. Der Hohe Rat sah keinen Anlaß, deine Erinnerung daran zu löschen. Wieso sollte ich dir diese Bedingung stellen? Bist du also einverstanden? Ja oder nein?«
    Und ob er einverstanden war! Voller Gram über seine Niederlage, hatte er erst in diesem Augenblick erkannt, was sein schlimmster Schmerz war: Auf dem Flug hinaus ins All hatte er sich als ein Teil des Raumschiffs gefühlt, und jetzt, auf dem Rückflug, war er nur Passagier und überflüssiger Ballast! Er lechzte buchstäblich danach, wieder seinen Platz einzunehmen! »Ja, sehr gern, Ehrwürdiger Kahlkopf«, war seine Antwort, und Vorongil sagte: »Also gut. Du hast in der nächsten Schicht Dienst.« Damit drehte er sich um und ging hinaus. Sein Ton war schroff, bei weitem nicht mehr so sanft und nachsichtig wie vorher, und Bart verstand wohl den Unterschied, als sich seine Überraschung gelegt hatte.
    Er war kein Gefangener mehr und auch kein Passagier! Vorongil war wieder sein Captain, er selbst ein Teil der Bordbesatzung!
    Die Mannschaftsmitglieder der Swiftwing behandelten ihn zu Beginn mit eigenartiger Zurückhaltung, wie einen Mentorianer, doch mit Hilfe von Ringgs freundschaftlichem Entgegenkommen gewann er in kürzester Zeit beinahe seine frühere Stellung zurück. Er konnte sich wieder frei an Bord bewegen und schien in jeder Dienstphase neue Brücken zu schlagen. Er war in ihrer Mitte als Lhari akzeptiert worden – nun akzeptierten sie ihn als Menschen…
    Aber wofür das alles? Er würde niemals mehr auf einem interstellaren Raumschiff Dienst tun. Auf längere Sicht gäbe es vielleicht eine solche Möglichkeit, doch für ihn selbst wäre es dann bestimmt zu spät. Ein Deltasprung folgte dem anderen und brachte die Swiftwing voran. Seltsame Fracht wurde ein- und ausgeladen, Stern auf Stern. Antares, Aldebaran. Schließlich rückte Prokyon Alpha in der Sichtluke immer näher. Verängstigt in seiner ungewohnten Verkleidung, abgestoßen von den eigentümlichen Monstern, zu denen er selbst zählte, hatte er vor einem Jahr einen noch unbekannten Gefährten – armer alter Kugel, armer alter Kahlkopf – fragen hören, welcher der Planeten Alpha sei, und er hatte sich zurückhalten müssen, um nicht der blaue zu sagen.
    Meta betrat leise hinter ihm den Aufenthaltsraum. Die Mentorianer hatten ihren eigenen Freizeitbereich, doch keine Vorschrift hielt sie davon ab, hierherzukommen. Auf dem Rückflug waren er und Meta auf Ringgs Anregung hin oft hier zusammengetroffen. Zwischen den dreien hatte sich eine Art ungezwungener Freundschaft entwickelt, wie sie bislang zwischen Lhari und Mentorianern nicht üblich gewesen war. Es konnte nur ein schwacher Trost für ihn sein, aber trotzdem half es ihm, zu wissen, daß sein Einsatz wenigstens zu etwas Gutem geführt hatte.
    »Bart – « sagte Meta leise.
    Er drehte sich zu ihr um. Die meisten Offiziere hatten Dienst oder schliefen. Sie hatten den Aufenthaltsraum ganz für sich.
    »Jetzt dauert es nicht mehr lange, Meta. Morgen gehen wir auf Alpha runter. Und dort werde ich hören, was mir das Intergalaktische Handelsabkommen vorzuwerfen hat. Gesetzeswidrige Verschwörung mit dem Ziel, sich widerrechtlichen Zutritt zu einem Lhari-Raumschiff zu verschaffen – « rasselte er ironisch die Anklage herunter. »Das mindeste, was sie mir antun können, das allermindeste, ist, mich zur Wega zurückzuschicken – und dort werde ich dann den Rest meines Lebens mit der Abwicklung von Geschäften verbringen!«
    »Es muß doch nicht zwangsläufig so kommen«, meinte Meta.
    »Was hätte ich sonst für eine Wahl?«
    »Du bist doch – ein halber Mentorianer«, sagte sie und ergriff seine Hand. »Ach, Bart, du liebst doch die Raumfahrt über alles! Ich weiß, daß dir der Gedanke unerträglich ist, darauf zu verzichten! Ich selbst wäre dazu nie in der Lage! Bleib bei uns! Bitte, bleib hier bei uns!«
    Bevor er antwortete, schaute er ein letztes Mal aus der Sichtluke. Bunte Wolken kosmischen Staubs wirbelten und schäumten um die vertrauten Sternjuwelen seines Heimathimmels: die blaue Wega, der sonnenfunkelnde Topas des Sol, auf dem er sich in der Astrogation geübt hatte, Prokyon, der seine Verwandlung zum Lhari bezeugen
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