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Die Farbe der Ewigkeit

Die Farbe der Ewigkeit

Titel: Die Farbe der Ewigkeit
Autoren: Dana Kilborne
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grauen Lichtschimmer zu erkennen.
    „Hallo?“
    Ihre Stimme hallte so unheimlich von den Wänden des Tunnels wieder, dass es Hope eiskalt den Rücken hinunterrieselte. Sie musste sich regelrecht zum Weitergehen zwingen.
    Schließlich erreichte sie einen kleinen, zur Gänze von Häusern umschlossenen Hinterhof, auf dem sich so viel Sperrmüll stapelte, dass Hope die junge Frau zuerst gar nicht bemerkte.
    Sie kauerte vor einem durchgesessenen alten Sofa, in dessen Polsterung sich eine Mäusefamilie häuslich eingerichtet hatte, auf dem mit Schmutz und Unrat übersäten Boden. Langes schwarzes Haar ergoss sich über ihre Schulter. Das Gesicht in die Hände geborgen, hockte sie da und weinte. Hope wusste nicht, was hier los war, aber eines stand fest: Sie musste dieser Frau helfen.
    „Hey, Miss“, sagte sie leise, um sie nicht zu erschrecken, und näherte sich ihr vorsichtig. „Kann ich Ihnen irgendwie helfen? Puis-je vous aider? “
    Jetzt hatte sie die weinende Frau beinahe erreicht und streckte die Hand nach ihr aus.
    In diesem Moment verklang das Schluchzen.
    Die Frau drehte sich halb um und schaute zu Hope auf, die erschrocken nach Luft schnappte – sie blickte direkt in die grinsende Fratze eines albtraumhaften Monsters!
    Nick fuhr sich mit der Hand durch sein welliges hellblondes Haar und seufzte frustriert. Nicht zum ersten Mal an diesem Abend fragte er sich, was er hier eigentlich tat.
    Dieses seltsame Pärchen – Zack und Grazia – hatte ihm, nachdem er vor zwei Wochen mit ihnen zu einem seiner zahlreichen Unterschlupfe gegangen war, eine ziemlich haarsträubende Geschichte aufgetischt. Genau genommen war sie sogar so haarsträubend gewesen, dass Nick geneigt war, sie ihnen abzukaufen. Außerdem hielt er sich ohnehin schon viel zu lange in Beirut auf – es war ein Wunder, dass sie ihn noch nicht aufgespürt hatten.
    Und genau deshalb hatte er sich auf seine mitternachtsblaue Ducati Monstergeschwungen und war von Beirut auf direktem Weg nach Tripoli gefahren. Das Motorrad – der einzige Luxus, den er sich je erlaubt hatte – stand jetzt auf einem bewachten Parkplatz in der Nähe des Hauptbahnhofs, während Nick durch die Straßen und Gassen der Altstadt schlenderte und darauf wartete, dass irgendetwas passierte. Denn genau das waren Zacks Worte gewesen: Irgendetwas würde passieren.
    Angeblich hatten die beiden bereits erfolgreich verhindert, dass eine heilige Reliquie in die Hände der dunklen Mächte gefallen war. Bei diesem Artefakt sollte es sich um ein echtes Fragment des Kreuzes Christi gehandelt haben. Und nun waren Zack und Grazia von den Cherubim damit beauftragt worden, ihm ein Angebot zu machen.
    Bei den Cherubim handelte es sich um eine Gruppe von Angeli, deren Hauptaufgabe darin bestand, die Weisheit Gottes zu bewahren und zu verbreiten. Zwar hatte Nick nie persönlich eines dieser sagenhaften Wesen zu Gesicht bekommen, doch man sagte, dass sie Körper aus reinem Licht besaßen, was den Grad ihrer Erleuchtung symbolisieren sollte.
    Für diese Lichtgestalten sollte Nick jetzt einen magischen Gegenstand besorgen, den Zack als das „Amulett des Lichts“ bezeichnet hatte. Dieses Amulett war schon vor mehr als hundert Jahren verschwunden. Dass ausgerechnet er für diese Aufgabe auserwählt worden war, hatte wohl etwas mit einer Prophezeiung zu tun. So ganz war Nick die ganze Sache noch immer nicht klar – dafür etwas anderes umso mehr, nämlich der Lohn, den man ihm in Aussicht stellte, sollte es ihm gelingen, seinen Auftrag zu erfüllen: ein normales Leben.
    Genau das war es, wovon Nick schon träumte, seit er denken konnte. Denn er war ein Nephilim. Ein Wandler zwischen den Welten, Frucht der Liebe zwischen einem Angelus und einer Menschenfrau – etwas, das es eigentlich gar nicht geben durfte.
    Persona non grata.
    Von den Menschen gemieden, die spürten, dass er anders war als sie, befand er sich praktisch schon sein ganzes Leben lang auf der Flucht. Die Seraphim, eine spezielle Gruppierung unter den Angeli, die sich als das Strafgericht Gottes betrachteten und sein Wort stets so auslegten, wie es ihnen gerade gefiel, jagten ihn schon seit dem Tag seiner Geburt. Dabei ließ sich das, wonach Nick sich sehnte, in einem Wort zusammenfassen: Normalität.
    Wenn es einen Weg gab, die Vergangenheit hinter sich zu lassen und noch einmal ganz von vorn anzufangen, dann war er dafür bereit, alles – wirklich alles! – zu tun. Selbst wenn es nur ein Strohhalm sein mochte, an den er sich
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