Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Farben der Finsternis (German Edition)

Die Farben der Finsternis (German Edition)

Titel: Die Farben der Finsternis (German Edition)
Autoren: Sarah Pinborough
Vom Netzwerk:
Zusammenhang mit Russland stehen. Wir haben das Vereinigte Königreich stets zu unseren Freunden gezählt.«
    »Genau wie wir.« Der tschetschenische Außenminister funkelte den Russen an. »Aber das wissen Sie ja. Tschetschenien hat gar nicht die Möglichkeiten, einen derartigen Angriff auf Ihre Hauptstadt durchzuführen.«
    »Tun Sie nicht so, als wäre ich naiv, Mr Maskadov. Selbstverständlich haben Sie die Möglichkeit. Ihr Volk hat schließlich mithilfe des Terrorismus überlebt.«
    Als der Mann ruckartig aufstand, hob sie die Hände. »Entschuldigung. Da habe ich mich vielleicht zu grob ausgedrückt, aber Sie verstehen meine Besorgnis. Heute sind Hunderte von britischen Bürgern gestorben, und ich bin sicher, dass Sie sich darüber im Klaren sind, wie schlecht die Zukunftsaussichten für derartige Gesprächsrunden wären, wenn herauskäme, dass eines Ihrer Länder darin verwickelt war.«
    »Wir werden Ihre Untersuchung mit vollen Kräften unterstützen und unsere eigenen Sicherheitsdienste anweisen, Ihnen bei Bedarf behilflich zu sein.«
    Alison McDonnell lächelte den Russen an. »Sehrfreundlich, Gospodin Nemov. Wären Sie doch nur eher so großzügig gewesen, uns Ihre Informationen zukommen zu lassen – wie ich gehört habe, wusste Ihr Geheimdienst von einem potenziellen Angriff. Vielleicht leiten Sie demnächst eine entsprechende Information weiter, bevor es zu spät ist?«
    »Bedauerlicherweise«, antwortete Nemov aalglatt, »erhalten wir täglich zahllose Drohungen und es ist nicht immer einfach, die ernsteren herauszufiltern. Und jene, auf die Sie meiner Meinung nach anspielen, gehörte nicht zu dieser Art Drohungen. Es war …«, er fuhr erst nach kurzem Zögern fort, »persönlicher, sagen wir mal so.«
    Obwohl die knisternden Stimmen in ihrem Ohr die Ankunft der Wagen dieser Würdenträger ankündigten, zögerte Abigail angesichts dieses Kommentars. Persönlicher? In der Information des Geheimdienstes ging es demnach um einen geplanten Angriff auf McDonnell selbst. Diese Neuigkeit überraschte sie so wenig, wie sie ihr Sorgen bereitete. Seit der Katastrophe im Eurotunnel war der nationale Sicherheitszustand auf kritisch erhöht worden und niemand war scharf darauf, ihn wieder herunterzustufen. Zu viele Drohungen schwirrten unaufhörlich durch das System. Trotzdem konnte man sich auf den russischen Geheimdienst normalerweise verlassen. Vielleicht hatte man nur das Ziel des Angriffs falsch eingeschätzt. London war heute jedenfalls getroffen worden.
    »Vielleicht sollten aber auch die MI6-Agenten, die Sie bei uns eingeschleust haben, besser aufpassen.« Nemov lächelte, bevor er seinen Brandy austrank.
    Abigail trat vor und drängte sich in das angespannte Schweigen. »Frau Premierministerin, meine Herren, Ihre Wagen sind vorgefahren, die Strecken sind gesichert.« Während sie noch sprach, sah sie das flüchtige Lächeln imGesicht der Premierministerin. Abigail konnte es ihr nicht verübeln. Dies war ein Tag, dessen Ende jeder herbeisehnte.

    Gegen Mitternacht war ihre Ablösung gekommen und Abigail brauchte nur eine Viertelstunde, um den Jogginganzug und die Laufschuhe anzuziehen und an den Wachposten vorbeizulaufen, die sie am Ende der Downing Street durch ein kleines Tor hinausließen. Ihre Füße trommelten einen stetigen Beat, als sie den St.-James-Park umrundete, ein Stück am Ufer der Themse entlang und schließlich in die Altstadt zu ihrer Wohnung in der Nähe der Fleet Street lief. Es war kein besonders langer oder anstrengender Lauf, aber er half ihr, sich für die Nacht zu entspannen. Früher hatte sie die klare Luft dazu benutzt, zur Ruhe zu kommen und den Gedankenstrom zu sortieren, der ihr durch den Kopf ging, aber in letzter Zeit schaltete sie einfach ab und überließ sich ganz ihrem Körper.
    Um sie herum verharrte London noch in tödlicher Stille, aber unsichtbare Menschen hatten bereits Fotos von Vermissten an Laternenpfähle und die massive graue Steinmauer am Fluss geheftet. Das Papier flatterte in der sanften Brise. Abigail blieb nicht stehen. Jeden Tag starben Menschen. Sie ließ der Leere die Oberhand. Darin lag ein gewisser Trost.
    Sie war fast zu Hause, als sie auf der anderen Straßenseite eine Gestalt in einem dunklen Anzug bemerkte. Einen überaus fetten Mann in einem dunklen Anzug.
    Sie blieb stehen und runzelte die Stirn. Ihr Herz klopfte von der sportlichen Anstrengung. Was machte er nach den Ereignissen des Tages um diese Zeit hier draußen? Ihre Haut kribbelte, nicht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher