Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die falsche Frau

Die falsche Frau

Titel: Die falsche Frau
Autoren: Katrin Mackowski
Vom Netzwerk:
goss das Gemüsewasser ab, verrührte die Salatsoße und träufelte sie über eine Schüssel mit Grünzeug.
    »Die war ziemlich nervös, Mann. Andauernd diese anonymen Anrufe. Jedes Mal, wenn ich ranging, lief sie rum wie ‘n aufgescheuchtes Huhn.«
    Katzan nickte.
    Claire hat mich betrogen, ratterte es in seinem Kopf, Claire hat mich betrogen, und dann beschloss er, nicht weiter darüber nachzudenken. Er wollte weg. Ein paar Tage noch, dachte er, und die Angelegenheiten, die seinen Vater und diese Wohnung betrafen, würden erledigt sein. Das Konto auflösen, einen Wagen für den Sperrmüll bestellen, den restlichen Mist, der sich noch in der Wohnung befand, beseitigen, ein paar Anrufe erledigen, das wär’s dann.
    »He!«
    Katzan hatte ihm viel zu fest auf die Brust getippt.
    »Riecht fantastisch!«
    François war dabei, die Soße abzuschmecken, und betrachtete seinen Freund aus den Augenwinkeln.
    Das war also Katzan. Katzan, der über die Jahre kaum gealtert war. Sein Gesicht wirkte jungenhaft und ausdruckslos. Ein bisschen zu ausdruckslos, dachte François, bevor sie sich zum Essen setzten.
     
    Wie oft hatten sie so zusammengesessen.
    Claire, Katzan und er. Von Zeit zu Zeit fand es Katzan amüsant, so zu tun, als würde er seinem Bruder Hörner aufsetzen und gab Claire flüchtige Küsse oder brachte ihr kleine Geschenke mit. Dann wieder kam er mit seinen blöden Sprüchen. Dass Kerle wie sie lieber allein bleiben sollten. Weiber, die würden nur Ärger bringen, und solche wie Claire ganz besonders.
    »Weißt du, dass ich einen Schwangerschaftstest im Bad gefunden habe, der positiv war?«, fing François wieder an.
    Katzan beugte sich tief über den Teller.
    »Nein! Was soll das?«
    François biss sich auf die Zunge.
    »Dass du Kinder willst?«, sagte Katzan. Dann schlang er so gierig, als hätte er einen Einsatz hinter sich. François kannte das. Sie hatten verlernt wie andere zu essen, die mindestens dreimal am Tag etwas in den Magen bekamen. Vielleicht aber waren sie auch von Natur aus gierig und einfach nicht satt zu kriegen.
    »Die kommt schon eines Tages wieder angeschnurrt«, sagte Katzan. »Wie ‘n Kätzchen. Wirst sehen.«
    François nickte. Plötzlich schöpfte er wieder Hoffnung, sprang auf, machte sich hinter der Tür zu schaffen und kam mit zwei Flaschen Wein wieder.
    »Rot oder weiß?«
    »Rot«, sagte Katzan. »Rot!«
    Frauen waren kein Thema.
    Schon gar nicht während der Einsätze. Die Bräute der Legionäre lauerten in Bars oder Bordellen, meist nur hundert Meter von den Lagern entfernt. Sie machten die Beine breit gegen schlechte Bezahlung, gegen ein oder zwei Drinks, und sie boten alles, was ein hungriger Legionär brauchte. Hatte sich doch mal eine verliebt und den einen oder anderen mit Sehnsüchten zurückgelassen, die der Wind lautstark um die Zeltwände trieb, waren diese Sehnsüchte auch schon wieder verflogen. In der flirrenden Hitze, auf hohen Felsvorsprüngen, zwei Fuß breit, darunter der Abgrund. Da konnte man diese Frauen, den Tod im Nacken, gut wieder loswerden. Meilen weiter, da kamen dann andere, die wieder den Kampfgeist infizierten. Wie eine Krankheit, die man gleichzeitig abschütteln und doch behalten wollte. Susan, Kitty, Rita und wie sie alle hießen. Man prostete sich zu, und diese Frauen waren ebenso gut oder schlecht wie alle anderen auch. Man nannte sie Fotze, kam aber nicht dagegen an, mit keinem Wort. Und dann ging die brennende Sehnsucht über in eine flatternde Nervosität, gegen die nur Rauschgift oder Alkohol half, bis zum nächsten Knockout, der nicht nur dem Gegner, sondern dieser Schwäche galt, der Liebe, die nichts verloren hatte unter den Soldaten.
    Eine Geschichte, die sich mit Claire, so dachte François, auslöschen ließ. Seit ihrem Verschwinden aber kam die Leere zurück.
    Es gab Nächte, in denen er wach lag und onanierte. Es gab Nächte, die so einsam waren, dass er nicht einmal wusste, ob er so, fühllos und verlassen, überhaupt noch existierte.
     
    »Du bist doch nicht wegen Claire hier«, sagte er endlich. »Wolltest du nicht längst wieder in Paris sein?«
    Natürlich war Katzan nicht gekommen, nur um mit ihm über Claire zu reden. Er war gekommen, um ihm ein Geschäft vorzuschlagen.
    Katzan, der zuerst mit den Händen in der Luft gestikulierte ohne zu reden, vielleicht suchte er nach Worten, nach dem Blick seines Freundes, der ihn nicht ansah, begann vorsichtig.
    »In drei Tagen legt die MS Jiri an. Mexikoplatz, du weißt schon.«
    »Was
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher