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Die Farbe der Ewigkeit

Die Farbe der Ewigkeit

Titel: Die Farbe der Ewigkeit
Autoren: Dana Kilborne
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sie sich auf und rannte los.
    Das Entsetzen im Nacken stolperte sie durch finstere Gassen und Höfe, immer weiter und weiter, bis ihre Lungen wie Feuer brannten und das quälende Stechen in ihren Seiten sie zum Anhalten zwang. Keuchend lehnte sie sich an eine Hauswand, beugte sich vor und rang nach Atem. Dabei blickte sie immer wieder ängstlich die Straße hinunter.
    Niemand folgte ihr.
    Sie war allein.
    Erleichtert schloss sie die Augen, da spürte sie plötzlich ein leichtes Zupfen an ihrem Ärmel.
    „ Marhvaba, kiifik? – Hallo, geht es Ihnen gut?“
    Als sie eine junge Frau mit dem langen dunklen Haar erblickte, dachte sie sofort an das Monster in dem düsteren Hinterhof. Panisch schrie sie auf und lief weiter. Und blieb erst stehen, als sie auf eine größere Straße hinausstolperte und beinahe von einem Taxi überfahren wurde.
    Ohne auf die Schimpftiraden des Fahrers zu achten, öffnete sie die hintere Tür und ließ sich auf den Rücksitz fallen.
    „A l’hôtel Tarabulus ash-Sham“ , stieß sie atemlos hervor. „Vite, s’il vous plaît! Bitte, schnell!“
    Dies war nicht die erste Dschinniya , gegen die Nick kämpfte, aber er hatte es noch nie mit einer zu tun gehabt, die über solche Kräfte verfügte.
    Im Gegensatz zu dem hilfsbereiten Geist aus Aladin und die Wunderlampe oder ähnlichen Märchen aus Tausendundeiner Nacht, waren Dschinn in Wahrheit Dämonen der übelsten Sorte. Sie konnten jede nur erdenkliche Menschen- oder Tiergestalt annehmen, und sie waren abgrundtief böse.
    Wäre Nick auch nur ein paar Sekunden später aufgetaucht, hätte niemand der rothaarigen jungen Frau mehr helfen können. Die Dschinniya hätte sie getötet und ihre Seele in sich aufgenommen, wodurch die Dämonin dann noch stärker und mächtiger geworden wäre.
    Doch auch so war diese Ausgeburt der Hölle schon ein überaus ernst zu nehmender Gegner, und Nick begann sich zu fragen, ob er sich nicht zu viel zugemutet hatte. Er mochte kräftiger und leistungsfähiger sein als jeder normale Mensch, aber seine Kräfte fingen bereits an zu schwinden, während die teuflische Kreatur nicht einmal ansatzweise erschöpft wirkte. Ganz im Gegenteil! Und mit jedem Kratzer und jedem Biss, den sie ihm mit ihren langen Krallen und scharfen Raubtierzähnen zufügte, wurde Nick schwächer, wohingegen der Geruch seines Blutes die Dschinniya sogar noch anzustacheln schien.
    Ihm blieb nur noch eine Chance!
    Nick schloss die Augen und konzentrierte sich auf diesen speziellen Punkt in seinem Bewusstsein – das Zentrum seiner Kraft. In seiner Vorstellung handelte es sich um einen winzigen Feuerball, der sich in rasender Geschwindigkeit zu einem Inferno entwickeln konnte, und zwar nur mittels Kraft seiner Gedanken. Und wenn diese Macht erst einmal entfesselt war, hob sie das Gefüge der Zeit aus ihren Angeln – und die Welt blieb stehen.
    Schon spürte er, wie die Flammen durch seinen Körper pulsierten. Wie aus weiter Ferne drangen die schrillen Schreie der Dschinniya an sein Ohr.
    Und dann passierte es.
    Es war, als ob die Welt auf einmal den Atem anhielt. Kein Laut war mehr zu hören, das einzige Geräusch, das Nick vernahm, war das heftige Pochen seines eigenen Herzens.
    Er schien alles wie durch einen Schleier wahrzunehmen. Wie immer brauchte er ein paar Sekunden, um sich an diesen ungewohnten Zustand zu gewöhnen, dann setzte er sich in Bewegung.
    Er musste schnell handeln, denn jede Minute, die er den Stillstand aufrechterhielt, kostete ihn fünf Jahre seines Lebens.
    Rasch löste er sich aus der tödlichen Umklammerung der reglosen Dschinniya und zog mit einer geschmeidigen Bewegung das Messer, das er stets im Schaft seines rechten Stiefels bei sich trug. Als die Zeit wieder weiterlief, blieb der Teufelskreatur keine Gelegenheit mehr, sich zu fragen, wie ihr Gegner es geschafft hatte, sie zu überlisten.
    Er hielt ihr das Messer so dicht an die Kehle, dass es bei jeder noch so kleinen Bewegung ihre Haut ritzte. „Rede!“, befahl er in einem Tonfall, der keinen Widerspruch duldete. „Was wolltest du von der Kleinen? Und du solltest mich besser nicht anlügen, denn ich spüre es, ob jemand mir die Wahrheit sagt oder nicht!“
    Das entsprach zwar nur zum Teil der Wahrheit, aber immerhin. Nick besaß die Fähigkeit, kleinste Veränderungen von elektromagnetischen Schwingungen in seiner Umgebung zu registrieren – im Grunde funktionierte er damit so ähnlich wie ein handelsüblicher Lügendetektor, und seine Trefferquote lag zumindest
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