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Die Farben der Finsternis (German Edition)

Die Farben der Finsternis (German Edition)

Titel: Die Farben der Finsternis (German Edition)
Autoren: Sarah Pinborough
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gepennt?«
    »Schuldzuweisungen könnt ihr später verteilen, Leute. Macht voran.«
    »Die aufgezeichnete Ansprache der Premierministerin geht jetzt raus.«
    »Scheiße, auf den Straßen muss der Teufel los sein.«
    »Weitere Feuer gemeldet.«
    »Der Infokanal muss frei bleiben.«
    »Chemikalien?«
    »Nicht bestätigt.«
    »Chem Teams sind auf dem Weg.«
    »Dann kümmern wir uns darum, wenn es so weit ist.«
    »Gott!«
    Abigail war offenbar die Einzige, die bereits gemerkt hatte, dass die Premierministerin den Raum betreten hatte, bevor sie etwas sagte.
    »Ist das am Ealing Broadway?« Alison McDonnells großes Gesicht war blass und sie starrte auf die laufende Berichterstattung, während sie darauf wartete, dass einer ihrer Mitarbeiter die Frage beantwortete.
    Abigail schwieg und lehnte sich an den Schreibtisch. Der Adrenalinstoß ließ ihr Herz schneller schlagen, aber der Notfall an sich ließ sie kalt. Sie spürte eine gewisse Distanz zu den Toten und Sterbenden auf dem Bildschirm. Ehrlich gesagt fühlte sie sich die meiste Zeit von allem distanziert.
    »Ja«, antwortete Andrew Dunne, der Leiter der Sicherheitspolizei, leise, als die Zerstörung auf der Leinwand für einige Minuten von dem Gesicht der Premierministerinverdrängt wurde, deren Mund sich bewegte, still und ernst, während sie die Leute zur Ruhe mahnte und ihnen riet, alle öffentlichen Verkehrsmittel zu meiden und zu Fuß nach Hause zu gehen.
    »Soweit wir wissen, gab es vor genau achtzehn Minuten drei Explosionen in unmittelbarer Nähe zueinander. Wir müssen uns an Ort und Stelle ein Bild machen, aber allem Anschein nach sind eine Bombe in einem Bus, eine in einem Auto und eine in einem Bekleidungsgeschäft detoniert, alle drei innerhalb von neunzig Sekunden. Die Menschen, die von der einen Explosion wegliefen, gerieten in die nächste und so weiter. Das Ganze war sehr gut geplant.«
    Er machte eine Pause und Abigail spürte, wie die Anspannung im Raum stieg. Die Stille in diesem Raum in der Downing Street stand in krassem Kontrast zu der hektischen Aktivität auf dem Bildschirm, wo die Rede zu Ende war und Journalisten zu den Unglücksorten eilten und die Lücken zwischen den neuesten Aufnahmen mit ihrem Geschnatter füllten. Von ihrem Standort in der Ecke aus meinte Abigail, ein sichtbar zufriedenes Funkeln in ihren Augen zu erkennen.
    »Gott«, wiederholte Alison McDonnell, »es ist Samstagmittag – die Straße war sicher rappelvoll.« Sie hielt inne. »Und wie sieht es in der U-Bahn aus?«
    »Wir haben noch keine Bilder, aber als gesichert gilt eine starke Explosion auf der Northern Line an der Tottenham Court Road vor vierzehn Minuten und eine weitere auf der District Line am Tower Hill. Außerdem haben wir unbestätigte Berichte« – er räusperte sich kurz, als steckten die Worte fest – »von einem ähnlichen Vorfall an der Liverpool Street auf der Central Line.«
    »Einem ähnlichen Vorfall?« Sie warf dem Polizisten einenscharfen Blick zu. »Wir reden hier von Bomben, Mann, nicht von Vorfällen. Da sterben Menschen, Dunne. Sie haben etwas Besseres verdient als unsere Beschönigungen.«
    Als das Telefon auf dem Schreibtisch klingelte, spürte Abigail, wie ein Zucken durch den Raum ging, als würde die Telefonverbindung den Terror auslösen, statt davon zu berichten. Dunne nahm ab und lauschte wortlos, bevor er wieder auflegte.
    »Hampstead. Zwei Explosionen.«
    »Guter Gott, hoffentlich war’s das.« Die Premierministerin sah aus, als wäre sie in der Viertelstunde, seit das Chaos London im Griff hatte, um Jahre gealtert. Als sie ihr Gesicht rieb, verschob sich die Haut wie loser Kitt. »Im Namen alles Heiligen, lass es das gewesen sein!«
    »Die Rettungsdienste sind vollauf beschäftigt und die Krankenhäuser sind so weit vorbereitet, wie es überhaupt möglich ist. Wir greifen jetzt schon auf alle entbehrlichen Hilfsmittel zurück.« Dunne machte eine Pause. »Aber es wird viele Todesopfer geben, Ma’am, da dürfen wir uns nichts vormachen.«
    Alison McDonnell seufzte und zeigte sich von ihrer weicheren Seite, die sie der Öffentlichkeit nur selten präsentierte. Dieser weibliche Anteil war unter ihrer maskulinen Politik der starken Hand verborgen. Selbst in ihrem Kabinett bekamen nur wenige Menschen ihre Anführerin so zu sehen, doch Abigail Porter verstand ihre Chefin. Beim Personenschutz war es auch zwingend notwendig, den Kunden zu verstehen.
    Die Premierministerin richtete sich auf und straffte die Schultern. »Ich weiß, es
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